Baccara Extra Band 5
entfernt gelegene Stadt gefahren waren, die einen berüchtigten Ruf hatte. „Das hier ist ein sündiger Ort“, sagte sie beim Absteigen.
Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu. „Wie geschaffen für uns, oder?“
Ach ja, der Unterricht. Dimi schluckte hart. Auf einmal schien sie der Mut verlassen zu haben. Dann sah sie sich um und wäre fast aus den Schuhen gekippt, als sie erkannte, wovor sie geparkt hatten.
Ein Striptease-Club!
Oh mein Gott, wie komme ich hier bloß wieder weg? Nicht einmal mein Handy habe ich mitgenommen. Wie kann ich ihm sagen, dass ich nicht mehr …
Leise lachend nahm Mitch ihr den Helm ab und betrachtete sie eingehend. „Wenn du jetzt dein Gesicht sehen könntest …“
„Du findest das vielleicht lustig“, sagte sie spöttisch und wies auf das knallrote Reklameschild hin, auf dem ‚Wir bedienen Sie nackt‘ stand.
Auch er blickte kurz darauf und grinste. „Du hast vielleicht eine Fantasie.“ Dann nahm er ihre Hand und führte ihren Zeigefinger zu einem anderen Hinweisschild, auf dem ‚Öffentlicher Strand‘ zu lesen war.
„Ich wollte mit dir Sternschnuppen beobachten“, sagte er. „In Los Angeles kann man sie wegen der ganzen Beleuchtung gar nicht sehen.“
„Sternschnuppen.“
„Genau.“
Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Oh.“
„Und jetzt erzähl mir mal, was du dachtest, was ich mit dir in dem Club anstellen wollte?“, fragte er mit leiser Stimme.
„Hm …“
Kopfschüttelnd, aber immer noch lachend, führte er Dimi an der Hand über die Straße zu einem unglaublich schönen Strand. Der Mondschein spiegelte sich im Wasser wider, und der Sand sah wie Seide aus. Über ihnen raschelten Bäume, und von den Bergen wehte ein berauschender Duft zu ihnen.
Schweigend gingen sie nebeneinander. Auf einmal kam Mitch ihr gar nicht mehr so großstädtisch vor. Sicher, er trug diese schwarze Lederjacke und dunkle Jeans und strahlte Kultiviertheit aus, aber plötzlich glaubte sie auch hinter seine Fassade sehen zu können.
Ihr fiel ein, wie er versucht hatte, sie von dieser schrecklichen Schlagzeile abzulenken. Und sie erinnerte sich daran, dass er ihr trotz der Neckereien während der Sendungen nie zu nahe getreten war, selbst wenn sie es gewollt hätte.
Ein unangenehmer Gedanke.
Dimi hatte versucht, sich vor seinem Charme in Schutz zu nehmen, indem sie sich eingeredet hatte, dass das alles nur ein Job war. Doch als Mitch sie jetzt ansah, bekam sie sofort Herzklopfen. Und plötzlich war es ihr wichtiger als je zuvor, diese Frau zu werden, die sie in der Show darstellte. Ungezwungen und verführerisch wollte sie sein. „Mitch …“ Sie hielt an und drehte sich zu ihm um. „Was machen wir hier?“
„Weißt du das nicht?“
„Nein.“
Überrascht sah er sie an und setzte sich ans Ufer auf einen Felsen. Dann zog er Dimi zu sich.
Sie blickten sich tief in die Augen.
„Schade“, sagte er nach einer Weile. „Ich dachte, du wüsstest, was das alles sollte.“
„Wenn du damit meinst, dass ich dich am liebsten küssen würde, dann hast du wahrscheinlich recht.“
Er lachte leise. „Daran hatte ich auch schon gedacht.“
„Aber ehrlich gesagt, habe ich etwas Angst davor“, gab sie zu. „Nicht nur, weil ich den Männern abgeschworen habe oder weil wir zusammenarbeiten, sondern weil ich dich im Grunde gar nicht kenne. Ich weiß kaum etwas über dich.“
Mitch lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Dann betrachtete er die Sterne. „Was willst du von mir wissen? Ich bin für dich wie ein offenes Buch.“
„Ach ja?“, lachte sie.
„Nein, wirklich. Frag mich.“
„Ich will nicht neugierig erscheinen.“ Aber dann siegte doch die Neugier. „Okay, warum nimmst du alles so locker?“
„Fragst du das, weil du alles so ernst siehst?“ Als sie nickte, fuhr er fort: „Ich nehme auch viele Dinge ernst, Dimi.“
„Und welche?“
„Mein Motorrad zum Beispiel. Da verstehe ich keinen Spaß.“
„Nein, ich meine irgendetwas Wichtiges.“
„Mein Motorrad ist wichtig.“
„Siehst du?“, sagte sie frustriert. „Du nimmst mich nicht ernst.“
„Na gut.“ Sein Lächeln verschwand. „Ich nehme das Leben sehr ernst.“
Dimi sah, wie er schmerzlich zusammenzuckte. Es rührte sie, seinen wunden Punkt getroffen zu haben. „Was ist passiert, Mitch? Hast du … jemanden verloren?“
„Ja“, antwortete er mit belegter Stimme. „Meinen Bruder Daniel. Er starb an einem Aneurysma an seinem neunundzwanzigsten
Weitere Kostenlose Bücher