BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
zunächst in alle Himmelsrichtungen auseinanderstoben, dann aber von gegensätzlichen Kräften wieder aufeinander zugezogen wurden, um explosionsartig miteinander zu verschmelzen.
Und sich zu dem zu vereinen, was keinerlei Ähnlichkeit mehr mit Dunkelheit hatte.
Es wurde hell.
Strahlend, beinahe
unerträglich
hell.
Die ganze Welt schien sich in diesem Licht aufzuspalten. Heaven fühlte keinen Schmerz mehr.
Es ist gut,
dachte sie.
Ich sterbe, aber es ist gut. Ich habe gefunden, wonach ich suchte. ER hat MICH gefunden.
Also war ER doch noch nicht fort. Also
war
dies das Ende des Tunnels und kein seitlicher Torausgang...
Gottergeben und unfähig, auch nur einen einzigen Gedanken zu formulieren, der den Sinn ihres Hierseins plausibel gemacht hätte, lag Heaven da.
Sie fand sich damit ab, dass die heranrasende Wand aus Feuer nicht im letzten Moment doch noch stoppte, sondern ungebremst über sie hinweg rollte.
Sie im Fegefeuer briet.
Und verzehrte.
7. Kapitel
Die Falle
Im ersten Moment war es Yamuna vorgekommen, als wollte das Entartete, das ihr Äußeres prägte, wieder in sie zurückkriechen. Doch dieser kurze Anflug von Desorientierung verging. Der Mensch Yamuna blieb auch weiterhin unterdrückt.
Als die Werwölfin erstmals seit Betreten des Korridors stehenblieb und hinter sich blickte, hob sich das Tor, durch das sie geschritten war, als dunkle Kontur von den helleren Wänden des Tunnels ab.
Benommen dachte sie:
Wo bin ich hier eigentlich?
Der Trieb, der sie zu fortwährendem Jagen und Morden angestachelt hatte, schien in diesem unterirdischen Gang weniger machtvoll in ihr zu pochen als droben, wo sie reiche Beute unter den Soldaten gefunden hatte.
Yamuna wusste nicht, welche Bewandtnis es mit diesem Stollen hatte, aber sie spürte instinktiv, dass er nicht von Menschenhand erbaut worden war. Alles hier war... seltsam. Als riefe jede noch so vorsichtige Bewegung, jeder noch so sorgsam tastende Schritt ein unheimliches Echo in ihr hervor.
Wohin dieser Tunnel führte, wusste Yamuna nicht. Ihr war nur aufgetragen worden, darin Ausschau nach einer schwarzhaarigen Frau zu halten – oder nach irgendetwas, hinter dem sich diese Frau verbergen konnte.
Und wenn ich sie finde?
hatte sie gefragt.
Dann darfst du sie fressen!
Die Stimme, die ihr geantwortet hatte, war verstummt, seit Yamuna den Gang betreten hatte. Kein fremder Gedanke mischte sich mehr in ihre Überlegungen.
Es war, als wäre mit Überschreiten der Schwelle ein unsichtbarer Draht gekappt worden. Vielleicht war es tatsächlich so. Vielleicht rührte daher dieses Gefühl von... Verlassenheit.
Aber vielleicht
wollte
man auch nur, dass sie meinte, auf sich allein gestellt zu sein. Damit sie sich auf eigene Stärken besann.
Yamuna wollte losrennen, um nach dem Wild zu jagen, das ihr beschrieben worden war. Aber lange konnte sie es nicht. Die ungewohnte Umgebung lähmte sie regelrecht. Kalte Blitze schienen entlang ihrer Nervenbahnen zu züngeln.
Endlich verfiel sie doch in leichten Trab. Im Körper eines Wesens, das aussah, als könnte es sich weder für den Menschen noch für das Tier in sich entscheiden, hetzte sie über den glatten, staubfreien Boden des gespenstischen Tunnels.
Beim nächsten Zurückblicken sah sie schon nicht mehr den Eingang. Vor und hinter ihr schien sich der Weg bis in die Ewigkeit zu ziehen.
Yamuna blieb nicht stehen. Immer weiter lief sie in die Richtung, die ihr geheißen worden war. Auf der Fährte einer unsichtbaren Beute.
Vor ihr bewegte sich etwas!
Weit, weit voraus.
Yamuna wollte schneller rennen, aber wie in einem Alptraum schien sie kaum vom Fleck zu kommen.
Sie kniff die Augen ein wenig zusammen, um besser sehen zu können. So starrte sie in die Endlosigkeit des Tunnels, dorthin, wo seine Wände mit Boden und Decke verwachsen zu schienen.
Irgendetwas...
war
in der unermesslichen Ferne dort. Etwas wie ein winziger Punkt, zu klein, als dass eines Menschen Auge ihn hätte ausmachen können.
Die Wölfin indes sah ihn... und witterte etwas. Etwas so vollkommen Fremdes, dass ihr tierischer Instinkt es nicht einmal ansatzweise verwerten konnte. Es stürzte Yamuna in maßlose Verwirrung, verunsicherte sie, flößte ihr, der gnadenlosen Mörderin, Angst ein, ganz so, als würde ihr mit tausend Injektionsnadeln eine wahnweckende Droge gespritzt.
Jener Punkt in der kaum auslotbaren Ferne, er wuchs. Er bewegte sich. Er kam näher. Und er war einen Lidschlag später kein bloßer Punkt mehr, sondern
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