BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)
einfach weg«, sagte ein anderer.
Heaven trat neben Hidden Moon.
»Wovon sprecht ihr?«, wollte sie wissen.
»Vom Totempfahl unseres Stammes«, antwortete der Indianer und wies dorthin, wo nur noch ein Loch im Boden gähnte. »Jemand hat ihn gestohlen... Aber wer sollte das tun...?«
»Derselbe, der hierfür verantwortlich ist?«, Heavens Blick wanderte über die toten Tiere, doch sie verspürte nicht nur Ekel angesichts der übel zugerichteten Kadaver, sondern auch eine Trauer, deren Grund ihr fremd blieb. Als wäre es nicht ihr eigenes Empfinden...
Noch während sie auf die Adler hinabsah, merkte sie, dass sich der Kreis um sie herum enger zog. Hätten die Arapaho Schatten geworfen, wären sie schwarzen Pflöcken gleich auf sie gerichtet gewesen.
»Sie ist also jene, von der du Hilfe erhoffst?«, sagte einer, und der Blick seiner dunklen Augen hing an Hidden Moon, der sich jetzt erhob und wie zum Schutz neben Heaven stellte.
Er nickte.
»Wer bist du?«, fragte der andere.
»Mein Name ist Heaven. Wer bist du?«, erwiderte sie hart.
»Man nennt mich Lololma. Dein Name beantwortet meine Frage nicht«, sagte der andere. In seinen Augen schimmerte etwas wie Metall.
»Hat Hidden Moon euch nicht gesagt, wer ich bin?«
»Ich möchte es von dir hören«, verlangte Lololma.
Wyando trat zwischen Heaven und seinen Bruder.
»Sie kann dir nicht mehr sagen, als du schon weißt«, erklärte er.
»Vielleicht ist die Macht, die sie anders als die anderen unserer Rasse sein lässt, verantwortlich für all das«, fasste Lololma den Grund seines Misstrauens in Worte und wies in die Runde. Die anderen Arapaho nickten mit düsterer Miene.
Hidden Moon schüttelte den Kopf. Die Überzeugung, die in der Bewegung lag, schien seine Brüder und Schwestern auf seltsame Weise zu besänftigen. Als hätte er etwas hineinfließen lassen, dem sie sich nicht verweigern konnten.
»Ich weiß, dass es nicht so ist«, sagte er ruhig, dann wandte er sich an Heaven: »Spürst du etwas?«
Heaven lächelte verunglückt. »Nein. Weil ich nicht weiß, wonach ich suchen muss.«
Sie ging in die Knie, berührte das krustige Gefieder eines Adlerkadavers – und zuckte zurück! Für einen winzigen Moment hatte sie etwas zu spüren geglaubt, schwache Energie, die in ihre Finger gebissen hatte... Doch als sie die Berührung wiederholte, geschah nichts mehr.
Achselzuckend erhob sie sich.
»Ich fühle mich erschöpft. Vielleicht kann ich euch helfen, wenn ich mich ein wenig ausgeruht habe«, meinte sie. Sie war sich keineswegs sicher, ob sie das überhaupt konnte. Weil sie sich nicht einmal ganz im klaren war, was Hidden Moon sich von ihr erhoffte.
Ihr Begleiter nickte. Er berührte sie am Arm und führte sie aus dem Kreis der anderen Vampire hinaus. Während er mit Heaven auf eines der Tipis zuging, wandte er den Kopf und sagte: »Verbrennt sie, wie Makootemane es getan hat.« Dabei wies er mit dem Kinn auf die Kadaver der Adler.
Er schlug die Büffelhaut vor dem Eingang des Tipis zurück und wies mit einer einladenden Geste hinein.
»Tritt ein. Hier wirst du Ruhe finden.«
Heaven lächelte schüchtern und schlüpfte ins Zelt. Das Rund zwischen schräg aufragenden Lederwänden war erstaunlich groß, größer, als es von außen den Anschein hatte. Ein großer Teil des Bodens war mit Fellen ausgelegt, deren bloßer Anblick genügte, Heavens Müdigkeit übermächtig werden zu lassen.
Trotzdem blieb ihr noch genug Kraft für einen Gedanken, als Hidden Moon nach einem letzten Blick den Eingang verschloss und seine Schritte sich entfernten: Sie wünschte sich, er wäre nicht gegangen, sondern hätte sich zu ihr gelegt.
Und sie dachte dabei nicht an das schwarze Blut, das unter seiner rotbraunen Haut floss.
Nicht
nur
...
Die Schwärze um Heaven war nur für die Dauer eines Lidschlages von Bestand. Dann wich sie blutroten Schatten, die die Konturen ihrer Umgebung füllten.
Erst dann besann Heaven sich dessen, was ihren Schlaf gestört und schließlich beendet hatte.
Sie lauschte in die Nacht. Wieder fiel ihr auf, dass kein natürliches Geräusch zu hören war. Aber auch jenes, das im Schlaf zu ihr vorgedrungen war, hörte sie nicht mehr.
Was war es überhaupt gewesen?
Heaven versuchte sich daran zu erinnern, doch es fiel ihr erst ein, als sie es wieder vernahm.
Es klang wie ein Stöhnen. Und doch anders. Es war kein Schmerz darin. Dafür etwas – Lockendes. Etwas, dem Heaven sich nicht widersetzen konnte. Was sie ohnehin nicht
Weitere Kostenlose Bücher