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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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sagte, ihre wissenden Lippen ließen Ekstase erahnen, auch wenn nicht der Anflug eines Lächelns auf ihnen zu sehen war. Dann schauten sie auf die Brüste — ihre irgendwie perfekten Brüste. Sie war sich dessen bewusst, immer! Dann tasteten sich die Blicke zwischen ihre Beine … um dort was zu finden, in Gottes Namen?
    Alle alten Männer in dieser zappelnden Madenbrut würden … wenn sie hüftschwingend vor ihnen und ihrem Reichtum auf und ab paradierte … dahinschmelzen! Sie träumten davon, ihr Geld … in ihr … zu versenken.
    Als hätte eine dieser Märchenbuchfeen, die Kinder so lieben, ihren Zauberstab über Miami geschwungen … und — schwuppdiwupp! — die Stadt in die Miami Basel verwandelt … Die Zauberformel wirkte nur eine Woche, eine magische Woche in jedem Dezember … wenn die »Kunstmesse« Miami Basel ins Miami Beach Convention Center einzog … und famose Menschen aus Amerika, Europa, Japan, sogar aus Malaysia, sogar aus China, Hongkong und Taiwan, sogar aus Südafrika, aus todo el mundo, in Schwärmen von Privatflugzeugen vom Himmel herabschwebten … um teure zeitgenössische Kunst zu kaufen … oder den famosen Menschen beim Kaufen zuzuschauen … in ihr geistiges Ambiente aus Kunst und Geld einzutauchen … die gleiche Luft wie sie zu atmen … kurz, um da zu sein, wo die Post abgeht … bis die Fee eine Woche später wieder ihren Zauberstab schwang und — schwuppdiwupp! — alles verschwand … die Kunst aus aller Welt, die Privatflugzeuge aus aller Welt, die famosen Men schen, die aus aller Welt vom Himmel herabgeschwebt waren, und — pfffft! — jede Spur von Kultiviertheit und Weltläufigkeit.
    In diesem Augenblick jedoch standen all diese Kreaturen noch unter dem Bann des Feenzaubers.
    Für die Öffentlichkeit wurde die Miami Basel erst zwei Tage später geöffnet … aber für diejenigen, die Bescheid wussten, die Insider, war die Miami Basel schon seit drei Tagen eine wüste Tour de Force aus Stehempfängen, Dinnerpartys, After-Partys, heimlichen Kokainorgien und der rasanten Jagd nach Frischfleisch. Fast überall konnten sie ihrem gesellschaftlichen Status mithilfe der anwesenden Film-, Musik- Fernseh-, Mode- und sogar Sportberühmtheiten, die nichts über Kunst wussten und auch gar keine Zeit hatten, sich darum zu kümmern, einen netten kleinen Schub geben. Die Promis wollten nur eins … da sein, wo die Post abging. Für sie und die Insider war die Miami Basel in dem Augenblick vorbei, wenn der erste Ahnungslose aus dem Volk seinen Fuß in die Hallen setzte.
    Ohne Maurice Fleischmann hätte auch Magdalena zu diesen Ahnungslosen gehört. Als Maurice Norman und sie eingeladen hatte … auf Normans Drängen hin … hatte sie nie auch nur von der Miami Basel gehört. Unter Psychiatern war privater Umgang mit einem Patienten äußerst verpönt. Die Effektivität des Psychiaters setzte in nicht geringem Maße seine gottähnliche Stellung weit über der weltlichen des Patienten voraus, egal welche diese auch sein mochte. Der Patient musste von dem von ihm bezahlten Gott abhängig sein, nicht andersherum. Aber Maurice war von Norman hypnotisiert. Er glaubte, die »Genesung« von seiner »Krankheit« hinge vollkommen von Norman ab, obwohl — oder vielleicht auch weil — Norman ihm immer wieder erzählte, dass es sich dabei nicht um eine Krankheit, sondern um eine Schwäche handele. Weil Norman oft im Fernsehen war und von vielen Leuten in Miami wie eine Berühmtheit behandelt wurde, empfand es Maurice als Privileg, ihn überallhin mitzuschleppen. Niemand kam auf den Gedanken, dass Maurice Fleischmann Normans Patient war. Sie waren zu bekannt und verkehrten auf Augenhöhe in denselben Kreisen. Was konnte daran ungewöhnlich sein?
    An jedem Tag nach Normans letztem Termin hatten Fleischmann und sein Fahrer, ein kleiner Ecuadorianer namens Felipe, Norman und Magdalena in einem großen schwarzen Escalade SUV mit getönten Scheiben von den Lincoln Suites abgeholt. Der erste Stopp am ersten Tag war die Eröffnungsveranstaltung für die Insider, eine Cocktailparty, die unter dem Namen Toffs at Twilight bekannt war. Ein Mann namens Roy Duroy veranstaltete diese Party jedes Jahr in seinem eigenen Hotel, The Random in der Collins Avenue, das etwas südlich von den Lincoln Suites lag. The Random war ein typisches Hotel aus der Zeit des viel gepriesenen South Beach Retro Boom. Ein schlauer Bauunternehmer wie Duroy kauft ein kleines verschlamptes Hotel, in der Regel 80 Jahre alt oder älter,

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