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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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davon«, zischte ich ihm ins Ohr.
    Statt mich zu bedauern, tippte er nur ein paar Befehle in die Luft. Gleich darauf spuckte ein Drucker in der Ecke des Labors einen Stapel Blätter aus. Jeder andere hätte großes Aufheben davon gemacht, aber Dan sorgte einfach dafür, dass ich mich an der Diskussion beteiligen konnte.
    Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass Lil und ich füreinander bestimmt waren, dann wären die Entwürfe, die sie mit Suneep entwickelt hatte, Beweis genug gewesen. Sie dachte in den gleichen Bahnen wie ich: Wir brauchten Souvenirs, die die menschlichen Dimensionen des Spukhauses betonten. Was bis jetzt an Entwürfen vorlag, waren winzige Animatroniken der Geistertramps in einem Schwarzlichtkasten, der die
Skelette der Roboter unter deren mehrschichtiger Plastikkleidung sichtbar machte; außerdem Actionfiguren, die per Infrarot kommunizierten, so dass sie, wenn man eine in die Nähe einer anderen brachte, Verhaltensprogramme abspulten, die von Attraktionen im Spukhaus inspiriert waren: Der Rabe krächzte, Madame Leotas Kopf murmelte Zaubersprüche und die singenden Büsten sangen. Lil hatte auch etwas Abendgarderobe im Schnitt der aktuellen Mode entworfen, die den Kostümen der Ensemblemitglieder nachempfunden war.
    Was ich damit sagen will: Es waren tolle Souvenirs. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon die Neueröffnung des Spukhauses in sechs Monaten. Dort würden sich die Avatare von Spukhaus-Fans aus aller Welt tummeln und die Roboter animieren. Auf Madame Leotas Karren mit Geschenkartikeln würden sich die originellen Souvenirs bis oben stapeln. Menschliche Strippenzieher würden im Eingangsbereich Szenen für die Gäste improvisieren.
    Als ich den Ausdruck überflog und begeistert nickte, unterbrach Lil ihre virtuelle Kommunikation und sah mich finster an.
    »Leidenschaftlich genug für deinen Geschmack? «, fuhr sie mich an.
    Ich spürte, dass mir Gesicht und Ohren rot anliefen. Zwischen Wut und Scham hin- und hergerissen,
musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass ich mehr als ein Jahrhundert älter war als sie und eigentlich der Reifere von uns beiden hätte sein sollen. Außerdem hatte ich mit der Streiterei angefangen.
    »Das ist einfach fantastisch, Lil«, sagte ich – was sie nicht erweichte, wie ihr Blick zeigte. »Etwas ganz Besonderes. Ich hab eine tolle Idee …« Ich rasselte alles herunter, erzählte ihr von den Avataren, den Robotern, der Modernisierung. Irgendwann hörte sie auf, so böse zu schauen, machte sich Notizen, lächelte und zeigte mir dabei ihre Grübchen und Lachfältchen in den Augenwinkeln.
    »Das ist keine Kleinigkeit«, sagte sie schließlich. Suneep, der sich höflich taub gestellt hatte, nickte unwillkürlich. Dan auch.
    »Ich weiß«, erwiderte ich und errötete noch heftiger. »Aber darum geht’s ja gerade. Was Debra vorhat, ist auch keine Kleinigkeit. Es ist riskant und gefährlich. Sie und ihre Ad-hocs sind daran gewachsen – es hat sie gescheiter gemacht.« Gescheiter als uns jedenfalls. »Sie sind in der Lage, solche Dinge schnell zu entscheiden und ebenso schnell in die Tat umzusetzen. Das müssen wir auch schaffen.«
    Sprach ich mich wirklich dafür aus, dass wir Debra ähnlicher werden sollten? Die Worte waren mir einfach so herausgerutscht, dennoch wusste
ich, dass ich recht hatte. Wir mussten Debra in ihrem eigenen Spielchen schlagen und ihre Ad-hocs übertrumpfen.
    »Ich verstehe, was du sagen willst.« Ich merkte Lil an, dass ich sie überrumpelt hatte, denn sie verfiel wieder einmal in den typischen Jargon von Ensemblemitgliedern. »Es ist eine ausgezeichnete Idee. Ich glaube, wir haben gute Chancen, sie in die Tat umzusetzen, wenn wir sie unseren Kollegen vorstellen, nachdem wir recherchiert, einen Plan ausgearbeitet, die kritischen Wegstrecken skizziert und einige unserer Leute vorab vertraulich um ihre Meinung gebeten haben.«
    Ich fühlte mich so, als paddelte ich in Sirup. Bei dem Tempo, mit dem die Ad-hocs von Liberty Square die Dinge in Angriff nahmen, würden wir die ersten Sondierungsgespräche führen, während Debras Leute das Spukhaus über unseren Köpfen bereits abrissen. Deshalb versuchte ich es mit einer anderen Taktik.
    »Suneep, du warst doch schon an einigen Modernisierungen beteiligt, richtig?«
    Suneep nickte bedächtig und mit vorsichtiger Miene, so wie ein unpolitisches Wesen, wenn es unfreiwillig in eine politische Diskussion hineingezogen wird.
    »Gut, dann stell dir mal vor, wir würden dir dieses Konzept

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