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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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drohte.
    Nicht von einem kleinen Jungen, der sechs, allenfalls sieben Jahre alt sein mochte.
    Und schon gar nicht, wenn dieser Knabe das Gesicht eines Engels hatte...
     
     
    Indien, Neu Delhi
    Der Tritt, den Timot dem stinkenden Leichnam versetzte, neben dem er die Tage im Tod zu verbringen gezwungen war, sollte wütend sein. Doch seine Kraft reichte kaum, den fleckigen Körper auch nur nennenswert zu berühren. Allenfalls schien es dem Vampir, als veränderten sich die allmählich verwesenden Züge in Sahya Patnaiks bärtigem Gesicht zu einem hämischen Grinsen. Doch auch das war wohl nicht mehr als eine weitere Gemeinheit, die der »Erwecker« Timots Sinnen vorgaukelte, die nunmehr auch die seinen waren...
    Mit unendlich müden Schritten schlurfte der Vampir aus dem Raum, in den Patnaik ihn allmorgendlich zum Sterben zu gehen zwang. Wie er ihn auch dazu veranlasste, sein elendes Dasein in dem Haus an der Grand Trunk Road zu fristen, wo der »Erwecker« einst selbst gewirkt hatte.
    Tanor indes musste seinen Blutsohn Timot für tot halten. Das Oberhaupt hatte sich von seinen Kindern ferngehalten, als das Ende unausweichlich geworden war. Vielleicht aus Angst, letztlich doch mit ihnen sterben zu müssen; vielleicht aber auch, weil er nicht mit ansehen konnte oder wollte, wie mit ihnen auch ein Teil seiner Selbst verging...
    Timot wusste selbst nicht recht, weshalb er sein Schicksal Tanor gegenüber verheimlichte. Obwohl die Einsamkeit ihm arg zu schaffen machte.
    Wir sind nicht einsam
, wisperte es in seinen Gedanken,
sieh dich nur um...
    Der Vampir schloss demonstrativ die Augen. Trotzdem »sah« er, was Sahya Patnaik meinte. Die Bilder dessen, wozu ihn das geraubte Bewusstsein des »Erweckers« wieder und wieder trieb, hatten sich so tief in ihm eingebrannt, dass sie allgegenwärtig waren. Dazu hätte es nicht einmal der wie trunken im Haus umher taumelnden Gestalten bedurft, an denen Patnaik seine Kunst hatte wirken lassen – durch Timots Hände...
    Nicht in jeder, aber doch in vielen Nächten brachten gedungene Helfer das schaurige »Material«, aus dem Timot unter der Anleitung des »Erweckers« in stundenlanger Arbeit das schaffen musste, was Patnaik seit jeher der Gesellschaft lebender Menschen vorgezogen hatte. Das Haus des Nekromagiers hatte schon früher nicht nur nach Tod
gerochen
...
    Vor einem der zerbrochenen Fenster blieb Timot stehen. Das gespenstische Treiben der Toten hier drinnen war von draußen mitunter zu beobachten. Deshalb machten die Menschen seit langem schon einen Bogen, wenn ihr Weg sie in die Grand Trunk Road führte.
    Doch Timot war nicht auf Nähe angewiesen, um andere zu spüren. Das war Teil
seines
Talents, und er nutzte es jetzt, da er am Fenster stand. Geistige Fühler fuhren hinaus, ignorierten das wilde Pulsieren abertausender Energieströme, die aus dem Lichtermeer, zu dem Delhi geworden war, in die Nacht emporstiegen. Unsichtbar griffen sie über die stinkenden Fluten des Ganges hinweg, bis sie jene Moschee erreichten, die in keinem Fremdenführer verzeichnet war und – zumindest in der Vergangenheit – doch immer wieder das Ziel neugieriger Besucher gewesen war. Weil jene, die unter dem entweihten Ort hausten, es zugelassen, sie mitunter gar hingelockt hatten.
    Über dreihundert Jahre hatte Timot selbst dort verbracht. Heute indes schien die Moschee verlassen, selbst vom letzten der Delhi-Sippe...
    Oder?
    Timots Kraft genügte längst nicht mehr, mühelos in viele Winkel zugleich vorzustoßen und zu sondieren. Heute war es das mühevolle Tasten eines uralten Blinden, der in quälender Langsamkeit fremdes Terrain erforschte. Und so dauerte es eine ganze Weile, ehe Timot die Schwingung wahrnahm, und noch ein kleines bisschen, bis er sie als vertraut erkannte.
    »Tanor...«, kam es kaum verständlich über rissige Lippen.
    Das Oberhaupt der einstigen Sippe lebte also nach wie vor unter der Moschee –
    – und Tanor war nicht allein!
    Timot empfing eine weitere Schwingung. Sie war ihm nicht wirklich vertraut, doch er kannte auch sie – beziehungsweise jenen, der sie aussandte, den sie umflorte. Sie war voller Macht, erfüllt von einer Kraft, die einzigartig war in ihrem Volk. Und schon allein deshalb hätte Timot sie unter Hunderten zu identifizieren vermocht.
    Dennoch erstaunte es ihn, dass
er
nach Delhi gekommen war. Nach allem, was
er
angerichtet hatte...
    Timot verspürte eine Regung, die er ob seines endlosen Siechtums längst verloren geglaubt hatte.
    Neugierde.
    Und

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