back to past - zurueck zu dir
zusammenpressten, bis er glaubte zusammenzubrechen. Doch er zwang sich schneller zu laufen. Der Schweiß lief ihm vom Körper, die drückende Atmosphäre der letzten Tage ballte sich in grauen Wolken über der Stadt zusammen. Er lief schnell, doch nicht schnell genug.
*
Christian bemerkte den Mann bereits, als der auf der anderen Straßenseite stand. Für einen Fremden, jemanden, der das Zentrum nicht kannte, verhielt er sich zu zielstrebig. Die Möglichkeit, dass es sich um den Vater eines der Jugendlichen handelte, schloss Christian mit dem zweiten Blick aus. Zu jung war der Typ, und obwohl er wütend wirkte, hatte er doch wenig mit den Eltern gemein, die gelegentlich bei ihm auftauchten, ihren Frust oder ihre Hilflosigkeit an ihm auszulassen suchten.
Er rieb sich die feuchte Stirn. Es war unangenehm schwül. Auch die Kinder, die den Freitagabend nicht zu Hause verbringen wollten, aber kein Geld hatten, keine Erlaubnis oder keinen Nerv einen alternativen Ort aufzusuchen, wirkten lustlos. Vor sich gab Christian zu, dass er den Moment herbeisehnte, in dem er schließen durfte.
Die Glocke schellte ärgerlich, als der Mann die Tür aufstieß.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Christian und trat einen Schritt vor, schob sich unbewusst zwischen die aufsehenden Jugendlichen und den Neuankömmling.
Der Mann musterte ihn und sah dann zu den Teenagern. „Das ist doch hier das Jugendzentrum.“
„Ganz recht. Was kann ich für Sie tun?“, wiederholte Christian.
„Ist Gabriel hier?“
„Gabriel?“ Die Frage erwischte Christian unvorbereitet. „Ähm, nein.“
Der Mann sah nicht aus, als glaubte er ihm.
„An zuständigen Erwachsenen ist hier niemand außer mir.“ Christians Augenbrauen wanderten in die Höhe, während die des Fremden sich zusammenzogen.
„Dann ist es wahr und er arbeitet hier?“
Christian räusperte sich. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“ Ein irrationaler Wunsch, Gabriel zu beschützen, drängte sich in den Vordergrund. Gleichzeitig stieg seine Unruhe.
„Dies hier ist eine Einrichtung für Jugendliche“, bemerkte er und richtete sich zu seiner maximalen Größe auf, die jedoch immer noch weit unter der des anderen lag. „Wenn Sie kein Anliegen haben, möchte ich Sie bitten zu gehen.“
Christian fragte sich, ob er noch deutlicher werden musste, als der Mann sich weiter umsah.
„Ich bin Matthias. Gabriel hat sicher von mir gesprochen“, sagte der beiläufig und ohne Christian anzusehen. „Ich sehe es als meine Pflicht an, darauf zu achten, dass er nicht ausgenutzt wird.“
Jetzt erst richtete er seine Augen auf Christian. Der sah ihn ungläubig an, fasste sich jedoch rasch. „Ich bin mir nicht sicher, worauf Sie hinauswollen“, erwiderte er vorsichtig. „Der Gabriel, an den ich denke, ist durchaus in der Lage sich zu wehren.“
Die ganze Situation gewann eine surreale Note, und Christian spürte ein nervöses Lachen in sich aufsteigen. Die Spannung, die in der Luft lag, übertrug sich auf ihn und bald wusste er nicht mehr, ob es sich um Einbildung handelte oder ob der Mann tatsächlich die verhaltene Aggressivität ausstrahlte, der Christian bereits viel zu oft begegnet war.
„Der Gabriel, an den Sie denken“, sagte der Mann langsam und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. „Ich bin nicht sicher, ob ich Sie hier richtig verstehe.“ Seine Stimme klang flach und tonlos, abwesend, als werde seine Aufmerksamkeit anderweitig in Anspruch genommen. Christian fiel das kaum merkliche Zucken der Finger auf, die Starre, in die der Körper fiel.
Er räusperte sich. „Nun – die Stadt ist groß. Hier finden sich viele Menschen dieses Namens. Es könnte gut sein, dass wir an zwei verschiedene Männer denken.“ Er zwang seine Lippen zu einem entspannten Lächeln.
Der Mann, Matthias, wandte ruckartig seinen Kopf, sah ihn an, verengte seine Augen zu Schlitzen. Das Zucken verstärkte sich, bis Daumen und Zeigefinger begannen, gegeneinander zu reiben.
„Das glaube ich kaum“, erwiderte Matthias. Die Worte nahmen einen grollenden Unterton an. „Das hier ist das einzige Jugendzentrum.“ Seine Mundwinkel verzogen sich verächtlich. „Christian, nehme ich an.“
Christians Lippen pressten sich einen Moment zusammen, während seine Nerven vibrierten, seine Sinne den brodelnden Vulkan unter der unbewegten Oberfläche wahrnahmen. Diesen Typ kannte er, war oft genug mit ihm zusammengeprallt. Seit seiner Kindheit war er Gewalt gewohnt. Er hatte sich darauf
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