Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
fast acht Monate auf der Karibikinsel. Sie sah zwar bei ihrer Rückkehr nach London (bei der sie weinte) etwas gesünder und gefestigter aus, aber die Hoffnungen, sie könnte dort ihr Alkoholproblem verringern, hatten sich nicht erfüllt.
Im Sommer 2009 sprachen Amys Eltern Mitch und Janis beim Sender ITV über die Sorgen, die ihnen Amys Gesundheit nach wie vor bereitete. Sie sagten, Amy würde ihren Alkoholmissbrauch leugnen.
»Sie braucht unbedingt sofort Hilfe – aber sie meint, es sei alles in Ordnung und lässt niemanden an sich heran«, sagte Janis Winehouse.
Ihre Eltern erklärten, sie nehme nach wie vor an einem Drogen-Ersatz-Programm teil, würde aber immer noch trinken, und Alkohol wäre mittlerweile nicht nur ein weiteres, sondern bald ein noch größeres Suchtproblem als die bereits vorhandenen.
»Ich habe alles versucht«, fügte Mitch, den Tränen
nahe, hinzu, »ich habe ihr gesagt: ›Amy, du musst dies und jenes tun, du musst dich von Ärzten behandeln lassen, tu etwas – du bringst mich um und deine Mutter auch.‹ Es hat nichts genutzt.«
Zu allem Überfluss war Amy von einem dritten Album inzwischen sicherlich weiter entfernt als die Erde vom Mond. »Back to Black« leuchtete zwar immer noch als Stern am Pophimmel, doch der Rückhalt, den sie bei Island Records noch immer genoss, dürfte um diese Zeit langsam geschwächelt haben. Denn die Plattenfirma hatte sich an Amys karibischem Kur- und Arbeitsaufenthalt finanziell beteiligt. Das Ergebnis war aber aus professioneller Sicht gleich null gewesen. Die Hoffnungen, die vielleicht größte Soulsängerin des neuen Jahrtausends könnte auf einem neuen Album noch einmal zur Höchstform auflaufen, schwanden rapide dahin. Doch nach außen hin hielt man noch fest zu seiner Künstlerin.
Immerhin trafen sich Amy und Mark Ronson in diesem Sommer, um eine Coverversion von Leslie Gores Hit »It’s My Party« aufzunehmen. Dieser Song, 1963 eine Nummer eins in den USA, war für ein Tribute-Album für Quincy Jones geplant. Es sollte »Q Soul Bossa Nostra« heißen und im November 2009 erscheinen. Es war das erste Mal, dass die beiden seit den (abgebrochenen) Arbeiten für den James-Bond-Titelsong wieder zusammenarbeiteten.
Da ihre Arbeit im Studio reibungslos und nicht zuletzt auch erfolgreich verlief, wurde verabredet, dass Amy den gebürtigen Engländer und seine neue Band »The Business International« beim Debütauftritt am 6. Juli 2009 im »Club 100« verstärken sollte. Amy stand dann auch brav während des halben Auftritts oben auf der Bühne, sang
aber lediglich »Valerie« – und das laut eines Kommentars der BBC denkbar schlecht, denn »sie vergaß eine Menge Text«. Auch der »New Musical Express« berichtete, Amy habe »die komplette erste Strophe vergessen«. Amy gab dies, indirekt aber wie immer ehrlich zu, indem sie erklärte, sie wäre verunsichert gewesen, welche Version von »Valerie« an diesem Abend überhaupt gespielt wurde: Sie »hätte ein paar Momente gebraucht um zu merken, dass die Band eine andere Fassung spielte als die, die sie vorher gemeinsam geprobt hatten«.
Durchweg positive Reaktionen auf Amys Mitwirken gab es hingegen auf die Veröffentlichung eines Samplers mit dem Titel »Rhythms Del Mundo Classics«, auf dem sie mit einer Coverversion von Sam Cookes 1961er Hit »Cupid« vertreten war. Das Album, auf dem außer ihr auch Größen wie »Keane«, »The Editors«, »The Killers« und die »Rolling Stones« mit Coverversionen vertreten waren, wurde zugunsten des »Artist Project Earth« (APE) veröffentlicht, einer Organisation, die die Opfer des Klimawandels und von Naturkatastrophen unterstützt.
Ihr Name zog also noch immer.
Am 16. Juli 2009 wurde Blakes Scheidungsantrag gerichtlich zugelassen. Amy war zu diesem Zeitpunkt untergetaucht und versuchte, sich auf den offiziellen Start ihres eigenen Plattenlabels »Lioness Records« zu konzentrieren. Denn die Arbeiten am Debütalbum ihrer Patentochter Dionne – »Introducing Dionne Bromfield« – waren in der heißen Phase. Amy sang die Begleitstimme für die geplante erste Single-Auskopplung (»Mama Said«). Und sie sang gut.
»Das war es, was sie von anderen abgehoben hat. Ihre Stimme war wie die von Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Dinah Washington, ja, sie sang in dieser Liga. Sie war die herausragende Stimme in ihrer Generation. Sie gehörte zu den größten Stimmen, die es jemals gegeben hat. Diese Stimme hat dich mit ihren Emotionen einfach
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