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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hastig verschlungener Hamburger. Um die Übelkeit zu unterdrücken, schluckte ich heftig.
    Plötzlich spürte ich jemanden an meiner Seite. Da ich vermutete, es sei Lil, die sich erkundigen wollte, was passiert sei, wandte ich mich der Person mit blödem Grinsen zu und sah mich unversehens dem Elf gegenüber.
    Er streckte mir die Hand hin und sprach mich mit der flachen, akzentfreien Stimme eines Menschen an, der ein Übersetzungsmodul benutzt. »Hallo. Wir sind einander noch nicht vorgestellt
worden, aber ich wollte dir sagen, wie sehr ich eure Arbeit bewundere. Ich bin Tim Fung.«
    Ich drückte ihm die Hand, die trotz der drückenden abendlichen Hitze auffällig kalt und feucht war. »Julius«, sagte ich und erschrak, weil es sich wie ein heiseres Bellen anhörte. Ganz ruhig, dachte ich, es gibt keinen Grund, die Konflikte eskalieren zu lassen. »Freut mich, dass es dir gefallen hat. Was ihr mit den Piraten angestellt habt, ist wirklich großartig.«
    Er lächelte so ehrlich erfreut und verlegen, als hätte er gerade höchstes Lob von einem seiner Idole eingeheimst. »Findest du? Ich glaube, es ist ganz gut geworden. Wenn man sich das zweite Mal dranmacht, hat man die Möglichkeit, viele Dinge zu verfeinern, die Vision klarer herauszuarbeiten. Beijing – na ja, das war schon aufregend, aber ein bisschen überstürzt, stimmt’s? Weißt du, wir hatten wirklich Mühe damit. Jeden Tag ist eine neue Bande von Hausbesetzern aufgetaucht, die den Park niederreißen wollte. Debra hat mich immer wieder rausgeschickt, damit ich die Kinder huckepack auf mir reiten lasse und unser Woppel nicht ganz in den Keller rutscht, und währenddessen hat sie die Hausbesetzer zum Teufel gejagt. Es war gut, dass wir die Gelegenheit hatten, uns das ganze Konzept und Design noch einmal vorzunehmen, ohne dass im Erdgeschoss eine Show läuft.«

    Ich wusste natürlich davon – die Ad-hoc-kraten, die Beijing erbauten, hatten größte Probleme gehabt. Viele von ihnen waren ums Leben gekommen, und nicht bloß einmal. Debra selbst war eine Woche lang jeden Tag gestorben und in einer Reihe vorbereiteter Klons wiedererweckt worden, während sie die Beta-Tests für ein neues Fahrgeschäft durchführte. Auf diese Weise ging es schneller, als wenn man die CAD-Simulationen fortwährend überarbeitete. Debra stand in dem Ruf, stets außerordentlich effizient vorzugehen.
    »Ich erlebe gerade, was für ein Gefühl das ist, wenn man unter Druck arbeiten muss«, sagte ich und deutete mit dem Kinn vielsagend auf das Spukhaus. Mit innerer Genugtuung sah ich, dass er eine peinlich berührte und gleich darauf entsetzte Miene zog.
    »Das Spukhaus würden wir nie antasten«, versicherte er. »Es ist perfekt!«
    Während ich mir eine passende Antwort überlegte, schlenderten Dan und Lil auf uns zu. Beide wirkten besorgt. Als ich genauer darüber nachdachte, fiel mir auf, dass beide seit meiner Wiederbelebung ständig überaus besorgt um mich gewesen waren.
    Dan hatte einen eigenartig steifen Gang und sah so aus, als müsste er sich auf Lil stützen. Auf mich wirkten sie wie ein Paar. Plötzlich hatte ich
einen irrationalen Anflug von Eifersucht. In emotionaler Hinsicht fühlte ich mich wie ein Wrack. Trotzdem fasste ich Lil, sobald sie in Reichweite war, an den großen, vernarbten Händen und drückte sie so liebevoll an mich, als wollte ich sie vor der ganzen Welt beschützen. Ihre Dienstmädchentracht hatte sie inzwischen gegen Zivilkleidung ausgetauscht, einen atmungsaktiven Overall aus intelligentem Mikroporengewebe.
    »Lil, Dan, darf ich euch Tim Fung vorstellen? Er hat mir gerade Kriegsgeschichten vom Piratenprojekt in Beijing erzählt.«
    Lil winkte ihm zu, während Dan ihm feierlich die Hand schüttelte. »Das war wirklich harte Arbeit«, bemerkte er dabei.
    Ich überlegte, ob ich einen Woppel-Monitor starten sollte. Normalerweise ist das die erste Reaktion, wenn man jemanden kennenlernt, aber ich war immer noch desorientiert. Schließlich pingte ich den Elfenjungen an. Er hatte jede Menge fragwürdiger Woppel-Punkte erworben – Anerkennung von Leuten, die nur wenige meiner Ansichten teilten. Damit hatte ich gerechnet. Womit ich nicht gerechnet hatte, war die Tatsache, dass sein gewichteter Woppel-Wert, der vor allem sein Ansehen bei Menschen berücksichtigte, die ich respektierte, ebenfalls sehr hoch war, sogar höher als mein eigener. Jetzt bereute ich mein Ausrasten im Spukhaus noch mehr als zuvor.
Falls ich es schaffte, mir seine Achtung zu sichern,

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