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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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etwas Neues war«, erklärte ich, »stand hinter der ersten Kurve der Fahrtstrecke immer ein Typ in Ritterrüstung. Er sprang heraus und erschreckte die Leute, die vorbeifuhren, zu Tode. Natürlich ging das nur kurze Zeit. Der arme Kerl wurde von den erschrockenen Gästen immer wieder verdroschen. Außerdem war die Rüstung auf Dauer nicht allzu bequem.«
    Dan kicherte anerkennend. Die Bitchun Society hatte jede Art von langweiliger, eintöniger Arbeit weitgehend abgeschafft, und was immer noch getan werden musste – hinter der Theke stehen, Toiletten putzen –, brachte einem so viele Woppel-Punkte ein, dass man in der Freizeit ein faules Leben führen konnte.
    »Aber dieser Bursche in der Ritterrüstung konnte improvisieren . Es wurde einem jedes Mal eine etwas andere Show geboten, ähnlich wie bei den Ensemblemitgliedern, die auf der Flusstour durch den Dschungel eingesetzt werden. Jeder von ihnen hat sein eigenes Verhaltensmuster, seine eigenen Witze, und obwohl die Animatronik nicht vom Feinsten ist, macht das die Show sehenswert.«
    »Willst du etwa Ensemblemitglieder in Ritterrüstungen im Spukhaus verteilen?«, fragte Dan und schüttelte den Kopf.
    Ich tat seine Frage mit einem Wink ab, wodurch
der Sportwagen etwas aus der Spur geriet und einer Gruppe von Gästen, die auf gemieteten Fahrrädern durchs Gelände fuhren, einen gehörigen Schrecken einjagte. »Nein«, sagte ich und entschuldigte mich bei den erblassten Gästen mit einer Handbewegung. »Natürlich nicht. Aber wie wär’s, wenn die gesamte Animatronik von Menschen gesteuert würde – von Leuten, die sie per Waldos fernsteuern? Auf diese Weise könnten sie mit den Gästen interagieren, mit ihnen reden, sie erschrecken … Wir werden die vorhandene Animatronik durch mobile Roboter ersetzen und diese Roboter von Leuten überall im Netz bedienen lassen. Stell dir das Woppel vor! Wir könnten, sagen wir, tausend Bediener gleichzeitig online haben, zehn Schichten pro Tag, jeder von ihnen nur mit unserem Spukhaus beschäftigt. Wir könnten Preise für herausragende Leistungen vergeben. Und die Schichten werden nach dem Grad allgemeiner Beliebtheit zugeteilt. Unterm Strich wird sich der tägliche Besucherandrang um zehntausend erhöhen, nur werden diese Gäste ehrenamtliche Mitglieder des Ensembles sein.«
    »Nicht schlecht«, sagte Dan. »Passt wunderbar in unsere Bitchun Society. Debra mag über KIs oder Instant-Downloads verfügen, aber was du anbieten kannst, ist menschliche Interaktion, mit freundlicher Genehmigung der größten Spukhausfans der Welt …«

    »Und genau das sind die Fans, die Debra auf ihre Seite ziehen muss, wenn sie’s aufs Spukhaus abgesehen hat. Ganz schön raffiniert, was?«
     
    Um das Konzept zu verwirklichen, musste ich zunächst Lil anrufen, die Sache zwischen uns bereinigen und ihr die Idee nahebringen. Das Problem war nur, dass meine Hörschnecke wieder offline war. Meine Stimmung ging in den Keller und Dan musste Lil an meiner Stelle anrufen.
    Wir trafen uns mit ihr vor den Labors der Imagineure, einem massiven Komplex aus vorgefertigten, in abstoßendem Grün bemalten Aluminiumbauten, in dem sich ganze Rudel verrückter Erfinder gegenseitig auf die Füße traten, seit die Bitchun Society nach Walt Disney World gekommen war. Die Ad-hocs, die in Florida eine Imagineur-Abteilung aufgebaut hatten und jetzt dieses Ding betrieben, waren die unpolitischsten im ganzen Park, klassische Labortypen mit weißen Kitteln und Klemmbrettern, die für jeden arbeiteten, solange es um coole Ideen ging. Weil sie sich keinen Deut um ihre Woppel-Punkte scherten, hatten sie eben diese in verschwenderischer Fülle aufgehäuft.
    Lil arbeitete mit Suneep, auch bekannt als der Souvenir-Magier. Schneller als jeder andere konnte er Souvenirs entwerfen, einen Prototyp anfertigen und in Produktion geben. Ob T-Shirts, Figuren,
Stifte, Spielzeug oder Haushaltsgegenstände: Er war der Meister. Sie kommunizierten über ihre Headmount-Displays und saßen einander an einem Arbeitstisch mitten in einem Labor von der Größe eines Basketball-Feldes gegenüber, das mit Werbeartikeln voller Markenzeichen übersät war. Während ihre Blicke über unsichtbare Bildschirme tanzten, brabbelten beide vor sich hin.
    Dan loggte sich beim Eintreten reflexartig in die virtuelle Arbeitsumgebung ein und war sichtlich erfreut über das, was er sah. Ich war der Einzige, der von dem ganzen Spaß nichts mitbekam.
    Ich stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Mach einen Ausdruck

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