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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Kink
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keine dieser Sodabrizzelmaschinen, denn diese sind ausnahmslos hässlich und werden deshalb niemals die Aufenthaltserlaubnis für meine Küche bekommen. Man kann auf Brizzel auch mal verzichten. Im Wasser, mein ich. Sonst nicht.
    Es gibt Tätigkeiten, die sind bei mir untrennbar mit »kann ich nicht« verbunden. Anschließen. Anbohren. Anmachen auch, ja, haha. Ich hatte noch nie eine Bohrmaschine in der Hand, außer um sie der Person auf der Leiter zu reichen. Nicht ohne vorher damit in der Luft herumzufuchteln und »Brrmm Brmm!!« zu machen, versteht sich. Das kommt übrigens nicht so gut an, die Menschen auf der Leiter haben sehr dünne Nerven, wahrscheinlich wegen dem ganzen Kaffee. Ich musste die Erfahrung machen, dass die Kombination Hilti / Altbauwohnung schon so manche Freundschaft oder gar Liebe bedenklich zum Wanken brachte. Da möchte ich mir nicht die Hände am Teufelswerkzeug schmutzig machen.
    Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich es bisher genau einmal geschafft, etwas erfolgreich zu installieren, und zwar einen kleinen Tintenstrahldrucker. Ja, ihr lacht, aber ich war arbeitslos und deprimiert, und wenigstens hatte ich mir vorher die Zähne geputzt und das Gesicht gewaschen. Tage saß ich immer mal wieder neben dem Teil auf dem Boden und murmelte: dieses Kabel wahrscheinlich hier. Glaub schon. Erstaunlicherweise dauerte es Wochen, bis ich jenes Kabel dann auch da. Irgendwann sprach der Laptop: Found new hardware, das gab mir Mut, und danach musste ich nur noch auf »weiter« klicken. Als das Programm mich auch noch »what do you want the wizard to do« fragte, war ich restlos begeistert. Endlich! Endlich fragte mich das mal jemand!
    Ich übe also weiterhin nicht den Bambi-Augenaufschlag, sondern mich in Geduld. Irgendwann kommt schon mal zufällig wieder jemand vorbei. Dem koch ich dann einen schönen Kaffee, und dann machen wir’s uns gemütlich. Es wird schließlich Herbst.

Mir ist so komisch. Als müsst ich Kerzen kaufen
    Es müssen die Hormone sein und ich wehre mich ehrlich nach Kräften, aber die Dunkelheit oder ein außer Kontrolle geratener Nestbautrieb sind jedes Mal stärker. Ich friere und zitiere: »Wer jetzt kein Haus hat …«
    Ich habe zwar kein Haus, aber endlich eine Mietwohnung, und die soll bitte gemütlich sein, ich bin auch nur eine Frau. Nur so erklärt sich, warum ich mich alle Jahre wieder in einem dieser Deko-Läden wiederfinde. Einem dieser Läden für Menschen, die sich getrocknete Rosenblätter in einer Schüssel auf den Tisch im Flur stellen und die auch vor Er und Sie Handtüchern nicht zurückschrecken. Ich habe auch einen Tisch im Flur, aber da sammeln sich Kabel, Kopfhörer, Post und Zeugs, und Geschlechtertrennung bei Handtüchern finde ich schlicht übertrieben. Meist komme ich erst auf der Straße wieder zu mir, mit Schwindel im Kopf, Übelkeit im Magen und einer Tüte voller Kerzen und Teelichter in der Hand. So was passiert mir eigentlich nicht einmal mehr bei Ikea.
    Leider weiß ich dann nie weiter, ich habe wenig Übung im Dekorieren, ich dekoriere höchstens mich selbst ab und zu. Gemütlich ist für mich überall da, wo ich nicht friere, und natürlich mag ich Kerzenschein, ich weiß, was Neonlicht anrichten kann. Es ist nur so, dass mich zu viel Schnickschnack in meiner Umgebung nervös macht, und dann werde ich ungemütlich. Was also tun mit dem Lichtermeer? Die Teelichter gehören in kleine Gläser, das hab ich mal gesehen, und die dann auf das Fensterbrett. Oder den Badewannenrand, aber Entspannungs- oder Wohlfühl- oder Sinnesbäder sind leider nichts für mich. Die einzig wichtige Zutat für ein Vollbad sind bei mir Kreislauftropfen. Offensichtlich haben mich die Jahreszeiten mitsamt ihren Klischees in der Gewalt, was ich sehr beunruhigend finde, die haben sich ja nicht einmal selbst richtig im Griff. Den Sommer erkennt man mittlerweile auch nur noch daran, dass die Jeans der weiblichen Bevölkerung ein paar Wochen lang nicht in braunen Reiterstiefeln stecken. Was kommt als Nächstes? Duftlampen? Parfümierter Tee mit Sinnsprüchen? Werde ich eine Adventskranz-Basteleinladung an meine Freunde verschicken? Habe ich dann überhaupt noch Freunde? Wenn ich nicht schnell etwas unternehme, werde ich womöglich bald Latte Macchiato schlürfend vorm Amore Mio sitzen, meine Sonnenbrille als Haarreif missbrauchen, und dann bin ich eine von denen. Was soll dann aus mir werden? Wer wird mich stoppen, wenn ich anfange, weiße Häkeldeckchen in der Wohnung zu

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