Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
ein bisschen.
    Binnen eines Monats arbeitete ich im Spukhaus. Tom und Rita waren in Kissimmee in ihren Kanopen untergebracht und hatten Anweisung hinterlassen, man möge sie erst aufwecken, wenn ihre Newsbots so interessantes Material gesammelt
hätten, dass das Aufwachen sich offensichtlich lohne. Mit mir und Lil war es inzwischen eine heiße Sache.
    Lil nahm die Entscheidung ihrer Eltern nicht besonders gut auf. Für sie war es ein Schlag ins Gesicht, ein Vorwurf an sie und ihre Generation geschwätziger und unerschütterlich optimistischer Ensemblemitglieder.
    Um Himmels willen, Lil, gibt’s denn überhaupt nichts, das dich auf die Palme bringt? Hast du keinen Funken Leidenschaft in dir?
    Die Worte waren mir über die Lippen gekommen, bevor ich begriff, was ich da sagte, und Lil, die gerade fünfzehn Prozent meines Alters erreicht hatte und jung genug war, um meine Enkeltochter zu sein – Lil, meine Geliebte, beste Freundin und Sponsorin der Ad-hoc-kratie von Liberty Square – Lil wurde weiß wie ein Laken, drehte sich schnurstracks um und marschierte aus der Küche. Sie stieg in den Sportwagen und fuhr in den Park, um ihre Schicht anzutreten.
    Ich ging wieder ins Bett, starrte auf den Ventilator unter der Decke, der seine trägen Runden drehte, und fühlte mich wie ein Stück Dreck.

Fünf
    Als ich schliesslich in den Park zurückkehrte, waren sechsunddreißig Stunden vergangen. Lil war noch immer nicht nach Hause gekommen. Falls sie versucht hatte, mich telefonisch zu erreichen, hätte sie mir nur auf die Mailbox sprechen können – ich hatte keine Möglichkeit, Anrufe zu beantworten. Wie sich herausstellte, hatte sie es erst gar nicht versucht.
    Ich verbrachte die Zeit damit, abwechselnd Trübsal zu blasen, zu trinken und schreckliche, irrationale Rachepläne gegen Debra zu schmieden, weil sie mich umgebracht, meine Beziehung zerstört, mir, zumindest im Nachhinein betrachtet, meine geliebte Halle der Präsidenten weggenommen hatte und das Spukhaus bedrohte. Selbst in meinem verwirrten Zustand wusste ich
noch, dass all das ziemlich unproduktiv war, und ich nahm mir immer wieder vor, damit aufzuhören, mich zu duschen, einige Ernüchterungspillen zu schlucken und mich im Spukhaus wieder an die Arbeit zu machen.
    Ich sammelte gerade die nötige Energie, als Dan hereinkam.
    »Junge«, sagte er schockiert. Ich nehme an, ich machte nicht den besten Eindruck, wie ich so in Unterwäsche auf dem Sofa lag, ungewaschen, zersaust und mit blutunterlaufenen Augen.
    »Hallo, Dan. Wie läuft’s denn so?«
    Er warf mir einen dieser gequälten Blicke zu, die so typisch für ihn waren. In diesem Moment spürte ich, dass wir den gleichen seltsamen Rollentausch durchmachten wie damals an der Universität von Texas, als er zum Einheimischen und ich zum Eindringling geworden war. Er war derjenige, der sich im Griff hatte und mich mit gequälten Blicken bedachte, und ich der armselige Bittsteller, der sein ganzes Reputationskapital verspielt hatte. Aus alter Gewohnheit überprüfte ich mein Woppel. Mehr als der – erwartete – niedrige Punktestand schockierte mich die Tatsache, dass ich überhaupt nachsehen konnte. Ich war wieder online!
    »Und, was weißt du darüber?«, fragte ich und starrte auf mein trostloses Woppel-Konto.
    »Über was?«

    Ich rief ihn auf seiner Gehörschnecke an. »Meine Systeme sind wieder online«, teilte ich ihm auf subvokalem Wege mit.
    Er fuhr zusammen. »Bist du etwa offline gewesen ?«
    Ich sprang vom Sofa hoch und führte einen fröhlichen kleinen Tanz in Unterwäsche auf. »Ich war , aber jetzt nicht mehr.« Ich fühlte mich so gut wie seit Tagen nicht und war bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen – oder zumindest mit Debra.
    »Ich spring kurz unter die Dusche, dann können wir die Labors der Imagineure besuchen. Ich hab eine ziemlich abgefahrene Idee.«
     
    Die Idee, die ich ihm im Sportwagen erläuterte, bestand darin, eine präventive Modernisierung des Spukhauses vorzunehmen. Die Halle der Präsidenten zu sabotieren war eine gemeine, dumme Idee gewesen, und ich hatte dafür bekommen, was ich verdiente. Die ganze Philosophie der Bitchun Society beruhte ja darauf, sich mehr Ansehen zu erwerben als andere Ad-ho-kraten und sich seinen Erfolg zu verdienen, anstatt ihn zu ergaunern, auch wenn zuweilen Attentate verübt wurden und andere schlimme Dinge passierten.
    Und deshalb würden wir es mit einer Modernisierung versuchen.

    »Damals, als das Spukhaus im kalifornischen Disneyland noch

Weitere Kostenlose Bücher