Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
wohlwollend im Auge zu behalten und nur, wenn es wirklich auszuarten drohte, korrigierend einzugreifen.
Auch Blake, Amys große Liebe, sah sich längst als Teil dieses Systems. Und Amy raubte ihm nicht selten die Luft zum Atmen, zunehmend auch den letzten Nerv. Anfang Mai 2007 dürfte er sich innerlich wieder für den Absprung bereitgemacht haben. Er hatte wohl wieder einmal die Schnauze voll, die »Matriarchin« (so nannte Alex Foden Amy einmal) zu ertragen , die ihn unentwegt mit Drogen und selbstgemachten Fleischbällchen verwöhnte, um ihn bei Laune zu halten. Sie konnte ja auch nicht anders. Ihr wiederum dürfte Blakes verändertes Verhalten nicht entgangen sein. Amy, von Verlustängsten gepeinigt, spürte deshalb sicherlich schnell, was ihn bewegte, und dass es in ihm wieder zu rumoren begann. Sie dürfte sich ebenfalls an ihre eigenen Worte erinnert haben, als sie ihn nach ihrer ersten Trennung den Medien gegenüber als ritterlich und hochanständig beschrieben hatte, als Mann mit einem stolzen Charakter, den sie immer lieben würde.
Für Amy war es daher wichtig, ihn noch fester an sich zu binden – er solle bei ihr bleiben, »bis dass der Tod sie scheide«. Selbstverständlich würde sie ihm bereitwillig und furchtbar gerne dieses Versprechen geben – auch das Publikum würde entzückt reagieren.
Für das Arrangement der fast schon überraschend freudlosen Trauungszeremonie in Miami am 18. Mai 2007, die etwas überhastet und in aller Heimlichkeit vollzogen wurde, bezahlte Amy gerade einmal 60 Dollar. Das war erstaunlich wenig Geld für eine so große Überraschung. Vor allem für Amys Eltern, Janis und Mitch. Sie freuten sich wahrscheinlich nur sehr verhalten über die Ehe und ihren Schwiegersohn.
Vor allem da Blake, der in der Vergangenheit schon mehrmals polizeiauffällig geworden war, im November 2007 auch noch wegen Behinderung der Justiz (bei den Ermittlungen wegen schwerer Körperverletzung aus dem Jahr 2006, die demnächst verhandelt werden sollte) einem Londoner Gericht vorgeführt wurde. Blake sollte versucht haben, den Barmann, den er 2006 zusammen mit anderen schwer verletzt hatte, von einer Zeugenaussage vor Gericht abzubringen. Es war gut möglich, dass Blake diesmal nicht bloß mit einer Verwarnung oder einer Bewährungsstrafe davonkommen würde. Und tatsächlich landete er nach einer kurzen Anhörung direkt im Untersuchungsgefängnis.
Wer letztendlich genau die Idee hatte, das Opfer, das ein gebrochenes Jochbein zu beklagen hatte, mit 200 000 Pfund dazu zu bewegen, die Anzeige zurückzuziehen (oder sich eine Zeitlang ins Ausland abzusetzen, bis das Delikt verjährt wäre), steht bis heute nicht klar fest. Vor
der eigentlichen Gerichtsverhandlung kam es jedenfalls nachweislich zu mehreren Treffen zwischen Blake und dem Barmann James King, mit dem er sich 2006 vor dem »Macbeth«-Pub im nördlich gelegenen Stadtteil Hoxton die heftige Schlägerei geliefert hatte.
Was Blake jedoch nicht ahnen konnte war, dass jemand dem »Daily Mirror« einen Tipp gegeben hatte. Abhöraktionen gehörten zum täglichen Geschäft der Londoner Reporter, und für eine gute Story machten sich die Journalisten bereitwillig zu Gehilfen der Strafverfolgung. Das hier würde eine sehr gute Story werden, da konnten sie sich sicher sein. Und sie sollten Recht behalten: Die Skandalmeldung ging um die ganze Welt.
Blake würde sich verdammt warm anziehen müssen. Und Amy erst recht.
Amy ging es zu jener Zeit ohnehin nicht gut. Bereits am 9. August 2007 hatte sie die Schlagzeilen mit einem Thema beherrscht, das nichts mit ihrer Musik zu tun hatte.
Ihr war in der Nacht zuvor in einem Londoner Krankenhaus der Magen nach massivem Alkohol- und Drogenmissbrauch ausgepumpt worden. Sie würde das zwar stets bestreiten, aber später würde nicht nur Blake (nach seiner Trennung von Amy) diesen Vorfall bestätigen, sondern auch Janis Winehouse.
Amy soll auf einer Kneipentour durch London mit Freunden mehrere »Drogencocktails« aus Ecstasy, Kokain und Ketamin (einem Beruhigungsmittel für Pferde) eingeworfen und mit massenhaft Wodka und ihrem favourite drink »Jack Daniels« runtergespült haben. Als sie plötzlich einen Krampfanfall erlitt und dabei Schaum aus ihrem
Mund trat, brachten Blake und eine Freundin (Juliette Ashby, wie Blake später verriet) sie in die Notaufnahme.
Janis, die ihren Schwiegersohn nicht ausstehen konnte, kommentierte den Vorfall und Blakes damaliges Verhalten während der Dreharbeiten zur
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