Back to Blood
Hirngespinste seiner Schwester. Außerdem fällt nichts, was innerhalb der Lee de Forest High School oder irgendeiner anderen öffentlichen Schule in Miami passiert, in die Zuständigkeit unserer Behörde.«
»Warum nicht?«
»Das Schulsystem hat seine eigene Polizei. Wir hatten da von Anfang nichts zu sagen.«
»Das wusste ich nicht. Die haben ihre eigene Polizei . Warum?«
»Diese Geschichte habe ich jetzt vom Hörensagen«, sagte Nestor. »Offiziell soll sie an den Schulen die Ordnung aufrechterhalten. Aber wenn Sie mich fragen, soll sie hauptsächlich Schadensbegrenzung betreiben. Sie soll schlechte Nachrichten unter Verschluss halten. Bei der Sache in der de Forest hatten sie keine Chance. Das hat sich zu einem Tumult ausgewachsen, da gab’s nichts mehr unter Verschluss zu halten.«
Ghislaine schwieg. Sie schaute Nestor nur an — mit einem flehentlichen Blick. Schließlich sagte sie, »Bitte helfen Sie mir, Nestor!« Nestor! Nichts mehr mit Officer Camacho. »Sie sind meine einzige Hoffnung — Philippes Leben könnte ruiniert sein … bevor es überhaupt angefangen hat.«
In diesem Augenblick strahlte sie wieder wie ein Engel, wie ihn sich Nestor strahlender nicht vorstellen konnte. Er wollte den Arm um sie legen und ihr Beschützer sein. Er hatte keine Ahnung, was er ihr sagen sollte. Er wollte sie nur in den Arm nehmen und ihr versichern, dass er auf ihrer Seite stünde.
Mit dem beruhigendsten Gesichtsausdruck, zu dem er fähig war, stand er auf, schaute auf seine Uhr und sagte, »Ich muss jetzt los. Meine Nummer haben Sie. Sie können mich jederzeit anrufen, zu jeder Zeit. «
Sie verließen Seite an Seite den Starbucks. Sie waren ungefähr gleich groß. Er wandte ihr den Kopf zu, beugte sich zu ihrem Gesicht vor und sagte, »Ich hab da schon ein paar Ideen, aber vorher muss ich noch Nachforschungen anstellen.«
Er legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie im Gehen näher zu sich heran. Es sollte eine kumpelhafte Geste sein, nach dem Motto: »Kopf hoch, Mädchen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Er hob geheimnisvoll die Augenbrauen. »Selbst wenn alle Stricke reißen, irgendwas können wir … immer … machen.« Auf dem wir lag das Gewicht des gesamten Polizeiapparats.
Sie schenkte ihm einen Blick, mit dem man einen Volkshelden hätte weihen können. Er — um die Wahrheit zu sagen — dachte an ihre Beine und senkte scheinbar zufällig den Blick, um sie neben seinen Beinen gehen zu sehen. So lang, jung, stramm und nackt … Er riss sich schnell wieder zusammen.
»Also«, sagte er. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie ich mit Philippe sprechen könnte, ohne dass es so aussieht, als würde ich ihn als Polizist über einen Fall ausquetschen?« Ghislaine knetete wieder ihre Finger. »Sie könnten vielleicht irgendwann nachmittags wie zufällig da sein, ich meine, bei uns im Haus, wenn er gerade von der Schule nach Hause kommt. Geht das?«
»Sie haben Ihr Ziel in Kürze erreicht«, sagte die Frau in der GPS -Wolke. Okay, das war alles computerisiert, diese Frauenstimme, aber trotzdem — ::::::Wie machen die das?:::::: Wie damals in Broward, als er auf der rutschigen Straße ins Schleudern geriet und rückwärts in einen Bach schlitterte. Das Wasser schwappt über die Stoßstangen des Camaro, er sitzt da und fragt sich, wie er da jetzt wieder rauskommt, und diese Frau sagt mit der denkbar gelassensten Stimme, »Ihre Route wird neu berechnet,« und in null Komma nichts sagt sie zu ihm, er soll im Bachbett fünfhundert Meter flussaufwärts fahren und dann nach links in eine alte stillgelegte Landstraße abbiegen, die da ins Wasser ragt — und er fährt exakt fünfhundert Meter mitten durch den Bach und biegt ab — und es funktioniert! Sie hatte recht! Er war wieder auf dem Trockenen! ::::::Aber wie machen die das?::::::
Jetzt bremste er auf ihr Geheiß ab, und Häuser tauchten am Straßenrand auf, Häuser, wie man sie damals im zwanzigsten Jahrhundert gebaut hat … weißer Stuck, lehmfarbene, abgerundete Dachziegel und so weiter.
Die Grundstücke waren schmal, kaum ein Haus war breiter als zehn Meter … aber es gab jede Menge hoher schattiger Bäume, die darauf hindeuteten, dass er sich in einem älteren Vier tel befand … Die Sonne stand fast senkrecht am Himmel, und die Bäume warfen fleckige Schatten auf die Stuckfassaden und Vorgärten. Die Häuser standen alle ziemlich nah an der Straße. Trotzdem leuchteten die Rasenflächen in üppigem Grün, überall sah man Büsche und
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