Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
»Lioness«
Der 26. Oktober 2011 war ein Mittwoch. In London regnete es, und nicht alle Journalisten hatten es geschafft, einen Platz im St. Pancras Coroners Court zu ergattern, wo um 11.00 Uhr der offizielle Autopsiebericht zu den Umständen von Amys Tod veröffentlicht wurde. Darüber hinaus war eine Anhörung mehrerer Zeugen vorgesehen, die weiteren Aufschluss darüber geben sollten, ob Amy sich das Leben genommen haben könnte oder nicht.
Drinnen im Gerichtssaal saßen Janis und Mitch Winehouse. Ihnen kamen die Tränen, als die zuständige Untersuchungsrichterin das Ergebnis der inneren und äußeren Obduktion verlas. Danach starb Amy an den Folgen einer Alkoholvergiftung. Zum Zeitpunkt ihres Todes hatte sie 4,16 Promille Alkohol im Blut – eine Menge, die sie ins Koma fallen ließ und ihr Atemsystem lähmte.
Die Polizei hatte in ihrem Schlafzimmer zwei große und eine kleine Wodkaflasche als Beweismittel sichergestellt. Die drei Flaschen waren leer gewesen.
»Die unbeabsichtigten Folgen dieser fatalen Alkoholkonzentration waren der Grund für ihren plötzlichen Tod«, sagte die Untersuchungsrichterin.
Amys allgemeiner Gesundheitszustand war zufriedenstellend.
»Sie hatte leichte Ansätze einer Fettleber«, fasste der Pathologe sein Obduktionsergebnis zusammen, »und auch ihre Lungen waren etwas gereizt, aber es gab keine organischen Anzeichen, die für einen Tod verantwortlich gemacht werden könnten.«
Während der Anhörung kam auch Amys langjährige Ärztin Christina Romete zu Wort: Seit 2008 habe Amy keine harten Drogen mehr genommen. Sie beschrieb die Sängerin zudem als eine der intelligentesten jungen Frauen, die sie jemals getroffen habe. Jedoch sei sie geradezu verbissen gewesen, was ihre Sicht der Dinge betraf – vor allem wenn es darum ging, mit Hilfe von Librium und Alkohol ihren Drogenentzug zu kompensieren und ihre Ängste abzubauen.
»Sie hatte ganz klare Vorstellungen von ihrer persönlichen Bewältigungsstrategie«, sagte die Ärztin. »Davon wich sie keinen Millimeter ab. Ich habe sie sehr oft darauf hingewiesen, wie gefährlich der von ihr gewählte Weg sei.« Amy habe sich im Jahre 2010 zudem einer psychologischen und psychiatrischen Untersuchung unterzogen. »Doch sie war entschieden gegen jede Art von Psychotherapie. «
Die Aussagen der Ärztin deckten sich mit den Schilderungen von Amys Vater, der wiederholt davon gesprochen hatte, dass Amy immer wieder zwei verschiedene Phasen durchlebte: Auf einige Wochen totaler Abstinenz folgten Tage und Wochen, in denen sie hemmungslos trank.
Dann schilderte Christina Romete ihre letzte Begegnung mit ihrer Patientin am Abend des 22. Juli 2011 – wenige Stunden vor Amys Tod.
»Amy war ruhig, schien gefestigt, vielleicht ein bisschen
angetrunken, aber sie lallte nicht. Sie war in der Lage, eine vernünftige Unterhaltung zu führen«, sagte die Ärztin. »Sie meinte, sie habe seit dem 3. Juli nichts mehr getrunken und habe dann am 20. Juli wieder angefangen. Ich fragte sie, wann sie wieder aufhören wolle, und sie antwortete, dass sie dies noch nicht wisse – doch sie wolle mich im Laufe des Wochenendes anrufen.«
Obwohl sie bemerkt hatte, dass Amy alkoholisiert war, sah Christina Romete keine alarmierenden Anzeichen für einen möglichen Suizid. Amy habe ihr gesagt, sie wolle nicht sterben, denn sie habe in ihrem Leben einige Dinge noch nicht erreicht. Dann hätten sie über Amys bevorstehenden Geburtstag gesprochen und die Party, die sie geplant habe.
Andrew Morris, Amys Bodyguard, bestätigte vor Gericht Amys Gespräch mit ihrer Ärztin indirekt.
»Drei Tage vor ihrem Tod hat sie ihre Abstinenzzeit wieder aufgegeben. Ich merkte es an der Art und Weise, wie sie mit mir redete.«
Morris beschrieb Amy ebenfalls als ruhig und gefasst, auch nach dem Besuch ihrer Ärztin. In der Nacht habe Amy dann Musik gehört, ferngesehen und gelacht. Etwa gegen zwei Uhr morgens habe er dann zum letzten Mal mit ihr gesprochen.
»Um zehn Uhr morgens habe ich angeklopft, dann die Tür geöffnet und gesehen, dass sie auf dem Bett lag. Ich habe gedacht, sie würde schlafen, denn sie war ja bis spät in der Nacht wach gewesen, und außerdem war es normal, dass sie bis in den Vormittag hinein schlief.« Gegen 15 Uhr habe er dann erneut nach ihr gesehen. »Sie lag in derselben Position auf ihrem Bett. Besorgt ging ich zu ihr
und merkte schnell, dass sie nicht mehr atmete. Ich fühlte ihren Puls, aber da war keiner.«
Am Nachmittag veröffentlichten Janis
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