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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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auch keine Zweifel, und der Rest, nun ja, da unterstellte man Amy Entwicklungspotenzial.
    »Am glücklichsten war sie im Studio, wo sie mit anderen Musikern an irgendeinem Projekt rumbasteln konnte. Da fühlte Amy sich zuhause«, schrieb Nick Godwyn, »und sie mochte es ja auch, unterwegs zu sein. Aber auf der Bühne fühlte sie sich nicht wohl, glaube ich. Denn für sie war das Singen eine außerordentliche Erfahrung, fast schon ein spiritueller Akt. Manchmal sah sie regelrecht weggetreten aus – so als wäre sie in ein Paralleluniversum abgetaucht.«

    Das sollte sich nicht ändern, auch später nicht, als sie mit »Back to Black« mühelos die großen Hallen füllte. Amy selbst sehnte sich zeit ihres Lebens danach, ihre Performance zu verbessern:
    »Ich wünsche mir so sehr, meinen Kontakt mit dem Publikum zu intensivieren und ihm eine bessere Show zu bieten«, sagte sie selbstkritisch in einem Interview, die sie nach ihrer ersten England-Tour gab, »aber ich muss mich immer so stark auf meine Musik konzentrieren, dass ich das Publikum regelrecht vergesse – und ihm vielleicht nicht die Aufmerksamkeit schenke, die es verdient …«
    Aber das Publikum begann sie zu lieben (auch wenn sie sich auf der Bühne häufig an ihren Mikrofonständer klammerte oder damit begann, verlegen an sich herumzuzupfen) und ihre Musik sowieso, die ja so erfrischend anders war, so emotional und modern und trotzdem fest in traditionellen Musikstilen verwurzelt.
    »Ich habe vier ihrer Konzerte gesehen, und nicht ein einziges Mal war sie entspannt oder fühlte sich wohl«, schrieb der renommierte Musikkritiker Tim de Lisle in seinem Nachruf auf Amy im Juli 2011 in der Londoner »Mail on Sunday«. »Das erste war noch, bevor sie berühmt wurde, im »Jazz Cafe« in Camden, einem kleinen, freundlichen Laden, der ihr noch dazu einen Heimvorteil bot. Eine gesunde 20-Jährige in einem hübschen schwarzen Cocktailkleid, in dem sie auch bei der Bar-Mizwa ihres kleinen Bruders gut ausgesehen hätte. Als sie sang, schien ihre Riesenstimme aus dem Nichts zu kommen. Doch was immer sie auf der Bühnenschule gelernt hatte – mitreißende Bewegungen oder Präsenz waren es nicht.«

    Am Ende des Jahres 2004 hätte Amy sich eigentlich in einem Stimmungshoch befinden müssen. Im Mai hatte sie den »Ivor Novello Award« für den »Best Contemporary Song« (»Stronger Than Me«) erhalten, sie war nach ihren ersten Konzerten im Ausland mit Lob überhäuft worden; sie wurde für den BRIT-Award nominiert und trat auf mehreren großen Festivals auf: im Juni in Glastonbury, im August beim »Jazz World Stage« sowie beim »V-Festival« in Chelmsford. Im September durfte sie beim »Mercury Music Prize« in London auf die Bühne, für den sie auch nominiert war – den Preis für das »Album of the Year« gewannen jedoch die schottischen Indie-Rocker Franz Ferdinand. Und schließlich wurde ihr Album »Frank« mit Platin ausgezeichnet. Doch je mehr Komplimente, Anerkennung und Bewunderung Amy zuteilwurden, desto merkwürdiger wurde ihr Verhalten, denn auf all diese positiven Reaktionen reagierte sie mit Ablehnung, anstatt sich (erwartungsgemäß) über ihren Erfolg zu freuen. Anfangs erklärte man dies mit ihrer Unsicherheit (oder einer besonders ausgeprägten Bescheidenheit), aber vor allem »die beiden Nicks« stellten bald fest, dass sie offenbar tatsächlich der Meinung war, dass sie all das Lob nicht verdiente.
    Nick Godwyn beschrieb diese eklatante Veränderung in Amys Haltung mit den Worten, sie wäre in jener Zeit immer häufiger »wie Tag und Nacht gewesen«. Einerseits konnten sie auf dem Rückweg vom »V«-Gig in Chelmsford fröhlich und ausgelassen im Auto Aretha Franklins »Respect« grölen und dabei schunkeln; andererseits brüskierte sie ihr Management immer wieder aufs Neue:
    »Nick und ich wussten es schon vorher, dass sie den
›Novello‹ gewonnen hatte. Wir hatten es ihr aber noch nicht erzählt, und deswegen wurde sie sauer. Wir kamen zurück in unser Büro, um die Sache gebührend zu feiern. Dort lag auch ein großer Strauß Blumen von der Plattenfirma. Sie hob ihn auf, blickte uns finster an und warf ihn demonstrativ in den Papierkorb. Schon war der Tag für sie gelaufen. Denn warum sollte ihr jemand Blumen schenken?«
    Auch als »Frank« den ersehnten Platin-Status erreicht hatte, dachte Godwyn zunächst, Amy würde sich darüber freuen.
    »Ich überreichte ihr die Platin-CD nach einem gelungenen Gig, backstage. Doch sie zuckte bloß

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