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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verwirrende Geschehen. Die Ad-hocs von Liberty Square reichten ihre Lasten sichtlich verlegen weiter, weil ihnen klar war, dass sie mit
dieser Aktion eigentlich gegen jeden Grundsatz verstießen, der ihnen am Herzen lag.
    Während ich zusah, klafften unversehens Lücken in der Kette, weil sich Ensemblemitglieder mit schamrotem Gesicht daraus zurückzogen. Vor der Halle der Präsidenten kümmerte sich Debra darum, dass ihr Inventar ordentlich verstaut wurde. Eine Abordnung ihrer Ensemblemitglieder schaffte alles eifrig aus dem Rampenlicht. Auch ohne einen Blick auf meinen Palmtop wusste ich, was derzeit mit unserem Woppel geschah.
     
    Am Abend arbeiteten wir wieder nach Plan. Suneep beaufsichtigte die Installation seiner Telepräsenz-Ausrüstungen, während Lil minutiös alle Systeme durchging und ein Team von Ad-hocs, das hinter ihr herdackelte, dazu antrieb, alles doppelt und dreifach zu überprüfen.
    Suneep streute im Salon gerade Staub aus und lächelte, als er mich erblickte.
    »Gratuliere, Sir«, sagte er und schüttelte mir die Hand. »Meisterhaft durchgeführt.«
    »Danke, Suneep. Ich weiß nicht, wie meisterhaft es wirklich war, aber wir haben die Sache erledigt, und nur darauf kommt es an.«
    »Seit Beginn dieses Projekts hab ich deine Partner nicht mehr so glücklich erlebt. Ich weiß, wie sie sich fühlen!«
    Meine Partner? Ach ja, Dan und Lil. Ich fragte
mich, wie glücklich sie wirklich waren. Glücklich genug, um wieder miteinander anzubändeln? Meine Stimmung verdüsterte sich, obwohl ich mir gleichzeitig sagte, dass Dan nach allem, was wir zusammen durchgestanden hatten, nicht zu ihr zurückkehren würde.
    »Freut mich, dass es dich freut. Ohne dich hätten wir es nicht geschafft. Es sieht so aus, als könnten wir in einer Woche wieder öffnen.«
    »Oh, da bin ich zuversichtlich. Kommst du auch zu der Party heute Abend?«
    Party? Wahrscheinlich etwas, das die Ad-hocs von Liberty Square organisiert hatten. Ich war mit Sicherheit eine persona non grata. »Ich glaube nicht«, erwiderte ich vorsichtig. »Vermutlich hab ich hier noch lange zu tun.«
    Erst schimpfte er mit mir, weil ich seiner Meinung nach zu viel arbeitete, doch als er begriffen hatte, dass ich mich nicht zur Party mitschleifen lassen würde, gab er auf.
    Und so kam es, dass ich mich um zwei Uhr früh im Spukhaus aufhielt. Ich döste im Pausenraum hinter den Kulissen vor mich hin, als ich aus dem Salon Geräusche hörte. Fröhliche Stimmen, laut und glücklich. Ich dachte, es müssten wohl die Ad-hocs von Liberty Square sein, die von ihrer Party zurückkehrten.
    Also rappelte ich mich auf und ging in den Salon.

    Und stieß auf Kim und ihre Freunde, die Handkarren mit Debras Inventar hereinschoben. Ich wollte sie gerade furchtbar zusammenstauchen, als Debra eintrat. Ich verkniff mir das Anschreien und ächzte nur, machte den Mund auf, um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus.
    Denn hinter Debra standen Lils Eltern, die all die Jahre in ihren Kanopen in Kissimmee auf Eis gelegen hatten.
    Die Welt ist doch wirklich klein.

Neun
    Lils Eltern hatten sich ohne großes Tamtam einfrieren lassen. Kurz bevor sie ihren Kälteschlaf antraten, sah ich sie noch einmal, denn sie schauten bei Lil und mir vorbei, um ihrer Tochter einen Abschiedskuss zu geben und ihr alles Gute zu wünschen.
    Während Lil und ihre Mutter bemüht munter plauderten und artig Abschied voneinander nahmen, standen Tom und ich verlegen herum.
    »Aha«, sagte ich zu Tom. »Ihr habt euch also entschieden.«
    Er hob eine Augenbraue. »Genau. Wir haben heute Morgen das Backup machen lassen.«
    Beide hatten ihre Backups vor dem Abschiedsbesuch bei ihrer Tochter angelegt. Wenn sie erwachten, würden sie sich an diesen Besuch – und
alles andere, was seit dem Backup geschehen war – nicht mehr erinnern.
    Mein Gott, was für Arschlöcher.
    »Wann kommt ihr zurück?«, fragte ich und machte das neutrale Gesicht eines Ensemblemitglieds, damit man mir meinen Ekel nicht ansah.
    »Wir lassen uns jeden Monat eine Zusammenfassung der laufenden Ereignisse einspielen. Wenn’s wieder interessant wird, kommen wir zurück. « Er wedelte mit einem Finger vor meiner Nase herum. »Ich werde dich und Lillian im Auge behalten – du wirst sie doch anständig behandeln, oder?«
    »Ihr beide werdet uns fehlen«, erwiderte ich, ohne auf seine Frage einzugehen.
    »Quatsch, ihr werdet nicht einmal merken, dass wir weg sind. Das ist jetzt eure Welt – wir räumen für eine Weile das Feld und

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