BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
landen?«, fragte Sardon.
»Da.« Ihr ausgestreckter Finger zeigte über die Schnauze der Cessna hinweg, mitten in das Weiß unter ihnen, das sich an dieser Stelle um keinen Deut vom Rest unterschied.
Sardon spürte etwas Kaltes über seinen Rücken kriechen. Auch nach Tausenden von Jahren hing er noch am Leben...
Die Pilotin betätigte ein paar Schalter und Knöpfe, dann drückte sie den Steuerknüppel nach vorne, ein bisschen schneller und heftiger, als es für eine sanfte Landung angeraten schien. Die schneebedeckte Landschaft schien der Cessna entgegen zu kippen, und plötzlich –
sehr
plötzlich – konnte Sardon Details darin ausmachen. Verwehte Erhebungen, weiß getarnte Felsbrocken... Alles schien in geradezu rasantem Tempo zu wachsen, als das Flugzeug rasch tiefer ging.
Und noch immer fand Sardon da unten nichts, was einer Landepiste auch nur ähnelte.
»Ach so«, bemerkte Maggie grinsend, »fast hätte ich es vergessen: Bitte stellen Sie das Rauchen ein und legen Sie die Sicherheitsgurte an.«
Sardon ertappte sich dabei, dass er tatsächlich eine Sekunde lang nach dem Gurt suchte, den es in dieser fliegenden Sardinendose natürlich nicht – oder wohl eher nicht
mehr
– gab. Als er Maggie Conollys belustigte Miene registrierte, notierte er sich in Gedanken, sich hinterher dafür zu revanchieren. Wenn ihm das Wunder eines
Hinterhers
vergönnt sein sollte...
Ein Ruck ging durch die Cessna, der Sardon nicht wegen seiner Heftigkeit, sondern allein wegen seines plötzlichen Auftretens überraschte. Er hatte nicht gemerkt, dass sie den Boden schon erreicht hatten, weil das Weiß ringsum Entfernungsschätzungen zum bloßen Ratespiel machte.
Das Flugzeug hüpfte wie ein flacher Kiesel, den man übers Wasser warf, über das, was Maggie für eine Landebahn halten mochte. Schnee und Eis stoben auf, hüllten die Cessna in blendend weiße Wolken, die die Sicht nicht einfach nur behinderten, sondern unmöglich machten.
Sardon wartete förmlich darauf, dass gleich ein sehr viel stärkerer Ruck die Maschine in ihre Einzelteile zerlegen würde. Als er ein gänsehauterzeugendes Knirschen vernahm und die Cessna spürbar »vom Kurs« abkam, war er überzeugt, dass es soweit war.
Doch statt eine Warnung auszustoßen – die eh viel zu spät gekommen wäre –, beugte Maggie Conolly sich vor und schaltete die Motoren aus, wandte sich dann ihrem Passagier zu und strahlte ihn an. »Ich hoffe, Sie hatten einen guten Flug, und ich würde mich freuen, Sie wieder an Bord von Conolly-Airlines begrüßen zu dürfen.«
»Was bleibt mir anderes übrig?«, knurrte Sardon.
Die glitzernden Schnee- und Eiskristalle senkten sich allmählich, und Sardon erkannte, kaum einen Steinwurf entfernt, die Gebäude der Forschungsstation. Wie verlassen lag sie da, nichts rührte sich da drüben.
Der Vampir hoffte, dass der Schein trog. Zum einen wollte er
diesen
Flug nicht umsonst gemacht haben. Zum anderen stand zu befürchten, dass wiederum Wochen verstreichen würden, ehe er eine neue Spur des Retortenvampirs fand – und damit zumindest den Ansatz einer Chance, das Fortbestehen ihrer Rasse zu sichern...
»Verraten Sie mir jetzt endlich, was das FBI hier zu suchen hat?«, fragte die Pilotin. Sie sah hinüber zu den Flachbauten, als fürchtete sie, dort drüben würden versteckte Schützen gleich das Feuer auf die Cessna eröffnen.
»Nein.«
»Nein?«, echote Conolly enttäuscht.
Sardon hatte nicht vergessen, was er sich vor ein paar Minuten geschworen hatte, für den Fall, dass sie den Erdboden heil erreichen sollten. Ein dunkles Lächeln auf den Lippen beugte er sich zu der Pilotin hinüber, und ehe sie etwas tun oder auch nur sagen konnte, hielt seine Hand ihr Kinn umfasst und zwang sie, seinen Blick zu erwidern.
Er knebelte ihren Geist gerade soweit, dass sie unterbewusst noch mitbekam, was geschah. Und er weidete sich förmlich an dem ängstlichen Flackern, das er
hinter
ihren blauen Augen fand.
»Was...?«, brachte sie mühsam und kaum noch verständlich hervor, ehe Sardons Zunge ihre Lippen verschloss.
Sein Gesicht näherte sich ihrem Hals, und er lauschte dem Tosen ihres Blutes, das die Furcht regelrecht durch ihre Adern peitschte. Blut, das von Angst aufgewühlt wurde, war ein beinahe adäquater Ersatz für jenen Genuss, der nur im Moment höchster Erregung möglich war. Und Sardon war versucht, davon zu kosten.
Doch er versagte es sich. Den Trunk aus diesem Körper würde er sich aufheben. Für später, wenn er Maggie
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