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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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hören können.
    Auch Godwyn hörte davon, aber es war wie immer: Er kam nicht an sie ran, und auch als er ihre Eltern informierte,
weigerte sich Amy, über ihre offensichtlichen Probleme zu sprechen. Sie machte einfach dicht. Offiziell wurde ihre neue, überschlanke Silhouette von ihrem Management mit »exzessiven Besuchen in einem Gym« erklärt.
    Auch dem Musiker Kristian Marr fiel Amys Veränderung auf. Er hatte sie bereits im Sommer 2003 im »Good Mixer« kennengelernt und würde die nächsten Jahre zu einem ihrer engsten Vertrauten werden, sie auf ihrem tragischen Weg begleiten – bis zu ihrem Tod.
    »Wenn es um ihre Karriere ging, erschien Amy mir sehr fokussiert, denn sie arbeitete hart«, sagte er nach ihrem Tod in einem ausführlichen Interview mit der »Daily Mail«. »Ich glaube, ihre Alkoholprobleme kamen aber erst ein Jahr nach ›Frank‹, als sie damit begann, gegen den Druck, der sich durch ihre zunehmende Berühmtheit aufbaute, anzukämpfen. Sie trank zwar schon immer recht viel und mag wohl auch die eine oder andere Zigarette geraucht haben, aber sie nahm Anfang des Jahres 2005 sicherlich noch keine harten Drogen.«
    Der damals 22-jährige Gitarrist, der aus der nordenglischen Provinz nach London gekommen war, um seine eigene Karriere voranzutreiben, hatte an ihrem ersten gemeinsamen Abend gegen die gleichaltrige Amy beim Pool verloren.
    »Wahrscheinlich war das auch gut so«, sagte er, »denn ich stellte fest, dass ihr Queue meistens quer durch den Pub flog, wenn sie verlor. Aber ich dachte: ›Wow, was für ein tolles Mädchen! Sie kann trinken, Pool spielen, singen, und sie hat Haltung!‹ Erst als ich Amy später besser kennenlernte, merkte ich, dass sie eigentlich nur diese
Haltung besaß, da ihr unter dem dreisten, draufgängerischen Äußeren in Wahrheit das Selbstvertrauen fehlte. Vielleicht erkannte sie ja ihr eigenes Talent nicht oder sie hatte Angst davor, wohin ihre Begabung sie führen könnte. Heute bin ich der Meinung, es war wohl ein bisschen von beidem.«
    Ob Amy und Kristian nach ihrer letzten Runde Pool miteinander ins Bett gingen, ist unwichtig, viel entscheidender als ein bisschen Sex (der für Amy häufig bloß zu einem gelungenen Abend dazugehörte) war die Tatsache, dass sie und Kristian sich in der Folgezeit nie ganz aus den Augen verloren – auch wenn sie sich jetzt über einen längeren Zeitraum von beinahe zwölf Monaten kaum noch persönlich begegnen sollten. Denn Amy war zu diesem Zeitpunkt ja noch mit den letzten Vorbereitungen und Planungen zum Release ihres Debütalbums beschäftigt und ging dann nach der Veröffentlichung auf Tournee. Aber sie telefonierten regelmäßig miteinander.
    War Kristian – ein attraktiver und junger begabter Musiker, der ihr auf Anhieb gefiel, mit dem sie sich hervorragend verstand, und der offensichtlich bindungswillig war – einfach nicht ihr Typ? Oder war vielleicht ausgerechnet die Tatsache, dass er solo war, der Grund, warum sie »nur« Freunde wurden? Vieles spricht dafür.
    Die Londoner Psychologin Alix Needham, die zu den angesehensten VertreterInnen ihrer Zunft gezählt wird (und vor allem von Mitgliedern der Londoner MusikSzene für ihre therapeutische Arbeit geschätzt wird), vermutet, dass Marr tatsächlich nicht in Amys Beuteschema passte, eben weil er für sie erreichbar war.
    »Die meisten Frauen, die ihren Vater früh verloren
haben, fühlen sich zu Männern hingezogen, die nicht verfügbar sind. Signalisiert ein Mann dagegen seine Zuneigung, fällt er sofort aus dem Raster raus, da dieses Verhalten nicht dem Beziehungsgrundmuster entspricht, das diese Frauen seit ihrer Kindheit gespeichert haben.«
    Doch die bekannten (und unwidersprochenen) Fakten wiesen deutlich darauf hin, dass die Wurzeln von Amys obsessiver Persönlichkeitsstruktur in ihrer Kindheit begraben liegen dürften, so Needham.
    »Wenn ein Kind sehr früh das Gefühl entwickelt, dass die Mutter es nicht liebt, weil die Mutter das Kind beispielsweise ignoriert und dieses Kind nun vor allem den Vater liebt, der jedoch nicht nur selten da ist, sondern plötzlich ganz aus seinem Leben verschwindet, dann braucht es häufig nur Kleinigkeiten wie eine abschätzige Bemerkung oder eine abfällige Geste der Mutter, aus der sich später eine Lawine entwickelt.«

Kapitel V
▶ Rehab
    Liebe und Entzug
     
     
    N ein, es war keine Liebe, sondern eher Lust auf den ersten Blick, als sie sich im ›Good Mixer‹ begegneten«, erzählte Peter Brydon, ein enger Freund von

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