Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
empfinden wollen, die Wunder des Unentdeckten, die Abenteuer des Ungewöhnlichen
und die Frische des Unverdorbenen zu entdecken und sich dabei von der exotischen Umgebung stimulieren zu lassen«, lautet das Versprechen der Ferienanlage.
Unter der karibischen Sonne sollte Amy sich erholen, Kraft tanken und nach Möglichkeit ihr Alkoholproblem in den Griff kriegen. Und vielleicht auch ein wenig arbeiten. Amy wohnte in einem von insgesamt vier Strandhäusern, die sie gemietet hatten, ihr Vater Mitch und ein paar Freunde wohnten im zweiten, und das dritte war ein Aufnahmestudio, wo Amy an ihrem neuen Album arbeiten und sich gleichzeitig auf ein Konzert vorbereiten sollte, das sie im Rahmen des St.-Lucia-Festivals auf der Insel geben wollte. Das vierte Haus war für Gäste vorgesehen.
Später würde Daphne Barak über ihre Begegnungen mit Amy und ihrer Familie ein Tagebuch verfassen (und dieses auch als Buch veröffentlichen), mit dem sie ihre Fähigkeit als genaue Beobachterin unter Beweis stellen – und das außerdem weit über die Filmaufnahmen hinausgehen würde, was die Intensität betrifft.
Sie beschreibt darin beispielsweise detailliert, wie sie einmal – am Freitag, den 24. April – am Pool stand und sich gerade fragte, wann Amy Winehouse ihr Ferienhaus endlich verlassen würde, als plötzlich eine kleine Gestalt auf sie zuhüpfte, sich an sie klammerte und sie mit Küssen bedeckte, als wäre sie eine alte, beste Freundin. Kurz darauf wurde die Journalistin von der Sängerin zum Abendessen eingeladen. Das Dinner verlief selbstverständlich nicht ganz so, wie Amy es angekündigt hatte.
»Ihre anderen neuen Freunde treffen ein: Ein italienisches Paar und deren Tochter, etwa sieben Jahre alt, und
eine Freundin des Mädchens. Sofort verlässt Amy den Tisch, läuft ihnen nach und zeigt ihnen, wie man tanzt. Sie mag 25 Jahre alt sein, aber ihr Körper ist so klein und schmal, dass man glauben könnte, da tanzen drei kleine Mädchen. Es gibt Wellen von Gelächter, während sie in den nächsten beiden Stunden spielen; es ist offensichtlich, dass sich Amy mit diesen Mädchen viel sicherer fühlt, als in der Gesellschaft Erwachsener«, schreibt Daphne Barak. »Als das Essen kommt, besteht sie darauf, uns zu servieren. Jeder muss mit Reis auf dem Teller anfangen, bestimmt sie. Als sie mit dem Austeilen beginnt, fällt mir auf, dass sie den Teller kaum festhalten kann, so stark zittern ihre Hände.«
Amys körperlicher und geistiger Zustand war im Frühjahr 2009 beunruhigend, und Daphne Barak gelang als einer der wenigen Journalisten mit ihrer Dokumentation ein sehr glaubwürdiger und aufrüttelnder Blick auf Amys damalige Situation.
Ein paar Monate zuvor, kurz nach ihrer Ankunft auf St. Lucia Ende November 2008, hatte Amy jedoch ganz andere Schlagzeilen gemacht und nicht zuletzt auch für Verwirrung gesorgt. Der Grund hieß Josh Bowman. Der damals 21 Jahre alte britische Schauspieler war ein gut aussehender Mann aus bester Familie, der im Dezember mit seinen Eltern ebenfalls im »LeSport« Urlaub gemacht hatte.
Die damals geschossenen Fotos der Paparazzi zeigten Amy im knappen Bikini, wie sie sich am Strand an seinen muskulösen Körper schmiegt. Natürlich waren auch
gleich die passenden Interviews dazu gemacht worden, denn ganz England wünschte ihr zu diesem Zeitpunkt, dass sie ihren »durchgeknallten Ehemann, der im Gefängnis sitzt und zugegeben hat, sie auf harte Drogen gebracht zu haben« endlich in den Wind schießen würde.
Ihr Vater Mitch äußerte sich zu Blake damals differenzierter:
»Ich kann verstehen, was sie durchmacht, und auch, was er durchmacht. Die beiden lieben einander und sind doch zu der Einsicht gekommen, dass sie einander nicht sehen dürfen. Es wäre für beide gefährlich. Aber ich verstehe, wie schwer es sein muss, gerade den Menschen nicht treffen zu dürfen, den man liebt. Schau, vielleicht eines Tages, wenn sie beide clean und stark genug für eine solche Begegnung sind, werden sie sich wieder sehen. Aber im Moment wissen beide, dass das nicht geht.«
Für Amy war der scheinbare Urlaubsflirt mit dem attraktiven Schauspieler jedoch die große Liebe. Zumindest erzählte sie das »News Of The World« exklusiv und sagte dem Blatt auch, dass der Anblick eines verstörenden Zeitungsfotos von ihr unter Drogeneinfluss die Wende eingeleitet und sie dazu gebracht habe, nach St. Lucia zu reisen:
»Meine Haut war voller Flecken, ich sah so blass und ausgemergelt aus. Ich dachte mir,
Weitere Kostenlose Bücher