BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
– und wir erkannten, woher der grauenhafte Gestank rührte!
Die Höhle war mit Toten mehr gefüllt, als ein Grab dieser Art es normalerweise war. Sie quoll schier über von Leichen, und gleich, wie stark sie verwest waren, jeder einzelnen war anzusehen, dass sie eines gewaltsamen Todes gestorben war –
– durch Gadars Hand! Denn zu töten hatte ich ihm mit meinem Fluch schließlich nicht verboten...
Ein regelrechtes Figurenkabinett hatte der Vampir sich da geschaffen, das sein gestörter Geist als Gesellschaft wider die Einsamkeit in den Höhlen ansehen mochte.
Und wir sollten die nächsten sein, die es bereicherten...
»Töte ihn!«
Ich trat neben den Nazarener und wies auf den Vampir, der einige Schritte entfernt stand und das Gesicht hinter den erhobenen Armen barg, weil das Fackellicht ihn blendete.
»Was?«, entfuhr es dem Menschensohn.
»Du musst ihn töten«, wiederholte ich. »Siehst du denn nicht, was er angerichtet hat?«, Ich zeigte in die Runde. »Willst du, dass er uns dasselbe antut?«
»Ich bin weder sein Richter noch sein Henker«, sagte der Nazarener.
»Dann wirst du zu unserem Mörder!«
Verdammt, ich
konnte
Gadar nicht töten! Ich hatte ihm vor Jahren in die Hand versprochen, sein unwürdiges Leben zu schonen! Und ein Pakt war für mich so zwingend wie für jene, mit denen ich ihn schloss.
Gadar kam näher. Seine Augen schienen sich an das Licht zu gewöhnen. In seinem verzerrten Gesicht klaffte der Mund auf; gelbe Zähne kamen zum Vorschein, noch immer gefährlich spitz.
Zwar würde er mir damit nicht schaden können, wohl aber dem Nazarener – das wenigstens nahm ich an, immerhin wusste ich noch immer wenig über sein tieferes Wesen. Und ich sah mich außerstande, ihm wirkungsvoll beizustehen. Aber ich durfte nicht zulassen, dass ihm etwas zustieß – denn dies sollte allein
mein
Vorrecht sein! Zu gegebener Zeit...
»Vater im Himmel!«, rief er aus. »Was ist –?«
»Was er ist?«, fragte ich, Furcht vortäuschend. »Siehst du es denn nicht? Ein Ungeheuer ist er!«, Noch während ich sprach, sann ich über Möglichkeiten nach, einzugreifen.
»Da! Vorsicht!«, schrie ich so laut, dass der Nazarener zusammenfuhr und sich herumdrehte, meinem ausgestreckten Finger mit seinem Blick folgend.
»Was soll –?«
Weiter kam er nicht. Mein Hieb traf seinen Nacken und ließ ihn besinnungslos zu Boden stürzen.
Langsam wandte ich mich Gadar zu, und in der Bewegung ließ ich mein Gesicht, das ich von Geburt an trug, durch die Züge des Bartholomäus' dringen, und mein ureigener Geruch dampfte mir wie Schweiß aus allen Poren –
»Duuu?!«, quoll es dumpf aus Gadars Maul.
»So ist es«, sagte ich und wies in die Runde, wo Tote kreuz und quer übereinander lagen. »Wie ich sehe, hast du dich mit deinem Schicksal arrangiert.«
Entsetzt wich Gadar zurück, die Arme wieder hochreißend, diesmal aber nicht, um seine Augen zu schützen.
»Geh!«, presste er hervor, und irgendwie brachte er es fertig, seine Zunge besser in Zaum zu bekommen. »Lass mich! Was willst du mir noch antun? Genügt es dir nicht, dass ich mich vom Blut stinkender Schweine nähren muss?«
Ich grinste amüsiert. »Ach? Tust du das?«
Er nickte. »Ja. Die Hirten hüten sie gleich hinter den Hügeln, nahe dem See. Andere Tiere sind nicht greifbar für mich. Ich kann die Höhlen kaum noch verlassen, bei Tage zumindest. Das Licht verbrennt meine Augen.«
»Was ist mit ihnen?«, Wieder traf mein Blick die Ermordeten ringsum.
»Reisende, die meisten von ihnen«, antwortete Gadar. »Einige stammten aus der Stadt. Die Gerasener meiden die Gräber hier, seit sie glauben, ein furchtbarer Geist hause hier.«
»Haben sie denn nicht recht mit dieser Annahme?«, fragte ich. »Ist es nicht ein furchtbarer Geist, der hier haust – ein furchtbar zugerichteter ist es in jedem Fall!«
Ein schauerlicher Laut entrang sich der Kehle des Vampirs und schwang durch die Höhle. »Warum tötest du mich nicht? Ich wäre froh darum –«
»Ich kann es nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß.
»Und wenn ich dich zwinge?«, entgegnete Gadar verschlagen. »Was nämlich würde geschehen, wenn ich ihm –«, er wies auf den Nazarener hinab, »– verraten würde, wer und was du wirklich bist? Ich bin sicher, er weiß es nicht. Weshalb sonst solltest du dich mit einem fremden Gesicht maskieren?«
»Dann«, sagte ich langsam, »wäre ich gezwungen, etwas zu tun.«
Und ich tat etwas...
ZZZUUUWWW!
ZZZUUUWWW!
Für Gadar konnten nicht
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