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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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Abschluss schafft. Wortwörtlich.“
    Christian betrachtete Lucas zorngerötetes Gesicht, die betretenen Züge des fremden Jungen und holte Luft.
    „Ihr könnte alles erreichen, was ihr wollt“, sagte er und nickte dem Neuling zu. „Frag Luca. Was hast du dir anhören müssen?“
    „Dass ich dümmer bin als Stroh und dass der, der mich einstellt, erst noch geboren werden muss“, antwortete Luca wie aus der Pistole geschossen.
    Christians Lächeln gewann an Ehrlichkeit. „Und dann konntest du dich zwischen zwei Lehrstellen entscheiden. Manche Bemerkungen sind nicht mehr als Hürden. Sie können dich nur bremsen, wenn du es zulässt.“
    Aus den Augenwinkeln sah er zu, wie die beiden sich einen Platz suchten, griff währenddessen nach Gläsern und einer Flasche Sprudel, setzte alles mit Schwung auf den Tisch. „Also – wo fangen wir an?“

*

    Der Freitag zog sich in die Länge. Als Gabriel sein Apartmenthaus erreichte, fühlte er sich müde und zerschlagen. Den Tag über hatte er nicht aufhören können, mit sich und seinen Entscheidungen zu ringen. Je länger er über das Gespräch mit Christian nachdachte, desto mehr überzeugte er sich von dessen negativer Reaktion. Nicht wirklich freundlich war die gewesen. Im Gegenteil – hatte Christian ihn nicht irgendwie zurechtgewiesen? Gerade so, als trüge Gabriel eine Verantwortung gegenüber den Jugendlichen. Und das nur, weil er hin und wieder seine Freizeit geopfert hatte. Weder wurde er bezahlt, noch hatte er eine Abmachung unterschrieben oder einem der Kinder und schon gar nicht Christian gegenüber ein Versprechen gegeben. All das bestärkte die wachsende Tendenz in ihm, sich um die Abmachung am Wochenende zu drücken. Eine Ausrede zu finden sollte nicht schwer sein. Und wenn er ehrlich war, fühlte er sich auch wieder krank. Probeweise hustete er, während er die Treppe zu seinem Apartment hochstieg.
    Eine Tür klappte auf und Arnold sah ihm entgegen, bevor er Mrs. Daisy auf den Arm nahm, die an seinen Knöcheln vorbeistrich mit dem entschiedenen Versuch ins Freie zu gelangen.
    „Nicht schon wieder erkältet?“, fragte Arnold und wich wohlweislich in den Türrahmen zurück.
    Gabriel zuckte mit den Schultern. „Eher Allergie“, murmelte er ausweichend und steuerte seine Tür an.
    „Hat er dich gefunden?“
    Gabriel blieb abrupt stehen. Eine unangenehme Vorahnung stieg in ihm auf. „Was? Wer?“
    Arnold zögerte, runzelte die Stirn, als Gabriel sich zu ihm umdrehte. „Dieser junge Mann.“ Er kratzte sich an der Stirn. „Sagte, dass er dich kennt.“ Sein Gesicht leuchtete plötzlich auf. „Er war zuerst bei den Mädchen, hatte 12 mit 21 verwechselt.“ Arnold lachte leise. „Die haben ihn zu mir geschickt, und weil er sagte, dass er die Adresse von deinen Eltern hat, erzählte ich ihm vom Jugendzentrum.“ Er legte den Kopf schief. „Da bist du doch gewesen, oder?“
    Gabriel schüttelte den Kopf. Die Vorahnung verstärkte sich. „Hatte noch Berichte zu schreiben. Quartalsende.“
    Arnold schnalzte mit der Zunge. „Natürlich – hätte ich mir denken können.“ Er klopfte sich gegen die Stirn. „Wie hieß er doch? Ich sag dir, alt zu werden ist nicht schön.“
    Gabriels fast automatische Entgegnung, die mit wenigen Worten klarstellen sollte, dass Arnold alles andere als alt war, sondern im Gegenteil das blühende Leben, erstarb ihm auf der Zunge. Stattdessen rutschte ihm der Name so heiser heraus, dass er spüren konnte, wie Arnold weiter in seine Wohnung zurückwich. „Matthias?“
    Arnold nickte eifrig und griff zweifellos nach dem hinter der Tür stehenden Desinfektionsspray. „Das war er. Groß und blond. Dreitagebart. Wenn ich nicht wüsste, dass du und Christian … hey.“
    Gabriel hörte nicht hin, machte hastig kehrt, rannte, fiel beinahe die Treppe wieder hinunter, die er eben noch mehr oder weniger hinaufgekrochen war.
    „Etwas nicht in Ordnung?“, rief Arnold hinter ihm her, Verblüffung in der Stimme.
    Gabriel rannte ohne zu wissen warum. Er hatte keinen Grund, keine Ahnung davon, was Matt hier wollte, warum er ohne Anruf auftauchte. Aber die Furcht, die ihn beschlich, die in ihm wuchs, konnte er nicht leugnen. Selbst wenn es nur darum ging, zu verhindern, dass Christian auf Matthias traf, erschien ihm dieses Ziel wichtig genug für seine Eile. Immens wichtig.
    Er lief schneller, schob vage auftauchende Bilder zurück, die sich mit verdrängten Erinnerungen mischten, ihm vereint den Atem raubten und seine Lungen

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