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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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auf Amys Facebook-Seite ein Schwarzweißfoto gepostet wird, auf dem eine wunderschöne Amy Winehouse zu sehen ist. Tausende hinterlassen einen Kommentar, der häufig nur die Botschaft »R.I.P« enthält – »Rest in Peace«.
    Bereits am frühen Sonntagmorgen strömen trauernde Fans zu Amys Haus am Camden Square. Sie zünden Kerzen und Friedhofslichter an, legen Blumensträuße ab, aber auch immer wieder Zigaretten und leere Wodkaflaschen. Amy, die für ihren mitunter schwarzen Humor bekannt war, hätte dies wahrscheinlich gefallen.
    Ein blaues Sicherheitstape (»Police – Do not cross«) vor dem Bürgersteig sichert das Haus. Es ist still und friedlich, viele junge Leute weinen, die Julisonne scheint auf den Camden Place.
    Mitch, Janis und Amys Bruder Alex mischen sich gegen Mittag für etwa eine Stunde unter die Trauernden. Mitch versucht die Fans zu trösten. Es tut ihm sichtlich gut, über Amy zu reden. Man hört ihm zu. Niemand plaudert, kichert oder grölt gar herum. Selbst die berüchtigten Papparazzi halten sich an die ungeschriebenen Gesetze der Pietät und bewegen sich beinahe andächtig.
    Im »Hawley Arms« spielen sie derweil »Back to Black« rauf und runter. Craig Jones, der Barmann, heult Rotz und Wasser. Er ist nicht der Einzige, der sich seiner Tränen nicht schämt. Die ganze Welt ist schockiert und trauert. Millionenfach werden Mails, SMS oder Twitter-Meldungen versendet.

    »Sie war meine musikalische Seelenverwandte und wie eine Schwester zu mir«, schreibt Mark Ronson. »Dies ist der traurigste Tag in meinem Leben.«
    »Ich bin sehr zornig und traurig«, schreibt die amerikanische Sängerin Kelly Clarkson. »Ich weiß nicht, warum es mich so umgehauen hat. Manchmal denke ich, dieser Job wird uns irgendwann einmal alle umbringen, mindestens aber unsere Emotionen.«
    »Es ist so verdammt traurig, traurig, traurig«, schreibt Salaam Remi. »Ich werde dich immer lieben!«
    »Amy hat die Popmusik verändert, für immer«, schreibt Lady Gaga. »Ich erinnere mich an Hoffnungen und Gefühle, die erst durch sie möglich gemacht wurden. Sie lebte den Jazz, und sie lebte den Blues.«
    Wenige Tage später wird die Familie ankündigen, dass sie mit Amys Erbe und den zu erwartenden Tantiemen eine Stiftung gründen will, die sich um junge Rauschgiftsüchtige kümmern soll. Von Amys ehemals geschätztem Vermögen in Höhe von zehn Millionen Pfund sind zu diesem Zeitpunkt angeblich nur noch knapp zwei Millionen Pfund in Barmitteln übrig.
     
    Am Dienstag, den 26. Juli 2011, fährt um 13.30 Uhr eine Karawane schwarzer Limousinen vor dem jüdischen Friedhof Edgewarebury vor. Die Familie hat etwa 300 Freunde eingeladen, an der Zeremonie teilzunehmen, darunter Kelly Osbourne, Mark Ronson und natürlich auch Reg Traviss, Alex Foden, Kristian Marr, Nick Godwyn und so viele andere, die ihren Tod noch nicht wahrhaben wollen. Obwohl sie während der vergangenen Jahre wohl insgeheim immer damit gerechnet haben.

    Mitch hält eine kurze Rede. Er verabschiedet sich von »der wunderbarsten Tochter, Frau und Sängerin, die man sich nur vorstellen kann«. Er findet deutliche Worte über Amys Drogenkonsum und Alkoholmissbrauch. Er sagt auch, dass sie seit 2008 keine harten Drogen mehr genommen habe – aber sie habe das mit schier unglaublichen Mengen von Alkohol zu kompensieren versucht.
    »Amy war nicht depressiv«, sagt Mitch mit fester Stimme, »sogar wenn sie getrunken hat, war sie häufig bester Laune. Doch wenn sie nicht getrunken hat, dann war sie auf dem Dach der Welt.«
    Die Gedenkfeier, unter der Leitung eines Rabbiners, dauert 45 Minuten, ehe sich die engsten Angehörigen und Freunde zu dem Krematorium in Golders Green begeben, wo Amys Leiche eingeäschert wird – ein ungewöhnlicher Akt in der jüdischen Tradition. Es entspricht jedoch Amys Wunsch, den die Familie nicht ignorieren möchte, ihre und die Asche ihrer geliebten Großmutter Cynthia möge vermischt und verstreut werden, ein Teil davon auch auf der Karibik-Insel St. Lucia.
     
    »Ihr Gefühl«, schrieb Nick Godwyn in seinem bewegenden Nachruf, »es konnte einen so erfüllen, es hat einen umschlossen und man konnte sich darin verlieren. Was ich jedoch am meisten bedauere ist, dass ich nicht mehr die Amy kennenlernen darf, die es geschafft hat, ihren inneren Dämon zu bezwingen – und die Frau kennenzulernen, die es vielleicht geschafft hätte, all das hinter sich zu lassen, und aus dem Schatten zurück ins Licht zu treten.«

Epilog

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