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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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nicht weiterhalf, räusperte sich erneut. „Ich stecke noch fest und heute wird es spät. Aber – ich wollte nur sagen, dass ich am Wochenende wieder vorbeikomme. Für den Fall, dass die Kids fragen.“
    Es klang lahm und er verstummte, vernahm erleichtert, dass Christian verhalten lachte.
    „Sie fragen, was denkst du denn? Luca befürchtet, dass seine gerade antrainierten Muskeln verkümmern, und glaubt, dass er die Probezeit im Betrieb nicht übersteht, wenn du ihn nicht ständig daran erinnerst, sich gerade zu halten.“
    Gabriel seufzte. „Ich hab dem Jungen Zeichnungen angefertigt. Was soll ich sonst noch tun?“
    Einen Moment herrschte Schweigen. Christians Antwort war leise. Gabriel musste sich anstrengen, um sie zu verstehen. „Die Kinder sind es nicht gewohnt zu vertrauen. Es ist leichter einen Sündenbock für das zu suchen, was schief geht. Und irgendetwas geht immer schief.“
    Es klang bitter, und Gabriel schloss die Augen. „Ich muss jetzt wirklich auflegen. Aber rechne am Samstag mit mir. Vielleicht trinken wir was zusammen.“
    Er wartete die Antwort nicht ab, schaltete das Mobiltelefon aus und stöhnte leise. Das war Simons Schuld. Gabriel stöhnte lauter, als er sich mental dafür ohrfeigte, seinerseits auf einen Sündenbock zurückzugreifen.
    Offensichtlich gehörte mehr dazu, als ein paar überstandene Jahre, um den Fehlern und Unsicherheiten der Jugend zu entwachsen.

*

    Christian steckte das Telefon ein und polierte den Tresen. Das dümmliche Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, vermochte er nicht mehr wegzuwischen. Fast hatte er sich selbst davon überzeugt, dass es in Ordnung war, er damit zurechtkam, auf einen Anruf zu warten, der nie käme. Wie lange hatte er mit dem Telefon in seiner Hand auf die eingespeicherte Nummer gestarrt, und doch gewusst, dass er weder den Mut aufbrachte, sie zu wählen, noch überhaupt das Recht dazu besaß. Die Frage stellte sich nicht einmal. Er hatte doch gewusst, dass es keine Zukunft für ihn gab, in der Gabriel eine Rolle spielte. Ihre Zeit war von Anfang an begrenzt gewesen. Selbst Freundschaft war zu viel erwartet. Er konnte nicht damit rechnen, von jemandem wie Gabriel langfristig in dessen Nähe geduldet zu werden. Nicht, nachdem der sich eingewöhnt, Menschen kennengelernt hatte, die keine mit Problemen und Konflikten beladene Vergangenheit auf ihren Schultern trugen.
    Und doch hatte Gabriel sich gemeldet und vielleicht, nur vielleicht kehrten sie zu einer Ebene zurück, die es Christian erlaubte, ihn wenigstens von Zeit zu Zeit zu sehen. Wenigstens ein kleiner Teil von dessen Leben zu bleiben. Vielleicht reichte ihm das. Auf jeden Fall war es weitaus besser, als in der Luft zu hängen und sich selbst für Worte zu geißeln, die gedankenlos aus seinem Mund gequollen waren.
    Die Glocke über der Tür meldete sich.
    „Was freut dich so?“, fragte Felix und hängte seinen Spazierstock an die Garderobe, ließ sich ächzend in einen der Sessel fallen. Er wartete keine Antwort ab. „Auf jeden Fall ist es tröstlich zu sehen, dass dir die Möbelpflege mehr Spaß bereitet als mir.“ Der Mann sah sich um. „Auch wenn hier mal wieder nichts los ist.“
    Christian sah auf die Uhr. „Nachmittagsunterricht. Eigentlich ein gutes Zeichen, wenn der wahrgenommen wird.“ Sein Grinsen verbreiterte sich und Felix betrachtete ihn neugierig. Nachdenklich seufzte er.
    „So beunruhigend dein Verhalten auch erscheint, bin ich doch froh, dich nicht so miesepetrig wie während der letzten Tage anzutreffen. Bei der Miene, die du zur Schau gestellt hast, wundert mich, dass noch keine Eier gegen die Scheiben geflogen sind.“
    Christian schüttelte den Kopf. „Könnte daran liegen, dass die Jugend nicht so schlecht ist wie ihr Ruf. Unter Umständen ziehst du Schlüsse aus deiner Teenagerzeit. Aber heutzutage begeben sich die wirklich schlimmen Finger ins Finanzwesen.“
    „Hast du getrunken?“ Felix erhob sich mühsam, lehnte sich über den Tresen, um an Christian zu schnuppern.
    Der lachte nur. „Im Dienst? Ich bin nicht der, der sich gerne den Kaffee verfeinert.“
    „Schon gut.“ Felix stützte sich auf und seufzte. „Aber das war es eigentlich auch, was ich mit dir besprechen wollte. Besser gesagt, der Grund, der mich zum Würzen heißer Getränke mit Hochprozentigem bewegt.“ Seine Stimme sank, und Christian sah auf. Die Ernsthaftigkeit in Felix’ Blick wischte das Lächeln aus seinem Gesicht.
    „Was soll das heißen?“
    Felix sprach

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