BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
gleich, was er auch tat.
Anschmiegsam wie ein Kätzchen und gehorsam wie ein wohlerzogenes Hündchen
würde Miranda ab jetzt sein, das hatte ihm sein »Partner« zugesichert.
Und sie war es!
Aber... hatte das noch mit Liebe zu tun?
ging es Ludlow durch den Sinn, und er spürte einen Schmerz im Herzen, als habe man ihm eine Nadel hineingestoßen! Aber der Schmerz verging, gefror in der Kälte seiner Brust, und in seinem Kopf wurde Platz für andere Gedanken.
Wichtigere
Gedanken.
Er hatte Miranda nur deshalb im Schlafzimmer aufgesucht, weil er sich davon überzeugen wollte, dass er nicht betrogen worden war, was ihren versprochenen Sinneswandel anbetraf.
Nun, diesen Teil des Paktes jedenfalls hatte der andere eingehalten.
Jetzt konnte Simon Ludlow den größeren, den bedeutsameren Part in Angriff nehmen...
»Simon, wohin gehst du?«, Mirandas Stimme klang kläglich wie die eines verletzten Kindes.
Ludlow war sich nicht mehr ganz sicher, ob er seine Frau nie würde hassen können...
Schweigend verließ er den Raum.
Draußen auf dem Korridor nahm er auf, was er zuvor dort deponiert hatte. Gabriel hatte es ihm in die Hand gedrückt.
Schwer lag die Pistole in Simon Ludlows Hand. Spielerisch visierte er im Dämmer der Notbeleuchtung über den aufgeschraubten Schalldämpfer die altehrwürdigen Porträtgemälde an, die sich beiderseits an den Wänden des Flures aneinander reihten.
Bislang hatten sie die Gesichter von Männern gezeigt, die Simon Ludlow nicht kannte.
Heute Nacht sah er in den reich verzierten Rahmen nur ein Gesicht. Eines, das er kannte und hasste.
»Peng! Peng! Peng!«
Ludlow gab einen imaginären Schuss nach dem anderen ab, und jeder saß in seiner Phantasie im Ziel –
– genau zwischen Derek Logans Augen.
Ludlow ließ die Waffe sinken, grinste und ging. Um zu tun, was ein Mann tun musste.
Und wozu
er
endlich die Kraft und den Mut gefunden – oder vielmehr:
bekommen
hatte.
Derek Logan schloss gewissenhaft die Tür hinter sich und aktivierte den elektronischen Sicherungscode, indem er eine Plastikkarte durch den Schlitz einer entsprechenden Vorrichtung zog. Die Karte war an einem metallenen Kettchen befestigt, und das wiederum streifte sich Logan über den Kopf, damit es wie gewohnt um seinen Hals hing.
Einen sichereren Platz gab es nicht für das unscheinbare, aber hochgradig brisante Stück Plastik. Denn wer es ihm abnehmen wollte, würde dieses Ziel nur über Derek Logans Leiche erreichen – und am Versuch, ihn töten zu wollen, waren schon die gerissensten Killer dieser Welt gescheitert...
Logan ließ das Kärtchen an der Kette im Hemdausschnitt verschwinden und stieg dann aus dem Kellerraum die Treppe hinauf ins Torhaus, das sein Zuhause geworden war, seit er seinen Dienst in Highgate Hall angetreten hatte. Das Torhaus hieß so, weil es praktisch das gewaltige Portal in der Mauer um Highgate Hall umrahmte. Im Grunde genommen handelte es sich dabei um zwei Türme, die links und rechts des Tores aufragten und oben durch einen befestigten Wehrgang verbunden waren. Die Zimmer innerhalb dieser Türme lagen übereinander und waren durch Wendeltreppen erreichbar, die von einem ins andere führten.
Unter dem Torhaus befand sich das Herz von Highgate Hall. Ein vergleichsweise winziger Raum nur, der jedoch von größter Bedeutung war für die gesamte Einrichtung.
Und einzig Derek Logan besaß den Schlüssel dazu – zur Tür des Raumes und für all das, was dahinter versteckt lag.
Er war der Herr über Highgate Hall, Torwächter und Schlüsselmeister in Personalunion. Und mithin wichtiger als alle anderen hier – wichtiger beispielsweise auch als Dr. Simon Ludlow.
Derek Logan lachte gehässig, als er an Ludlow dachte. Sie hatten beide zur gleichen Zeit ihre Jobs in Highgate Hall angetreten (zusammen mit einem knappen Dutzend weiterer Mitarbeiter; die Belegschaft wurde nach Vertragsablauf stets komplett ausgetauscht). Aber Ludlow hatte das vergangene Jahr im Gegensatz zu Logan beinahe das Genick gebrochen – na, zumindest hatte es Ludlow als Mann gebrochen. Der arme Kerl war nur noch ein Schatten seiner selbst, und nicht einmal Miranda vermochte ihn mehr aufzurichten...
... was Derek Logan in Gedanken durchaus zweideutig meinte. Er grinste über sein gelungenes Wortspiel.
Als er die Tür passierte, die hinaus in die Parkanlage führte (und durch die Miranda zu kommen und zu gehen pflegte, wenn sie erst einmal gekommen war... Logan grinste erneut), sah er kurz auf seine
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