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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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unordentliche Wohnzimmer, überall lag etwas herum, nur nicht die Tageszeitung, die war unaufgefaltet. Paula hatte drei in der Stadt erscheinende Blätter während der S-Bahn-Fahrt überflogen.
    Mord, schrien sie. Mord an Freund eines Rocksängers. Schnüfflerin entdeckt Ermordeten in der Garderobe eines Rocksängers. In den Spätnachrichten des regionalen TV-Senders ein Bericht, der, ebenso wie die Zeitungen, Melissas Namen noch ungenannt ließ.
    «Wollte Panitz den Job?»
    «Er wollte ihn zunächst nicht annehmen.» Tom machte eine Pause, überlegte. «Aber dann waren wir eine Nacht unterwegs, und schließlich fand ich heraus, dass er scharf war auf eine Veränderung, sie schon eine Weile suchte. Panitz und Immobilien. Er war bestimmt gut und erfolgreich in seinem Job. Aber auf Dauer passte das nicht zu ihm. Ich brauch einen wie dich, sagte ich ihm. Auf den ich mich verlassen kann. Der übliche Scheiß?, hat er gegrinst. Armer, reicher Star hat keinen, dem er vertrauen kann? Wir wären wieder das alte Team geworden.»
    «Aber nicht mehr als Musiker.»
    «Was? Ja, sicher. Aber Panitz ... Wir haben uns so viele Jahre nicht gesehen, und dann war es ...»
    ... als hätten wir uns gestern zuletzt ...
    «... als hätten wir uns gestern zuletzt gesehen. Eine Vertrautheit. Das zählt doch. Außerdem hat er eine Zeit lang Bands gemanagt. Der kennt ... er kannte das Geschäft. Er war mir so wichtig. Gerade in diesen Zeiten, wo mir jeder auf die Pelle rückt, alle was anderes wollen.»
    «Du weißt doch gar nicht, wie er geworden ist. Menschen verändern sich in so vielen Jahren, sagte ich zu Tom. Es war nichts zu machen. Er hat Panitz engagiert, und Panitz hat zugesagt.»
    «War das nicht kränkend für Sie, dass er sich über Ihre Bedenken ...»
    «Aber klar. Als ob ich nicht alles für Tom tue. Immer getan habe.»
    «Sie sind schon lange verheiratet.»
    Zum ersten Mal an diesem Morgen schwieg Lilli. Stand auf. Lief zum Fenster. Drehte sich um.
    «Wir haben immer mal Streit. Sicher. Wer nicht? Sind Sie? Verheiratet, meine ich. Nein? Na ja. Tom und ich, wir sind verheiratet, so lange schon, und wer ist das noch in der Branche nach so vielen Jahren.»
    «Du wirst der Kripo erzählen müssen, was gestern Nachmittag passiert ist.»
    «Was meinst du mit passiert?»
    «Wir können es rasch mal durchgehen. Du wolltest allein sein, erinnerst du dich? Reimann, deine Frau und Panitz sind aus der Garderobe gegangen, auf deinen Wunsch. Und mich hast du gebeten, dir einen Cognac zu besorgen.»
    «Hab ich das? Ich ... es ... ach Gott, es ist alles so verwirrend.»
    «Ich hab dem Friseur und der Visagistin die Klinke in die Hand gegeben.»
    Braun begann, mit dem Fingernagel des Zeigefingers auf die hölzerne Armlehne zu tippen. Tata, tatata, tata, tatata ...
    «Tom?»
    Tata, tatata ...
    «Die Kripo wird nachfragen, auch der Friseur und die Visagistin müssen aussagen.»
    «Ich hab sie weggeschickt.»
    «Weggeschickt?»
    «Ja. Ich kannte sie doch nicht.»
    «Hast du sonst einen persönlichen Friseur?»
    «Was soll denn dieser zickige Ton: Hast du einen persönlichen Friseur?» Braun schob seinen Sessel mit den Füßen weg von Melissa.
    Der Butler erschien.
    «Raus», brüllte Braun.
    «Auch so was. Die letzte Nacht in Amsterdam. Wir wollten essen gehen, Tom und ich. Plötzlich war er weg. Einfach verschwunden. Rief zwei Stunden später an: Mach dir keine Sorgen. Er käme am Morgen direkt zum Flughafen, falls es spät würde. Toll. Er hat mir mal wieder alles überlassen. Koffer packen, Rechnung klären. Zum Flughafen, einchecken. Sie kamen im letzten Moment, Panitz und Tom.»
    «Und dann? Irgendwelche Erklärungen?»
    «Kaum saß er im Flugzeug, hat er auch schon gepennt. Und in Berlin war er plötzlich weg.»
    «Wie sind Sie ins Haus der Kulturen gekommen?»
    «Mit dem ... Ich stand da ... Ich bin mit einem Taxi gefahren.» Paula machte sich im Geist eine Notiz. Im Taxi? Lilli Braun? «Allein?»
    «Mit Panitz.»
    «Warum hast du die Leute weggeschickt?», hakte Melissa nach. Braun sah sie nicht an, als er antwortete. «Die Narben waren noch zu frisch.»
    Geliftet. Narben hinter den Ohren oder wo auch immer. Das Schweigen wuchs an.
    «Und dann? Wohin bist du dann gegangen?»
    «Sind wir hier bei der Kripo? Verdammt! Was erlaubst du dir?» Er brüllte schon wieder. Melissa wurde wütend. Bevor sie antworten konnte, entdeckte Braun den Eintretenden.
    «Ach, sieh an. Mister B. Wie kommst du denn hier rein?» Reimann klapperte mit einem

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