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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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überlassen sie euch. Wir würden es nicht tun, wenn wir euch beiden nicht voll vertrauen könnten.«
    Lil und ihre Mutter küssten sich ein letztes Mal. Rita war liebevoller, als ich sie je erlebt hatte, was so weit ging, dass sie sogar ein paar Tränen zerdrückte. Jetzt, wo das Backup bereits vorgenommen war und nichts Neues mehr aufgezeichnet wurde, konnte sie sich so geben, wie ihr gerade war, weil sie wusste, dass es nicht mehr zählen würde, wenn sie wieder erwachte.
    »Julius«, sagte sie, nahm meine Hände und
drückte sie, »vor dir liegen wunderbare Zeiten. Mit Lil und dem Park wirst du faszinierende Erfahrungen machen, da bin ich mir ganz sicher.« Sie war unendlich gelassen und voller Anteilnahme, doch ich wusste, dass unser Leben für sie keine Rolle mehr spielte.
    Immer noch lächelnd stiegen sie in ihren Sportwagen und fuhren davon, um sich die tödlichen Injektionen setzen zu lassen, die ihnen ein von der körperlichen Hülle losgelöstes Bewusstsein verleihen und die letzten Momente mit ihrer geliebten Tochter rauben würden.
     
    Sie waren nicht gerade glücklich darüber, dass man sie aus dem Totenreich zurückgeholt hatte. Ihre neuen Körper waren nach der neusten Mode gestaltet, unangemessen jung, pubertierend und folglich voller verrückt spielender Hormone, die sie in einen Reizzustand versetzten. Zusammen mit Kim und deren Kumpanen bildeten sie eine geschlossene Front aufgebrachter Halbwüchsiger.
    »Was, zum Teufel, nimmst du dir hier eigentlich heraus?«, fragte Rita und versetzte mir einen so harten Stoß gegen die Brust, dass ich rückwärts in den sorgfältig ausgestreuten Staub stolperte und eine Wolke aufwirbelte.
    Rita wollte mir nachsetzen, doch Tom hielt sie zurück. »Julius, geh weg. Dein Verhalten ist
völlig inakzeptabel. Halt den Mund und hau einfach ab.«
    Ich streckte abwehrend die Hand hoch und machte den Mund auf.
    »Kein Wort mehr«, sagte er. »Geh jetzt. Sofort. «
    » Verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken. Niemals«, keifte Kim mit bösartiger Miene.
    »Nein«, entgegnete ich. »So läuft das nicht, verdammt noch mal. Ihr hört mir jetzt zu. Und danach geh ich Lil und ihre Leute holen, die werden mich unterstützen. Davon lass ich mich nicht abbringen.«
    Durch den schummrigen Salon starrten wir einander an. Debra schnippte mit den Fingern, und plötzlich waren wir in grelles Licht getaucht. Die sorgfältig inszenierte Düsterkeit war dahin. Jetzt war der unheimliche Salon nur noch ein staubiges Zimmer mit falschem Kamin.
    »Er soll reden«, sagte Debra. Rita verschränkte die Arme und sah mich finster an.
    »Ich hab einige wirklich schreckliche Dinge getan«, begann ich mit erhobenem Kopf, ohne den Blick von meinen Kontrahenten abzuwenden. »Ich hab keine Entschuldigung dafür und bitte euch auch nicht um Vergebung. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir mit Leib und Seele am Spukhaus gearbeitet haben und es ein Unrecht ist, uns dieses Haus wegzunehmen. Können
wir nicht einen Winkel in der Welt bewahren, wo die Zeit stillsteht, den Menschen zuliebe, die es so mögen? Warum glaubt ihr, dass wir an dem scheitern müssen, was ihr erfolgreich betrieben habt? Könnt ihr nicht begreifen, dass wir eure Arbeit lediglich fortsetzen? Dass wir ein Erbe fortführen, das ihr uns hinterlassen habt?«
    »Bist du fertig?«, fragte Rita.
    Ich nickte.
    »Dieses Haus ist kein historisches Reservat, Julius, sondern ein Fahrgeschäft. Wenn du das nicht verstehst, bist du hier fehl am Platz. Es ist nicht mein Fehler, verdammt noch mal, wenn du meinst, du hättest deine Dummheiten uns zuliebe angestellt, und sie sind deswegen kein bisschen weniger dumm. Alles, was du getan hast, hat meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. «
    Debra ließ ihre Maske der Unparteilichkeit fallen. »Du dämliches, verblendetes Arschloch«, sagte sie leise. »Du tappst herum, jammerst und pinkelst alle an – und all das wegen des kleinen Attentats auf dich, wegen deiner kleinen Gesundheitsprobleme – ja, ich hab davon gehört –, und wegen deiner kleinen fixen Idee, dass alles so bleiben muss, wie es ist. Du brauchst eine Perspektive, Julius. Du musst weg von hier. Disney World ist nicht gut für dich, und du bist mit Sicherheit nicht gut für Disney World.«

    Es hätte weniger wehgetan, wenn ich nicht, irgendwann im Laufe der Ereignisse, zu demselben Schluss gekommen wäre.
     
    Ich fand die Ad-hocs auf einem Campingplatz von Fort Wilderness, wo sie um ein Feuer saßen und

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