BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
herausgeschleudert worden war.
Obwohl der Boden weich und mit Fußstapfen übersät war – die meisten stammten von ihr und dem Jungen, andere, weniger ausgeprägte von unbekannten Tieren –, und obwohl Heaven sicher war, den Beginn der eigenen Fährte entdeckt zu haben, fand sie an der betreffenden Stelle nichts, was auf den Tunnel durch die Zeit hingedeutet hätte.
Schwach erinnerte sie sich, dass sie auch seinerzeit – als sie aufgebrochen war, um die Lilith aus ihrem Stasisgefängnis zu befreien – in Gefilde verschlagen worden war, wo sie verzweifelt um ihr Überleben hatte kämpfen müssen, ehe sie den Weg zurück in den Korridor unter der Wasseroberfläche eines Sees wiedergefunden hatte.
Hier jedoch existierte kein Gewässer. Der Boden war eben. Kein Hügel weit und breit, kein...
Heaven stutzte.
Dort, wo ihr Blick hängengeblieben war, gab es doch ein paar größere, von Schlingpflanzen überwucherte Gesteinsbrocken, die sich aus dem Einerlei des Unterholzes abhoben.
Obwohl die Stelle außerhalb des Radius lag, den Heaven seit vergangener Nacht beschritten hatte, marschierte sie darauf zu. Eine dunkle Ahnung leitete sie. Nichts, wovon sie sich eine Lösung aus ihrem Dilemma versprochen hätte, sondern schlichte Neugierde.
Kurz darauf erreichte sie den ersten Granitklotz und befreite ihn mit bloßen Händen vom Grünwuchs.
Was darunter zum Vorschein kam, bestätigte ihren Verdacht, und sofort begann ihr Herz schneller zu schlagen.
Erinnerungen wurden an die Oberfläche geschwemmt. Erinnerungen an etwas, das sie niemals vergessen würde...
Der Schädelfelsen!
Dieses Trümmerstück war ein Überrest jenes gigantischen Monuments, das Gott für die Lilith erschaffen hatte, nur um sie darin für alle Zeiten für ihre Untaten und den Bruch seines Vertrauens büßen zu lassen...!
Der Ort stimmt also,
dachte Heaven.
Nur die Zeit ist falsch.
Bis zum Mittag setzte sie ihre Suche nach einer Spur fort, die ihr den Weg zurück in den Korridor der Zeit hätte weisen können.
Vergebens.
Nicht nur ich bin verloren,
rann es durch ihren Geist,
auch die Zukunft ist es. Wie konnte ich so nah vor dem Ziel noch scheitern...?
Nachdenklich wandte sie den Blick gen Osten.
Ob Maarn zu seinem Stamm zurückgekehrt war oder seine bis dahin ergebnislose Jagd fortgesetzt hatte?
Ein unbeschreibliches, ein unzähmbares Verlangen nach Gesellschaft überkam sie.
Nachdem ihre Augen in der Nacht nicht fähig gewesen waren, die Dunkelheit zu durchdringen, schien es naheliegend, dass sie auch die sonstigen Fähigkeiten ihres vampirischen Erbes verloren hatte. Aber als sie die Verwandlung probierte, gelang sie augenblicklich!
Verwirrt flatterte die Fledermaus eine Weile über der kleinen Lichtung, auf der die Überreste des Schädelfelsens verstreut lagen. Schließlich aber korrigierte sie ihren Flug.
Nach menschlicher Nähe hungernd – nicht
dürstend,
jedenfalls noch nicht – orientierte sie sich gen Osten.
Sie schloss nicht mehr aus, ihr weiteres Lebens in dieser Welt der grauen Vorzeit verbringen zu müssen. Vielleicht sogar hier zu sterben...
... während am Ende des Korridors die Zukunft bereits gestorben
war
.
5. Kapitel
Die Kundschafterin
"Wie lautet dein Name?"
"Yamuna."
"Yamuna, wir haben eine Aufgabe für dich."
Die Bestie, halb Frau, halb Wölfin, hielt in ihrem Fressen inne und bewegte sich mit geschmeidiger Präzision auf Rona zu.
Für einen zufälligen Beobachter der Begegnung wären kaum Unterscheidungsmerkmale zwischen beiden Werwölfinnen erkennbar gewesen. Die eine, Rona, war eine Idee größer als die andere und wirkte kontrollierter in der animalischen Note, die beiden innewohnte.
Worin sie sich dennoch unterschieden, war die Farbe ihrer Augen – bei Rona dominierte der Goldton, bei Yamuna ein rauchiges Bernsteinfarben – und, am krassesten, in den Dingen, die über das offen Sichtbare hinausgingen, dem Charisma. Rona blieb selbst als Monstrosität eine Persönlichkeit – durch und durch.
Auch Yamuna, die den mangelnden Feinschliff ihrer Persönlichkeit und die weit geringere Erfahrung mit jugendlichem Ungestüm und unbändiger Wildheit ausglich, war sich darüber im Klaren.
Sie hatten beide ihre Metamorphose etwas zurückgenommen, um mit ihren menschlichen Stimmorganen kommunizieren zu können. Inmitten des Krieges, inmitten auch der von Archonten geschaffenen Zone, hätte der Platz wie eine Oase trügerischer Ruhe im allseitigen Chaos wirken können, wenn da nicht noch
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