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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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mehr aufhören. Es war wie auf einer Vergeltungsachterbahn. Ich fühlte mich unglaublich befreit. Genüsslich bohrte ich meine Fingernägel in Imeldas Arm – den Arm, der an meinen Haaren riss.
    »Autsch, du tollwütige Katze!«, kreischte sie.
    »Weißt du, warum Shonna sich überhaupt mit dir abgibt?«, sagte ich zu ihr, während sie ihren Arm loszureißen versuchte. »Nur weil du so dämlich bist und alles machst, was sie dir sagt, das ist der einzige Grund.«
    Dann überschlugen sich die Ereignisse.
    Shonna schrie mich an: »Halt die Klappe! Halt deine Klappe, okay?«
    Imelda machte einen Satz über den Schreibtisch, packte mich am Arm und versuchte ihn mir nach hinten zu verdrehen.
    Die anderen in der Klasse johlten: »Zickenkrieg! Zickenkrieg!«
    Mir schoss das Blut in den Kopf und ich brüllte in voller Lautstärke los:
    »Palabok langhap sarap! Macapuno!
    Longganisa Longganisa!
    Love ko ’to! Love ko ’to! Love ko ’to!«
    Shonna wich vor mir zurück, aber ich griff sie weiter an. Sie war zwischen mir und der restlichen Klasse eingekeilt, die immer noch johlte. Imelda stand hinter mir und packte wieder meinen Arm.
    Ich war jetzt so dicht an Shonnas Gesicht, dass ich die Poren in ihrer Haut und die kleinen Mitessernester um ihre Nase sehen konnte. Mann, hast du ’ne schlechte Haut! , dachte ich, während ich weiterbrüllte: » Macapuno! Longganisa!«
    Sollte Shonna ruhig denken, dass ich sie ernsthaft verfluchte, obwohl ich nur eine Speisekarte aus einem Fast-Food-Restaurant namens Jollibee auf den Philippinen rezitierte, die Billy und ich vor einem Jahr auswendig gelernt hatten. Wenn man die Wörter nur oft genug wiederholte – und ich schrie sie Shonna aus vollem Hals ins Gesicht –, klang es echt gruselig.
    »He, könnt ihr jetzt vielleicht mal aufhören?«, rief Kip, der über die Bänke klettern musste, um zu uns vorzudringen.
    Mr Stone folgte ihm auf dem Fuß und er fand das alles gar nicht lustig.
    »Was um Himmels willen ist denn in euch gefahren, Mädchen?«, fragte er kopfschüttelnd.
    Ich starrte ihn an.
    Dann schaute ich Shonna an. Ihr Gesicht war lila vor Wut. Meins wahrscheinlich auch, aber ich hatte keine Lust, hier herumzustehen und darauf zu warten, dass ich zum Direktor geschickt wurde. Ich wollte mir nicht anhören, dass ich mich schämen sollte und dass ich Schande über die Schule und mich selbst gebracht hatte und das übliche Blabla. Also machte ich, wovon ich schon jahrelang geträumt hatte – ich spazierte einfach aus der Klasse hinaus.

Es war eine kindische Aktion, ich weiß, aber an diesem grundfalschen Tag kam es mir völlig richtig vor und ich ging einfach weiter, aus der Klasse hinaus und dann aus der Schule. Ich hörte, wie Mr Stone mir nachrief: »Sadie Nathanson! Komm sofort wieder her, wir müssen das ausdiskutieren!« Aber er konnte mich nicht aufhalten.
    Ich ging weiter, bis ich die Schule nicht mehr sehen konnte und wieder Luft bekam. Ich marschierte am Park vorbei, am Bagelshop, am Fischgeschäft und am Minimarkt, bis ich das Ende meiner Straße erreichte. Dann blickte ich auf die Uhr: 10 Uhr vormittags. Es war unglaublich viel passiert, während gerade mal eine knappe Schulstunde vergangen war. So viel Drama in so kurzer Zeit.
    Mum war zum Glück nicht zu Hause. Ich war noch ganz aufgewühlt von dem Streit mit Shonna und der Tatsache, dass ich einfach zum Schultor hinausspaziert war. Ohne Passierschein. Ohne Genehmigung. Und mitten im Unterricht. Obwohl ich gute Chancen hatte, von der Schule und von Mum streng bestraft zu werden, musste ich grinsen. Alles egal – ich hatte es geschafft, Shonna Matthews in ihre Schranken zu weisen, nachdem sie mich monatelange gemobbt und gequält hatte! Und dafür nahm ich jede Menge Nachsitzen, Hausarrest und Gardinenpredigten in Kauf.
    Mein wilder Speisekartenfluch hatte mich sehr hungrig gemacht. Ich brauchte dringend was zu essen und schlang eine ganze Schüssel Cheerios hinunter und dann noch eine und noch eine. Ich war echt am Verhungern.
    Das Handy in meiner Tasche summte wie verrückt.
    Zwei SMS .
    Eine von Billy: Alles okay?
    Und eine von Tony: Alles okay?
    Nachrichten verbreiten sich schnell hierzulande.
    Über die zweite SMS musste ich laut lachen. Ein schrilles »Ha!«, und dann, weil heute der Tag der Vergeltung war, textete ich Tony sofort zurück:
    Ja, klar. War total happy, dass du mit meiner Erzfeindin geknutscht hast. SADIE
    Ich hatte keine Ahnung, warum Tony mir geschrieben hatte, aber bestimmt nicht,

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