Bad Fucking
sich auf die Couch und schlug die nackten Beine übereinander. »Was ist denn schon passiert? Fakt ist, dass sie offenbar von jemandem verfolgt wurde. Gut, im Haus habe ich niemanden gesehen, und auf der Straße sind mir auch keine Typen aufgefallen, die so ausgesehen hätten, als wären sie hinter jemandem her, aber man kann ja nie wissen. Ich schlage vor, dass wir erst einmal abwarten, was sie uns erzählt.«
Sunny warf ihrem Freund Sven Brolin einen auffordernden Blick zu. Sven redete nicht gerne. Er hatte Sunny vor fünf Jahren während eines Stromausfalls in der Wiener U-Bahn kennengelernt. Erst nach zwei Stunden hatte er mit der ihm gegenübersitzenden Chinesin die ersten Worte gewechselt, aber dann war es Schlag auf Schlag gegangen, und die beiden wurden bereits ein Jahr später ein Paar. Dass der passionierte Biertrinker Sven ABBA-Fan war, störte Sunny anfangs zwar ein wenig, aber in der Zwischenzeit hatte sie sich an Schnulzen wie
Mamma Mia, Knowing Me, Knowing You
oder
The Winner Takes It All
gewöhnt.
Sven, dem als Nordländer die anhaltende Hitzewelle besonders zu schaffen machte, beantwortete Sunnys auffordernden Blick mit einem Achselzucken und einem »Nojo«, was so viel heißen sollte wie »Naja«.
Sunny wollte gerade etwas sagen, als das Duschgeräusch aufhörte. Während sie darauf warteten, dass Milena aus dem Bad kam, läutete es an der Tür. Sunny, Sven und Adalbert sahen einander an. Als es ein weiteres Mal läutete, sprang Adalbert auf und öffnete das Fenster. »Sunny, los, zünde ein paar Räucherstäbchen an.« Erschnappte sich Milenas Rucksack und Perücke und ging, ohne anzuklopfen, ins Badezimmer. Dort wechselte er mit Milena ein paar Worte und kam mit hochrotem Kopf zurück. Er sah sich kurz um und ging hinaus. Wenig später stand er mit zwei Polizisten im Atelier.
»Wonach riecht es denn hier?«, fragte der Jüngere der beiden Polizisten und schnupperte wie ein Hase.
Sunny zeigte auf die Räucherstäbchen und lächelte. »Das sind chinesische Räucherstäbchen, die eine beruhigende Wirkung haben.«
»Arbeiten Sie hier?«, fragte der zweite Beamte und sah Sunny scharf an.
»Ja, ich arbeite hier in diesem Atelier«, antwortete Sunny freundlich.
Der Beamte holte sein Handy aus der Brusttasche seiner Uniformjacke. »Kann ich Ihre Papiere sehen?«
Sunny ging zu ihrem Rucksack, der an einem Bein des Zuschneidetischs lehnte, und überreichte dem Beamten ihre Aufenthalts- und Arbeitspapiere. Als Ausländerin, die seit fast fünfzehn Jahren in Wien lebte, hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, ihre Dokumente immer mit sich zu führen.
Die Beamten begutachteten die Papiere, und nach einem skeptischen Blick sagte der Ältere. »Geh, Fredl, ruf an und frag, ob die in Ordnung sind.«
Während der jüngere Polizist eine Nummer wählte, sah sich der ältere um und musterte Sven. Adalbert stand neben der Tür zum Bad und hoffte, dass man nicht sah, dass seine Knie schlotterten. Ihm wäre jetzt lieber gewesen, er hätte keine kurze Hose getragen.
»Ja, hier ist Hacker, 25812. Du, schau einmal nach, ob eine gewisse Sunny Tingfang – ja, Tingfang ist der Familienname – geboren am 13. August 1982 in – warte – inCangyuan in der Provinz Yunnan – ja, Cangyuan mit C und Ypsilon und Yunnan ebenfalls mit Ypsilon – ja, genau – ob die eine gültige Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis hat.«
Nach wenigen Augenblicken sagte der Beamte enttäuscht in sein Telefon. »Ach so, alles in Ordnung. Na gut, kann man nichts machen. Warte kurz.« Der Beamte wandte sich an seinen Kollegen. »Kurtl, dein Kebab auch mit einer Extraportion Ketchup und Zwieberln, oder? – Ja, ja, für ihn auch mit Zwieberln. Alles klar. Ja, ja, wir beeilen uns, bis nachher.«
Der Beamte warf Sunnys Papiere auf den Zuschneidetisch. »Glück gehabt.«
»Entschuldigen Sie, aber worum geht es denn überhaupt?«, fragte Adalbert mit unschuldiger Miene.
»Wir haben vor zehn Minuten zwei Ausländer festgenommen, die auf ihrer Flucht nach einem Einbruch eine Frau mit einem Kinderwagen über den Haufen gerannt haben. Bei ihrer Verhaftung haben sie etwas von einer Komplizin erzählt, die in dieses Haus geflüchtet sein soll.«
»Und die Einbrecher waren Chinesen?«, fragte Sunny.
»Nein, keine Chinesen«, antwortete der Ältere, »Tschechen. Oder Slowaken. Oder Rumänen. So genau wissen wir das noch nicht.«
Der Jüngere, dessen Magen laut knurrte, wurde ungeduldig. »Komm, Kurtl, wir gehen.«
Adalbert begleitete die
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