Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
Vom Netzwerk:
Moskau. Amy soll angeblich eine Million Pfund Gage erhalten haben – und ihr erstes komplettes Set seit zwei Jahren soll »sensationell gut« angekommen sein.
    Nach diesem erfolgreichen und lukrativen Ausflug nach Moskau entschloss sich Island Records, Amy auf eine Minitournee nach Brasilien zu entsenden, als Headlinerin . Dahinter steckte womöglich die Absicht, Amys Belastbarkeit auszuloten und erneut zu versuchen, das dritte Album in Angriff zu nehmen. Der Produzent Salaam Remi befand sich damals angeblich bereits auf Standby, es sollte auch bereits »massenhaft Material vorhanden gewesen sein, dass dem Label allerdings etwas zu reggae-lastig war«, wurde ein Insider aus der Branche in mehreren Musikzeitschriften anonym zitiert. Vielleicht war es aber auch einfach ein geschickt platziertes Gerücht, mit dem Island Records seinen angeschlagenen Star im Spiel halten wollte.
    Amys Brasilientour mit insgesamt fünf Shows in Rio de Janeiro, Florianopolis, Recife und Sao Paulo verlief ohne größere Zwischenfälle. Die Kritiker schrieben, Amy wäre zwar nicht »in Bestform« gewesen, aber bis auf einen kleineren Stolperer auf der Bühne in Recife, bei dem ihr ein »Plastikbecher mit wasserähnlicher Flüssigkeit auskippte«, stand endlich einmal wieder ihre Musik im Mittelpunkt des Interesses. In London, bei ihrem Label, zeigte man sich zufrieden. Es sah tatsächlich danach aus, als könnte sie die Kurve kriegen.
    Daran änderte auch ein völlig verpatztes Konzert in Dubai nichts, das mit Buh-Rufen und Pfiffen geendet hatte. Ein Sprecher Amys erklärte, es hätte bei der Show gravierende technische Probleme gegeben, die Amy auf
der Bühne völlig verwirrt und zu »ihrem merkwürdigen Benehmen« geführt hätten.
    Mit »merkwürdigem Benehmen« waren Amys zumeist hoffnungslosen Versuche gemeint, mit ihrem Publikum zu kommunizieren, wenn etwas schiefging. Denn wer ihre Musik versteht, kann sich in Amy hineindenken – vorstellen, wie anstrengend es für sie gewesen sein muss, immer wieder ins ›Schwarze Loch‹ hinabzutauchen und sich während des Songs auf den Schmerz zu konzentrieren, den ihre Stimme so unvergleichlich unverfälscht transportieren konnte.
    Und ebendiese Konzentration fiel ihr schwer, sie fiel ihr zunehmend schwer , und dafür waren zum einen die vorhersehbaren Folgen einer exzessiven Drogen- und Alkoholabhängigkeit, zum anderen ihre Unsicherheit verantwortlich, die sie zeitlebens nicht ablegen konnte.
    Amy konnte sich auf der Bühne einfach nicht als das verkaufen, was sie ja auch nie sein wollte: ein umjubelter Popstar, der auf Abruf himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt performte . Sie war niemals eine Schauspielerin gewesen, wenn es um ihre Musik ging.
    Stattdessen versuchte sie, in den prekären Situationen ihren Kopf zwischen hochgezogenen Schultern zu verstecken, und dann zupfte sie wie ein kleines Mädchen, das sich schrecklich für irgendwas schämte auf der Bühne, auch immer den Saum ihres zumeist superkurzen Rocks noch ein paar Zentimeter höher.
    »Man hat behauptet, dass Amy von der Plattenfirma unter Druck gesetzt worden war – oder dass man sie auch im Stich gelassen habe, ihr niemand hat helfen wollen. Dem kann ich nur widersprechen«, sagte Nick Godwyn.
»Ihre Plattenfirma hat sie seit 2007 in Ruhe gelassen. Sie haben sogar Vorschläge von ihr abgelehnt, was sie sehr verletzt haben muss. Sie wollten vielmehr, dass es ihr wieder besser geht. Ihr Familie war ihr extrem zugeneigt, immer für sie da – und auch sie hat einen hohen Preis bezahlt. Amy war eigentlich gar nicht so schlecht dran. Es gibt erfolgreiche Künstler, die, wenn sie einmal erfolgreich sind, sich in einer brutalen Tretmühle befinden. Amy war es mit Sicherheit nicht.«
    Vor allem ihrem zweiten Manager Raye Cosbert wurde nach Amys Tod vorgeworfen, er habe seinen Schützling häufig »sträflich allein gelassen«. Dafür wird bis heute ein Backstage-Auftritt von Amy im »Shepherd‘s Bush Empire« im Jahre 2008 herangezogen (anlässlich der privaten 50. Jubiläumsfeier ihres Labels, der dann angeblich kurz vor ihrem Set wieder abgesagt wurde), der von einem deutschen TV-Team ungefiltert aufgenommen wurde und die Beobachtungen der amerikanischen Musikjournalistin Eliscu aus Oslo eindrucksvoll bestätigte – nur ohne Blake natürlich.
    »Ich kann ihr nicht vorschreiben, wie sie ihr Leben zu führen hat«, sagte Cosbert, sich zu den Vorwürfen selbst vornehm zurückzuhaltend.
    Welche Vorwürfe gegen wen auch immer

Weitere Kostenlose Bücher