BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
würde, ehe sie nicht selbst von dieser Welt gegangen war.
Nun hatte sie diesen stillen Schwur schon zum ersten Mal halten können. Und sie wusste, was zu tun war, um ihn auch weiterhin nicht brechen zu müssen: Sardons erbittertste Feindin musste sterben! Sie, Rona, würde Heaven jagen, bis sie des Hurenbalgs habhaft wurde, um es zur Hölle zu schicken...
Die Wölfin lachte gallig auf bei diesem Gedanken.
Heaven zur Hölle schicken...
... dabei hatte der Teufel sie doch gerade eben geholt!
»Gabriel hat Heaven... gerettet?«, Es schien, als habe Sardon ihre Gedanken gelesen. Er gab sich Mühe, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen, doch ein Blick auf seine Wunden genügte, um Rona die Wahrheit um seinen Zustand erkennen zu lassen.
Sie nickte stumm.
»Aber... warum?«, fragte Sardon entgeistert.
Rona hob die Schultern. »Vielleicht –«, sie zögerte kurz, als suche sie nach dem richtigen Wort, »–
braucht
er sie noch – so wie er mich noch braucht. Möglicherweise hätte er auch mich vor dem Tod bewahrt, wäre ich Heaven unterlegen.«
Sardon räusperte sich, spuckte schwarzen Schleim aus. Dann erst konnte er sprechen. »Ich verstehe nicht, wovon du redest. Zu welchem Zweck braucht Gabriel dich?«
Rona erwiderte den müden Blick ihres Geliebten eine Weile lang schweigend, bis sie schließlich antwortete: »Ich soll Satans Armee anführen.«
»Satans Armee?«, echote der Vampir. »Was –?«
»Die Werwölfe dieser Welt«, erklärte Rona. Ein bitteres Lächeln ließ ihre Lippen zittern. »Wir alle sind –«, sie holte tief Atem, ehe sie weitersprach, »– des Teufels Brut.«
»Bei den Hohen!«, stieß Sardon hervor und richtete sich etwas auf. Er wollte noch mehr hinzufügen, doch Rona fiel ihm ins Wort.
»Vergiss die Hohen. Ihre –«, ihr Lächeln festigte sich um eine Nuance, »–
eure
Zeit wird nie kommen.«
Sardon erwiderte Ronas Lächeln. Einen Moment lang hielt er ihren Blick gefangen, und sie meinte einen Hauch alter Stärke in dem seinem zu erkennen. Dann schloss er die Augen und ließ sich zurücksinken.
Seine Lippen bewegten sich kaum, als er murmelte: »
Meine
Zeit wird kommen. Ich habe das Zeichen erkannt. Ich werde es finden, dieses Mädchen – die Heilsbringerin der Alten Rasse. Die neue Mutter der Vampire...«
Sardons Stimme erstarb. Er schlief. Und träumte. Neuen Zeiten entgegen.
Heaven hatte in ihrem Leben schon vieles durchgemacht. Sie hatte dem Tod mehr als nur einmal ins Auge gesehen, sie hatte Schmerz in allen Varianten kennengelernt...
Buchstäblich
vom Teufel geholt zu werden
übertraf allerdings jede zuvor gemachte Erfahrung!
ZZZUUUWWW!
Heaven war es vorgekommen, als wäre ein Loch in der Wirklichkeit entstanden, als hätten unvorstellbare Kräfte ihre nächste Umgebung auseinandergerissen wie eine Leinwand, auf der die Welt um sie her nur aufgemalt war. Hinter dieser imaginären Kluft in der Realität hatte etwas wie ein Sog gelauert, dessen Macht sie hilflos ausgeliefert gewesen war. Heaven war vom Nichts verschlungen worden – und damit hatte das Furchtbarste erst begonnen!
Sie war nicht haltlos durch ein Nirgendwo geschwebt oder gezerrt worden, sondern von dieser ungeheuerlichen Kraft
zerrissen
worden, im wörtlichen Sinne zerlegt in ihre kleinsten Bestandteile, und jedes einzelne davon war noch imstande, grausamsten Schmerz zu empfinden.
Einer Staubwolke gleich war Heaven so dahingetrieben, blind und taub, nur zum Fühlen verdammt, einen Lidschlag oder eine Ewigkeit lang; sie wusste es nicht. Auch Zeit hatte jegliche Bedeutung verloren. Nur Qual und Grauen spielten eine Rolle.
Bis die fürchterliche »Reise« ein Ende fand, so rasch und brutal, wie sie begonnen hatte.
Die fremde Kraft »montierte« Heaven neu, fügte Teilchen an Teilchen, und jedes Aneinanderfügen schmerzte
höllisch
.
Heaven hörte amüsiertes Lachen, leise und seltsam materiell, als kröche ein Dutzend Spinnen auf dürren Beinen in ihr Ohr.
Sie schlug die Augen auf und hatte das Gefühl, ihre Lider bestünden aus purem Blei, so schwer fiel ihr die lächerlich geringe Regung. Ihr Hirn schien unter der Schädeldecke zu schweben, Schwindel ließ ihre Umgebung kreisen, und die schlanke Gestalt schien um sie herum zu tanzen. Trotzdem erkannte Heaven ihr Gegenüber.
»Du?«
Gabriel nickte. »Wer sonst?«
»Ja, natürlich«, murmelte Heaven, »wer sonst?«
Sie versuchte auf die Beine zu kommen. Es gelang ihr im dritten Anlauf, und auch dann stand sie nur schwankend da,
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