Bad Dad
etwas mehr zu bewegen, ist ja an sich nicht verwerflich. Ebensowenig der Wunsch, dass sich die post-natale Leibesfülle beider Eltern durch vermehrtes Rumlaufen von den Rippen schälen möge. Eigentlich ist es ja gemein, dass meine Frau jetzt einfach so, nur weil sie ins Frischmilch Business eingestiegen ist, ca. 650 kcal/Tag mehr verbrennt. Ich müsste mich dafür schon ordentlich abrackern, oder gar weniger Alkohol trinken. Wo bleibt da die Gleichberechtigung? Und überhaupt, was das Stillen angeht: Sollte das weiterhin so offensichtlich provokant ablaufen, sehe ich mich gezwungen eine Klage wegen sexueller Belästigung einzureichen. Sorry, aber irgendwo hört sich der Spass dann wirklich auf. Die Sommergeilheit ist schliesslich nicht bloss eine Erfindung von mir, sondern ein empirisch belegbares Phänomen!
28. TAG: FIGHT CLUB
Mein Baby schlägt mich. Ich glaube es kann mich nicht leiden. - Gerade noch schläft der Frischling friedlich auf meiner Brust, während ich nicht fernsehe (die Fernbedienung ist zu weit weg und ich will den Jungen schliesslich nicht aufwecken), im nächsten Moment gibt's auch schon wieder eine auf die Fresse für mich. Meine Frau meint beschwichtigend, dass bei ihm die Motorik noch verrückt spiele, aber mein Instinkt sagt mir, dass es da erste Vater/Sohn Machtkämpfe gibt.
"Das nennst du einen rechten Haken?", sage ich zu dem Frottee-Knäuel, das auf meiner Brust liegt, "...du schlägst ja wie ein Mädchen", und hoffe, dass er das leichte Zittern in meiner Stimme nicht mitkriegt. Halte den Blickkontakt, jetzt bloss nicht wegsehen und Schwäche zeigen.
Aus erzieherischen Gründen wird es für mich als männliche Autoritätsperson und Rollenvorbild notwendig sein, ab sofort klare Grenzen zu ziehen. Das geht doch nicht an, dass der Kleine sich jetzt schon als Rudelführer behaupten will. Verbal ist er ja ein totales Leichtgewicht und versucht deswegen seine mangelnde Wortgewalt immer wieder zu kompensieren, in dem er - in seiner jugendlichen Ignoranz - einfach die Fäuste sprechen lässt. Ich weiss natürlich, dass ich ihn gegebenenfalls mit Links verdreschen könnte, aber das ist so 1985 und entspricht nicht wirklich den zeitgemässen Erziehungsstandards. Wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss, dass er auch ziemlich schmutzige Tricks verwendet, wie z.B. seine teuflisch scharfen Fingernägel, die, wenn ich nicht aufpasse, lebenslange Narben auf meinem Gesicht hinterlassen könnten.
Besonders in der Nacht fürchte ich um meine Sicherheit und schlafe buchstäblich mit einem Auge offen. Man weiss ja nie, wann sich der kleine Ganove heimlich und leise wie ein Zwerg-Ninja aus dem Stubenwagen abseilt und lautlos anschleicht. Silent but violent, wie der Amerikaner sagt. Schlauerweise habe ich ihm schon vor einigen Tagen eine kleine Schelle um das linke Bein gebunden und glaube so die unerwarteten Attacken abwenden zu können. Was meine Frau noch nicht wirklich kapiert hat, ist dass das kleine blaue Nachtlicht in der Steckdose keineswegs zur "Beruhigung" des Bürschleins dient, sondern zur Sicherheit des Vaters. Die Dunkelheit ist momentan mein grösster Feind. Auch Gitterbetten werden nicht zum Schutz von Kleinkindern gebaut, wie man uns gerne denken lässt. Nein, nein. Auf Pfefferspray will ich fürs Erste verzichten, denn noch glaube ich den rabiaten Sohnemann im Ernstfall mit reiner Manneskraft bändigen zu können. Mir schaudert bei dem Gedanken, wie die Situation in einigen Jahren aussieht, wenn der Sprössling Muskelmasse zulegt und flinker wird. Und dann noch die Zähne! Mein Gott, was mache ich, wenn erst mal die Beisserchen aus dem Kiefer prangen?
Aus gegebenem Anlass habe ich heute beschlossen, meine Erlebnisse im Vater/Sohn Konflikt in einem Sachbuch niederzuschreiben. Der Titel steht auch schon fest: "Bestie Baby - Eine unbequeme Wahrheit".
29. TAG: ROCK HARD! - BERUF & BERUFUNG
Genau einen Monat alt wird das flatulente Kerlchen heute. Zeit, sich als Vater Gedanken über die berufliche Laufbahn des Knaben zu machen. Ganz ehrlich gesagt, ich könnte mich ja mit so ziemlich allem anfreunden, solange er kein Geistlicher oder Esoterik-Fuzzi wird. Heutzutage ist doch eh schon jeder zweite Hauptschul-Abbrecher entweder Schamane, "Aura Fotograf" oder "Zufriedenheits Manager". Na wenigstens ist die Kirche keine Boom-Branche mehr und es gibt guten Grund zur Hoffnung, dass der Kelch - wenn's dann mal zur Berufswahl kommt - an meinem Sohn vorbeigeht. Doch nicht wie ich will, sondern
Weitere Kostenlose Bücher