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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ich Tante Lilah auch – sie kann manchmal sehr nett sein und meint es im Grunde genommen gut –, aber sie schafft es, einen in Sekundenschnelle aus der eigenen Wohnung hinauszudrängen. Und sie steht auf den dümmsten Fernsehschrott aller Zeiten. Bei Good as it Gets zum Beispiel treten die letzten Idioten auf, hüpfen auf der Bühne herum und singen so falsch, dass einem die Ohren abfallen. Die Juroren sind genauso talentlos, besonders Harry »The Hurricane« Hodder, der dauernd den Spruch absondert: »Nur Mut! Nur Mut!« Mum findet den Mist auch nicht gut, aber irgendwie kapiert Tante Lilah das nicht oder will es nicht kapieren und macht jedes Mal denselben Zirkus, wenn die Sendung im Fernsehen läuft. Aber heute würde ich mir das nicht antun. Ich hatte meinen ganzen Mut zusammengenommen, um mit Mum zu reden, und jetzt das! Meine Fragen konnte ich fürs Erste vergessen.
    »Ich mach Hausaufgaben«, verkündete ich.
    Irgendwie hoffte ich, dass Mum vielleicht diskret nachhaken würde, was ich ihr vorher eigentlich sagen wollte. Aber nein – so viel Taktgefühl darf man bei uns zu Hause nicht erwarten.
    »Wolltest du mir nicht was sagen, Süße?«, fragte Mum ganz unverblümt vor Tante Lilah.
    »Nein!«, fauchte ich. »Ich geh jetzt Hausaufgaben machen.«
    »Ist wohl zu aufregend für dich, was?«, flötete Tante Lilah. »Hast wahrscheinlich Angst, dass Brendan diese Woche nicht weiterkommt?«
    »Nicht wirklich«, sagte ich und legte so viel kalte Verachtung in meine Worte, wie ich nur reinquetschen konnte.
    »Wie du meinst. Nette Frisur übrigens, Püppchen«, sagte Tante Lilah.
    Obwohl sie mir den letzten Nerv raubte, war ich geschmeichelt, dass ihr meine Frisur aufgefallen war.
    »Die hab ich aus dem Kalender, aber heute Morgen war noch mehr Schwung drin. Ich glaube, das Haarspray war nicht stark genug.«
    »Hast du’s toupiert?«
    »Ja, klar.«
    »Na, dann weiß ich auch nicht. Vielleicht hast du zu viel Glättungsserum in die Spitzen gegeben – das könnte sie runterziehen. Aber mir gefällt es«, sagte sie. »Hat Klasse. Sehr smart. Eine meiner Kundinnen heiratet in ein paar Wochen. Vielleicht probier ich das mal bei ihr aus.«
    Tante Lilah schnappte sich die Fernbedienung und stellte den Fernseher auf volle Lautstärke.
    Ich schaute zu Mum hinüber, weil ich immer noch hoffte, dass sie den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und zu mir ins Zimmer kommen würde, um mit mir zu reden.
    »Willst du Schokolade?«, fragte sie stattdessen.
    »Nein«, sagte ich und drehte mich um.
    »Ich will keine beschissene Schokolade, ich will ein Gespräch«, knurrte ich, aber erst als ich außer Hörweite war und zu niemand im Besonderen.
    Wenn Mum mir doch nur mehr Raum geben würde, damit ich ihr auch mal eine schwierige Frage stellen kann! Aber das ist anscheinend zu viel verlangt. Ich bin nicht George vom Go Beats Vinyl!, dem Mum stets ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Ich bin ja nur ihre Tochter und die muss sich mit dem kläglichen Rest zufriedengeben, der am Ende des Tages noch übrig ist.
    Bevor ich meine Zimmertür zumachte, hörte ich Tante Lilah sagen: »Du liebe Güte! Was ist denn mit der los?«
    »Ach, nichts«, antwortete Mum. »So ist sie immer in letzter Zeit. Total negativ. Kann sich für nichts mehr begeistern. Ich krieg nur noch sarkastische Kommentare zu hören, von morgens bis abends. Gestern Nacht meinte sie, fünfzehn sei ein grässliches Alter. Und das an ihrem Geburtstag!«
    »Ha! Was soll ich da erst sagen mit meinen fünfzig! Das ist wirklich das Grab!«, schnaubte Tante Lilah.
    Das war so ungerecht, dass ich mit den Zähnen knirschte. Jetzt war ich wieder negativ, nur weil sie mir nicht zugehört hatte. Mum verdient es überhaupt nicht, dass ich ihr mein Problem anvertraue, dachte ich wütend. Immer wenn ich sie mal brauche, versteht sie überhaupt nichts. Für mich stand jedenfalls fest, dass ich die Suche allein durchziehen musste – Y-Chromosom hin oder her.
    Ich setzte meine Kopfhörer auf und knipste das Licht aus, sodass ich mit meiner Musik und Mums Laptop allein war. Während ich online ging und hoffte, dass Groovechick2 zu sprechen war, ließ ich das Leben außerhalb meines Zimmers weit hinter mir.
    Stimmungsstatus: Das Leben ist ätzend.
    Groovechick2: Was macht der Nicktyp?
    SayD: Der nickt.
    Groovechick2: Und Dad?
    SayD: Suche läuft.
    Groovechick2: Ist das Leben deshalb so ätzend?
    SayD: Niemand hört mir zu.
    Groovechick2: Ich höre zu.
    SayD: Bin total von der

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