Backup - Roman
geleistet hat. Dann könnte ich meine Zeit ja gleich ins Klo spülen.«
»Soweit wird’s nicht kommen«, fuhr ich rasch dazwischen. »Wenn du nur für ein paar Tage Nein sagst, erledigen wir den Rest.«
Suneep schien nicht überzeugt.
»Ich versprech’s dir.«
Suneep fuhr sich mit den Stummelfingern durch das ohnehin schon zerzauste Haar. »Na gut«, erwiderte er mürrisch.
Dan klopfte ihm auf den Rücken. »Guter Mann.«
Es hätte funktionieren müssen. Und beinahe hätte es ja auch geklappt.
Ich saß hinten im Konferenzsaal des Abenteuerlands, während Dan die anderen zur Besinnung rief.
»Hört mal, ihr braucht vor Debra und ihren Leuten nicht zu kuschen. Das hier ist euer Grund und Boden, den ihr jahrelang verantwortungsbewusst bestellt habt. Sie hat kein Recht, euch auf den Pelz zu rücken – ihr habt genügend Woppel,
um das Spukhaus zu verteidigen, wenn ihr nur zusammenarbeitet.«
Kein Ensemblemitglied mag Konfrontationen und die Leute von Liberty Square ließen sich nur schwer zum Handeln bewegen. Dan hatte eine Stunde vor der Sitzung die Klimaanlage runtergedreht und alle Fenster geschlossen, damit im Saal die entsprechende Atmosphäre herrschte, Beunruhigung in Wut umschlagen zu lassen. Ich stand unauffällig im Hintergrund, so weit weg von Dan wie möglich. Er zog seine Show in meinem Auftrag ab, und ich war ganz zufrieden damit, dass er den Frontmann machte.
Als Lil eingetroffen war, hatte sie die Lage mit säuerlicher Miene sondiert: Sollte sie sich nach vorn setzen, in die Nähe von Dan, oder nach hinten, in meine Nähe? Sie hatte sich für die Mitte entschieden. Gewaltsam musste ich den Blick von den Schweißtröpfchen auf ihrem langen, blassen Hals losreißen, um mich auf Dan zu konzentrieren.
Wie ein Prediger stapfte er durch den Mittelgang. Seine Augen schleuderten Blitze. »Sie stehlen euch eure Zukunft! Sie stehlen euch eure Vergangenheit ! Und das auch noch mit eurer Unterstützung, wie sie behaupten!«
Er senkte die Stimme. »Aber ich glaube nicht, dass es stimmt.« Er fasste eine Kollegin an der Hand und sah ihr in die Augen. »Ist es wahr?«,
fragte er so leise, dass es fast wie ein Flüstern klang.
»Nein«, erwiderte sie.
Er ließ ihre Hand los und wandte sich einem anderen Ensemblemitglied zu. »Ist es wahr?«, fragte er und hob die Stimme leicht.
»Nein!«, antwortete der Mann, dessen Stimme nach Dans Geflüster unnatürlich laut durch den Raum drang. Ein nervöses Kichern ging durch die Sitzreihen.
»Ist es wahr?«, schrie er jetzt fast und schritt zum Podium.
»Nein!«, brüllte die Versammlung.
»NEIN!«, schrie er zurück.
»Ihr müsst nicht kuschen und klein beigeben! Ihr könnt zurückschlagen und den ursprünglichen Plan realisieren, dann kann Debras Bande einpacken. Sie können sich das Spukhaus nur unter den Nagel reißen, wenn ihr es zulasst. Wollt ihr das zulassen?«
»NEIN!«
In der Bitchun Society kommt es selten zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Lange bevor jemand versucht, etwas an sich zu reißen, kalkuliert er die Sache durch und vergewissert sich, dass das Ad-hoc, das er verdrängen will, keine Chance hat, sich zu wehren. Für diejenigen, die sich in der Defensive befinden, ist die Überlegung
ganz einfach die: Besser, man zieht sich elegant zurück und kommt mit ein bisschen Ansehen aus der Sache heraus, als vehement dagegen anzugehen, denn dann kann man nicht einmal mehr auf diese kleine Kompensation hoffen.
Eine gewaltsame Auseinandersetzung nützt niemandem etwas – am wenigsten der Sache, um die man streitet, das weiß ich aus persönlicher Erfahrung.
Ich war damals in meinem zweiten Studienjahr und verdiente mir besonders gute Noten damit, dass ich meinen Professoren keinen Ärger machte und die Klappe hielt. Wir befanden uns in den frühen Jahren der Bitchun Society und die meisten von uns hatten deren Konzept noch nicht ganz begriffen.
Das galt allerdings nicht für alle: Eine Gruppe von Campus-Aufrührern, Studienabsolventen des Fachbereichs Soziologie, stellten sich an die vorderste Front der Revolution, und sie wussten genau, was sie wollten: Kontrolle über die Fakultät, Entfernung des tyrannischen, schwerfälligen Lehrkörpers, eine Kanzel, von der man das Evangelium der Bitchun Society einer Generation von beeinflussbaren Studienanfängern predigen konnte. Denn die stöhnten zu sehr unter ihrer Arbeitslast, um zu begreifen, welchen Mist man ihnen in der Universität eintrichterte.
Das jedenfalls sagte die
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