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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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erklären«, und dann hielt er mir die Hand hin.
    Ich fand es ganz natürlich, seine Hand zu nehmen. Ich meine, falls etwas zugleich total aufregend und natürlich sein kann. Tony zog mich praktisch aus dem Parkplatz heraus, und dann liefen wir so schnell, dass ich kichern musste, weil es mir vorkam, als würden wir fliegen – am Fischimbiss vorbei, dann am Bagelshop, und dann startete Tony eine typische Jungenaktion. Das heißt, er sprang mit zwei Sätzen über das Parkgitter und erwartete von mir, dass ich hinterhersprang.
    Was ich selbstverständlich nicht machte.
    Schwerfällig quälte ich mich auf meiner Seite herum, bis Tony zurückkam und mir hochhalf, sodass ich nur noch auf die andere Seite hinüberspringen musste, wo er mich herunterhob. Wir bewegten uns wie in Zeitlupe – Tony stand vor mir und breitete die Arme aus, und zuerst beugte ich mich in die falsche Richtung vor, sodass wir mit den Köpfen zusammenstießen und lachen mussten, dann hob er mich mühelos herunter. Todelegant, ehrlich. Ich nahm alles ganz bewusst wahr – mein Gewicht, seine Arme, die kalte Luft. Und als wir dann auf der anderen Seite des Gitters waren, standen wir nur da und schauten uns verlegen an. Die Euphorie der letzten paar Minuten verebbte und mir fiel wieder ein, wie wütend ich auf ihn war.
    »Tony, was machen wir eigentlich?«, fragte ich leise. Ich musste doch wissen, woran ich mit ihm war. Er vernebelte mir immer alles, wenn er in meiner Nähe war, und jetzt kam auch noch die lässige Nummer mit dem Anlehnen, diesmal am Parkgitter und mit geschlossenen Augen. Ich kämpfte dagegen an, wollte mich nicht einfangen lassen. Aber es gefiel mir verdammt gut, wie er da lehnte. Viel zu gut. Ich musste meine Wut bezähmen.
    »Wir reden, sonst nichts«, sagte Tony. Er nahm wieder meine Hand und führte mich auf den Kinderspielplatz.
    Komisch, ich war seit gut fünf Jahren nicht mehr auf diesem Spielplatz gewesen und jetzt gleich zweimal in einer Woche! Vorsichtig setzte ich mich auf das eine Ende der Wippe. Am anderen Ende saß ein kleines Mädchen in Orange und als ich mich hinsetzte, stieg es in die Luft auf.
    »Du bist zu groß für die Wippe«, krähte die Kleine und zeigte auf mich.
    Ich lächelte sie an und Tony setzte sich in die Mitte der Wippe, mit dem Gesicht zu mir, und ließ die Beine zu beiden Seiten der Stange herunterbaumeln. Mein Puls raste. Meine Hand kribbelte, wo er sie gehalten hatte.
    »Anscheinend denkst du, dass ich was total Gemeines gemacht habe, und das stimmt nicht, Sadie, und ich will das jetzt klären, bevor du mich als den letzten Dreckskerl abstempelst oder als Nulpe und Hohlkopf und idyota , wie dein Onkel Zé sagen würde.«
    Er hatte Recht. Wenn ich an die Szene hinter den Mülltonnen dachte, war er wirklich der letzte Hohlkopf und idyota für mich. Und eine Nulpe sowieso.
    »Ich will nur noch mal betonen, dass absolut NICHTS zwischen Shonna und mir war. Das musst du mir glauben«, sagte Tony ernst und schaute mir dabei voll in die Augen.
    »Ui«, sagte das Mädchen hinter Tony. »Seid ihr verliebt?«
    Ich lächelte die Kleine an, aber Tony drehte sich zu ihr um.
    »Und du?«, sagte er zu dem Mädchen. »Bist du auch verliebt?«
    Die Kleine brüllte vor Lachen. »Du Dummi«, kicherte sie, »ich bin doch erst vier.«
    Tony drehte sich wieder zu mir um und schaute mich ernst an.
    »Glaubst du mir?«
    »Ihr seid zu groß für die Wippe«, beharrte das Mädchen. »Ihr Verliebten.«
    Also ließen wir die Wippe ein bisschen auf und ab hüpfen, damit die Kleine ihren Spaß hatte.
    »Ich muss jetzt Pipi«, verkündete das Mädchen nach einer Weile. Ich ließ sie herunter und schob sie in Richtung ihrer Babysitterin. Als ich mich wieder umdrehte, stand Tony auf der Wippe und balancierte auf dem Balken entlang zum anderen Ende.
    »Du musst mir glauben«, sagte er, »ich hab nur gemacht, was ich dir versprochen habe. Ich hab Shonna gesagt, dass sie dich in Ruhe lassen soll.«
    Und das hatte er mir tatsächlich versprochen. Dieser Teil war also nicht gelogen.
    »Kann ja sein, dass du das ursprünglich wolltest«, entgegnete ich. »Aber ausgesehen hat es ganz anders.«
    Nein, ernsthaft – je mehr ich es mir überlegte, desto weniger konnte ich ihm glauben. »Es hat so … so intim gewirkt, so vertraulich.«
    Tony sprang herunter, hob das andere Ende der Wippe auf, hockte sich rittlings auf den Sitz und hielt die Wippe mit seinen Schenkeln fest. Und weil ich so ein Winzling bin, musste ich das andere Ende

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