Bad Hair Years
kümmerst dich kein bisschen. Und wie du schon redest! Whassup! Was soll denn das!«
»Einer muss sich hier schließlich umsehen, und du traust dich ja nicht alleine vor die Tür!«
»…«
»Isst sie wirklich nichts mehr?«
»…«
»Jetzt sei halt nicht schon wieder beleidigt! Goddammit!«
Wenn Kippen Kalorien hätten
Ich war als Kind schon dick, dann war ich als Teenager dick, dann war ich kurz mal dünn, hab nicht aufgepasst, dann war ich wieder dick. Jetzt bin ich schlank, in meinem Kopf und vor jedem Spiegel werde ich trotzdem immer dick sein, aber was kümmert’s euch.
Weiber. Ich kenne kaum eine, die nicht schlagartig vom gesunden Menschenverstand verlassen wird, wenn es um Kilogramm oder das eigene Spiegelbild geht. Natürlich gibt es überall das ein oder andere elfengleiche Ding, das damit auch gern lautstark kokettiert: »Ich kann machen was ich will, ich nehme einfach nicht zu, hach, Penne Quattro Formaggi, bitte.« Der Rest am Tisch starrt genervt auf den Salatteller und betrachtet das Messer plötzlich mit ganz anderen Augen. Weil unser Nachname nicht Buendchen lautet und weil uns außerdem ein Y-Chromosom fehlt, wissen wir um den Kampf, den ein schlafwandlerischer Stoffwechsel mit sich bringt. Männern ist der ganze Wahnsinn egal, solange sie nicht weinerlich »Scha-hatz, findest du mich zu dick?« gefragt werden. Es gibt darauf nur eine Antwort, meine Herren: »Nein.« Schnell, überzeugt, ohne prüfend hinzukucken und mit einem verliebten Lächeln. Wenn es sein muss: lügen. Dann aber aufpassen, Körpersprache!
Man kann einiges machen, wenn man wochenlanges Frustfuttern plötzlich glasklar als solches erkennt. Dann denkt man »unglücklich von mir aus, aber nicht auch noch fett«, und dann fangen die Menschen an, Joghurts zu essen. Zum Abnehmen. Den Joghurt mit der Ecke, knickknack hat man Zucker zuhauf im Becher. Für die, die sich wirklich überhaupt nicht lieb haben, gibt es Ersatzmahlzeit-Pulvershakes, Slimfast und dergleichen. Das ist kein Shake, das ist ekelhaft und kostet so um die zweihundert Euro. Shakes müssen Smoothie heißen oder Frappuccino, da muss ordentlich Zucker rein und Eis und manchmal Bananen.
Trennkost funktioniert angeblich, ist aber kompliziert. Wenn ich das richtig verstehe, darf man immer nur vollfetten Käse essen, aber ohne Brot. Mein absoluter Liebling ist die Pasta-Diät, die geht so: Man kocht zwanzig Gramm Nudeln, am besten Spaghetti, die Kate Moss unter den Nudeln. Dann kommt nichts dran, außer ein paar Tomaten, mit zwei Tropfen Olivenöl. Bei einem solchen Abendessen brauche ich zum Trost ein ganzes Baguette, in eine Flasche Olivenöl getaucht, und fünf Gläser Weißwein, die dann aus Trotz. Womit wir beim Alkohol wären. Völlig außen vor, selbst bei den Frauen, die alles aus dem Effeff mit Kalorienwerten versehen können. Alkohol hat so irrsinnig viele Kalorien, man glaubt es kaum. Ein Glas Wein zum Beispiel hat ungefähr so viel wie zehn Snickers. Seltsamerweise nimmt man mehr zu, wenn man zehn Snickers am Abend in sich reinstopft. Flüssig hat keine Kalorien, behauptet seit Jahren kategorisch Freundin Annette und bestellt sich noch ein Glaserl.
Body Mass Index, Kalorien, Joule. BMI ist zu kompliziert, man braucht einen Taschenrechner und kann dann immer noch nichts damit anfangen. Joule hat sich natürlich auch nicht durchgesetzt, wer will schon hören, dass ein klitzekleiner Joghurt zwei Millionen Joule hat. Als ich ein dicker, weltschmerzgeplagter Teenager war, gab es noch die Mär vom Idealgewicht. Das war Körpergröße minus hundert minus zwanzig Prozent, Normalgewicht war Körpergröße minus hundert. Am allerliebsten war mir die Geschichte von den schweren Knochen, jahrelang hab ich das geglaubt. Am besten stellt man sich eine herkömmliche Waage ins Bad, dann kann man auch behaupten, dass die nicht stimmt, und je nach Tagesform mit einem »Ach, leck mich doch am Arsch« oder einem »Kill me. Kill me now« wieder runtersteigen.
Das alles kann man sich antun, wenn man glaubt, man sei zu dick. Und das alles funktionierte jahrelang in meinem Fall überhaupt nicht. New York und der neue Job sollten sich als die beste Diät herausstellen, die ich jemals anfing, ohne auf Diät zu sein. Denn New York ist nicht nur die Stadt, die niemals schläft, es ist auch die Stadt, in der die Frauen nichts essen. Mit Nicht-Essen nimmt man relativ schnell ganz schön viel ab, und wenn ich nichts sage, dann meine ich tatsächlich nichts. »Ich hab so einen
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