back to past - zurueck zu dir
fast an dem letzten Wort, hustete trocken.
„Hm.“ Felix zog eine Augenbraue in die Höhe, reckte das Kinn ein wenig nach vorne, bis seine Haltung an einen Raubvogel erinnerte. „Natürlich nicht“, murmelte er dann und drehte sich um, verbarg den Anflug eines Lächelns, das erstarb, als er die Hand zum Abschiedsgruß hob. „Ich kann dich nicht zwingen“, setzte er leiser hinzu, „aber ich zähle auf dich.“
Felix sah nicht zurück, bemerkte so nicht, dass Christian den Kopf schüttelte, während er ihm hinterher blickte. Sein Blick folgte Felix über die Straße und noch ein Stück. Lange genug, bis er auch durch die Fensterscheibe nicht mehr zu sehen war. Erst jetzt löste Christian seine Finger, die er unbewusst zu Fäusten geballt hatte. Mit schweren Schritten ging er zu dem Platz, auf dem Gabriel am ersten Abend seiner Rückkehr gesessen hatte. Er wünschte sich, mit dem anderen zu sprechen, dessen Rat einzuholen, oder auch nur zu teilen, was er empfand. Was unglaublich dumm war, gestand er sich ein. Vor wenigen Stunden noch hätte er jeden Eid geschworen, dass Gabriel nicht wieder auftauchen werde und nun kam es ihm vor, als sei der sein einziger Gesprächspartner.
Er setzte sich langsam, starrte auf die Tischplatte. Zugegeben, seine Freunde konnte er an einer Hand abzählen. Und es war nicht so, als bemühte er sich um sie. Genau genommen hatte er sich seit Wochen bei keinem von ihnen gemeldet. Schwerer noch wog, dass er nicht gewohnt war, seine Sorgen in ein Gesprächsthema zu verwandeln. So gut wie Felix kannten ihn die Wenigsten. Und er begriff nun, dass er nie wirklich in Erwägung gezogen hatte, dass der seine Pläne in die Tat umsetzen könnte. Solange er ihn kannte, solange hatte Felix sich beschwert und Christian akzeptierte diese Eigenart, so wie er es akzeptierte, dass die Computer des Zentrums regelmäßig den Geist aufgaben, und er somit immer wieder gezwungen war, das Geld für die Reparatur zu organisieren.
Er stützte den Kopf in die Hände und schloss die Augen.
Natürlich konnte er das Zentrum führen, das Problem lag darin, dass er nicht wollte. Die Bürde war zu schwer, sein Versagen vorprogrammiert.
Er schluckte trocken. Ohnehin bestand sein Leben nur noch aus diesem Ort, aus dieser Tätigkeit, die keinen Anfang und kein Ende kannte. Er biss sich auf die Lippe, bis die schmerzte.
Das war es nicht wert. Er hatte versucht, nach anderen, höheren Maßstäben zu leben, als die ihm von seinen Eltern gesetzten. Hatte versucht, Ansprüchen gerecht zu werden, die nicht seine waren. Hatte Geduld und Vorsicht aufgebracht, beweisen wollen, dass er sich entwickelt hatte, dass er gut genug war für jemanden wie Gabriel.
Rasch blockte er den Gedanken ab. In diese Abwärtsspirale würde er sich nicht begeben. Nicht einmal über Gabriel nachdenken. Der mochte sich gemeldet haben, aber aller Wahrscheinlichkeit nach eher aus reiner Höflichkeit. Christian hatte nie gelernt, viel auf Höflichkeit oder gutes Benehmen zu geben, hatte Mängel in seiner Erziehung nie beachtet. Aber mit Gabriel, der sich problemlos in jeder Umgebung zurechtfand, fühlte Christian die Unterschiede, die sie trennte, allzu deutlich. Selbst wenn sie den Kontakt aufrecht hielten, so wäre er doch nur gezwungen, dabei zuzusehen, wie Gabriel sich unvermeidlich abwandte, andere Menschen fand, ihn zurückließ wie damals. Christians Gedanken stockten. Nein, so war es nicht gewesen, Gabriel hatte ihn nicht verlassen. Er war nur umgezogen, und das lange, nachdem Christian ihn in die Wüste geschickt hatte. Doch woher rührte nun der Eindruck, als sei Gabriel gegangen? Nicht aus böser Absicht, sicherlich nicht, sondern lediglich, weil die Welt so aussah, ihr Lauf sich nicht veränderte, und jeder Versuch, sich dagegen aufzulehnen, im Nichts endete. Daran mochte es liegen. Gabriel und jeder andere war damals aufgebrochen, hatte sich geändert und entwickelt.
Christian schüttelte den Kopf. Er wüsste keinen Grund für Selbstmitleid. Auch er hatte sich weiterentwickelt. Lediglich ein wenig verspätet.
Christian sah auf, als die Glocke ein weiteres Mal läutete. Seine Augen brannten und als er sie rieb, spürte er Feuchtigkeit zwischen den Fingern.
Entschlossen sprang er auf, setzte das Lächeln auf, hinter dem er sich zu verbergen wusste, und nickte den Ankommenden zu.
„Was kann ich für euch tun?“
Luca schubste seinen Begleiter nach vorne. „Sein Mathelehrer hat gesagt, dass die Hölle zufriert, bevor der seinen
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