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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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er von seiner Angewohnheit des Selbstgespräches lassen. Er wollte ihr nicht verraten, dass er über ihre nächtlichen »Ausflüge« zu Derek Logan Bescheid wusste, weil er fürchtete, sie ganz und gar an diesen Bastard zu verlieren, wenn er ihr deswegen eine Szene machte. Und das durfte nicht geschehen. Niemals!
    Denn Miranda war der letzte Halt, den er in Highgate Hall hatte. Wenn sie ihn fallenließ, würde er tief stürzen – und dort landen, wo sich die Insassen (
Patienten!
verbesserte sich der Mediziner in Gedanken) Highgate Halls schon befanden: in den Schründen des Wahnsinns...
    »Du solltest zu Bett gehen«, drang Mirandas Stimme an sein Ohr, und die Sorge darin schien echt. »Du wirkst müde – nein, das ist nicht wahr: Du siehst furchtbar aus, Simon.«
    Er löste sich behutsam von ihr, drehte sich um und fand in seinen Spiegeln ihre Worte bestätigt. Er sah aus wie ein greisenhaftes Abbild seines früheren Selbst!
    Keine Spur war mehr zu entdecken von dem jungenhaften Doktor der Psychiatrie, der vor Jahresfrist voller Enthusiasmus die leitende Funktion in Highgate Hall übernommen hatte, voller Tatendrang und willens, die Welt zu verbessern oder gar zu retten – diese kleine Welt hier, die sich hinter dem hohen Tor vor der Realität draußen versteckte.
    Simon Ludlow seufzte schwer.
    Er war gescheitert. An jedem einzelnen Ziel, das er sich gesteckt hatte.
    Highgate Hall hatte ihn besiegt. Und der enthusiastische, energiegeladene Doktor, der er einmal gewesen war, lag längst – zerrissen und geschlagen – eingesperrt in den Zellen und Zimmern inmitten all der bedauernswerten Menschen, denen zu helfen er nach Highgate Hall gekommen war.
    Simon Ludlow hatte sich überschätzt. Oder einen Ort wie Highgate Hall unterschätzt. Was er einmal gewesen war, was ihn ausgemacht hatte – all das hatte er an Highgate Hall verloren.
    Und jetzt wollte ihm diese Hölle auch noch nehmen, was ihm als letztes geblieben war.
    »Miranda...«
    »Ja?«
    Abermals schrak Simon Ludlow wie aus dem Schlaf hoch. Wieder hatte er nicht gemerkt, dass er laut ausgesprochen hatte, was er lediglich hatte denken wollen.
    Er versuchte ein Lächeln aufzusetzen, kontrollierte es in den Spiegeln und musste sich eingestehen, dass er mehr als ein klägliches Verziehen der Lippen nicht zustande brachte. Die Geste musste Miranda eher erschrecken denn beruhigen – und so war es auch. Seine Frau rückte unwillkürlich ein kleines Stück von ihm ab, als er sich ihr endlich zuwandte.
    »Es geht mir gut«, log er. »Bin nur ein wenig abgespannt vielleicht...«
    Miranda senkte den Blick. »Wir hätten nicht nach Highgate Hall kommen dürfen. Niemals.«
    Er ging zu ihr, berührte sie, aber sie entzog sich seiner Umarmung.
    »Was redest du da?«, fragte er. Es gelang ihm, sein Erstaunen einigermaßen echt klingen zu lassen. »Es war richtig, diese Stelle anzunehmen. Ein solches Angebot bekommt man nur einmal im Leben. Und wenn wir Highgate Hall verlassen, können wir uns zur Ruhe setzen, Miranda! Davon haben wir doch geträumt, oder? Du hattest dich doch so darauf gefreut –«
    Sie sah ihn nicht direkt an. Über die Spiegel allerdings erreichte sein Blick den ihren. Sie wich ihm aus, aber er fand ihre Augen immer wieder. Bis sie schließlich die Lider schloss und den Kopf senkte.
    »Mir scheint, als würde die Zeit nicht vergehen und das Ende unserer Zeit hier nie kommen. Ich ertrage es nicht –«
    Rasch trat er zu ihr. Sein Finger versiegelte ihre Lippen.
    »Pst«, machte er. »Sag so was nicht. Es wird alles gut –«
    »Sieh dich doch nur an, Simon!«, wurde Miranda laut. »Glaubst du ernsthaft, du würdest je wieder die Kraft finden, irgendeinen Traum zu verwirklichen? Du hast sie doch längst schon begraben, unsere Träume!«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Du betrügst dich selbst.«
    »Und –« Er biss sich hastig auf die Zunge.
Und du?
hatte er fragen wollen.
Betrügst du mich nicht?
Aber das durfte er ihr nicht sagen, niemals! Alles wäre vorbei, sein Leben des letzten Sinns beraubt!
    Er lächelte tapfer. Seine Augen brannten. Ein stacheliger Kloß verschloss ihm den Hals.
    »Was, Simon?«, forderte Miranda ihn zum Weiterreden auf. »Was wolltest du sagen?«
    »Nichts«, brachte er erstickt hervor, »schon gut.« Er strich ihr übers Haar. »Vielleicht solltest du schon zu Bett gehen, mein Liebes, hm? Ich komme dann nach.« Er wies hinter sich zum Schreibtisch. »Ich habe noch zu arbeiten, aber es dauert nicht lange.«
    Ohne eine Erwiderung

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