Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
Mädchen, du musst dich wieder einkriegen oder du bist bald tot. Ich war depressiv, nahm Drogen und hatte keinen Funken Leben mehr in mir. Hierherzukommen hat alles verändert.« Dann fügte sie hinzu, dass Bowman sie glücklich mache. »Er könnte meinem Ehemann nicht unähnlicher sein, was nicht schlecht ist. Josh sieht so gut aus, und er ist clean, und das liebe ich an ihm. Ich habe einen Riesenspaß mit seiner
Familie, obwohl sie so piekfeine Leute sind. Wenn ich mit Josh zusammen bin, brauche ich keine Drogen, um mich gut zu fühlen, mit ihm geht es mir fantastisch.«
Und zwar genau so lange, bis Josh Bowman (der zwölf Monate später mit dem amerikanischen Mädchenidol Mylie Cyrus den Film »So Undercover« drehte), St. Lucia als braver Sohn mit seinen Eltern wieder verließ. Jedenfalls hörte die Öffentlichkeit nichts mehr von der großen Liebe und von Josh – und Amy hörte wahrscheinlich auch nichts mehr von ihm.
Aber Blake hatte im Januar 2009 die Fotos von Amy und Josh gesehen. Und die verbale Ohrfeige von Amy gelesen. Er hatte daraufhin seinen Anwalt gebeten, die Scheidung einzureichen. Sie hatte ihn öffentlich betrogen.
Spätestens jetzt wurde es jedoch komplizierter, als es zunächst aussah: Denn Amy war im Dezember 2008 mindestens ein Mal aus St. Lucia zurück nach London geflogen.
Einerseits wohl, um die Gründung ihres Plattenlabels namens »Lioness Records« voranzutreiben. Als erste Künstlerin würde sie ihre Patentochter Dionne Bromfield unter Vertrag nehmen. Der Teenie mit der starken Stimme war eine der zahlreichen »kleinen Amys« (dazu wurden unter anderen auch Duffy, später Adele gezählt), die in dieser Zeit im Musikbusiness hoch gehandelt wurden. Amy verriet der »Sun« im September 2009, der Firmenname »Lioness Records« sei von einem Kettenanhänger inspiriert, den sie von ihrer Großmutter Cynthia bekommen hatte, die 2006 gestorben war.
»Meine Oma war meine beste Freundin«, erzählte Amy. »Sie war der liebste, stärkste, großartigste Mensch, den
ich jemals getroffen habe, und als ich darüber nachdachte, wie das Label heißen sollte, fiel mir die Kette in die Hand, und ich wusste sofort, dass ich es ›Lioness‹ nennen würde, Cynthia zu Ehren.«
Die talentierte Dionne war die Tochter einer britischen Mutter und eines jamaikanischen Vaters. Ihre Mutter, die ebenfalls in der Musikbranche arbeitete, war eine alte Bekannte von Mitch gewesen, und Amy hatte manchmal auf ihre Kleine aufgepasst und ihr dabei auch das Gitarrespielen beigebracht. Aus diesem herzlichen Verhältnis ergab sich zunächst die Patenschaft und dann, als Dionne 13 Jahre alt war, zusätzlich die Geschäftsbeziehung. Dionne würde sich dabei bis zu Amys Tod auf ihre Patentante verlassen können: Nach ihrem Auftritt am 20. Juli 2011 im »Camden Roundhouse«, drei Tage vor Amys Tod, sagte sie noch:
»Sie ist nicht nur meine Patin, sondern auch mein Boss und mein Mentor – also kriege ich drei zum Preis von einer!«
Dionne erschien erstmals im Frühjahr 2008 auf der Bildfläche, als Amy ein Video postete, auf dem sie selbst Gitarre spielte und Dionne »If I Ain’t Got You« von Alicia Keys sang – aufgenommen in der Wohnung von Pete Doherty. Dionne war damals zwölf Jahre alt, und die Wohnung des »Skandalrockers« schien – auch aus heutiger Sicht – sicherlich kein besonders geeigneter Aufenthaltsort für ein junges Mädchen zu sein.
Dionne sprach jedoch stets voller Respekt und Zuneigung über ihre Patentante:
»Sie liebte es, mich zu bemuttern – Amy ist eine sehr jüdische Mutter!«
Auch war sie geübt darin, missliebige Fragen nach Amys selbstzerstörerischem Lebenswandel abzubügeln:
»Was Amy mit ihrem Leben macht, ist allein ihre Sache …«
Als sich Amys Probleme mit Drogen und Alkohol dann zuletzt verschärften, schienen die beiden die Rollen zu tauschen.
»Sie erklärte, ich sei ihre ältere Schwester«, sagte Dionne, »was ich echt cool und nett von ihr fand. Als ich vor ein paar Tagen mit ihr zusammen war, sagte sie so was wie ›Du bist so viel klüger als ich‹ – und ich meinte nur ›Ah, Danke!‹«
Ihren Londoner Kurzaufenthalt hat Amy aber nicht nur dazu genutzt, die Gründung ihres Labels voranzutreiben, sondern wohl auch dazu, Blake in Suffolk zu treffen, wo er inzwischen im Edmunds-Hill-Armeegefängnis seine Haftstrafe verbüßte. Und Blake hatte gerade Hafturlaub bekommen.
Die Zeitungen kriegten das natürlich spitz und ergingen sich in süffisanten
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