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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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einfach hier, und wenn du ihn zurückkommen siehst, steckst du den Kopf durch die Tür raus und schreist irgendwas.«
    »Was soll ich denn schreien?«
    »Egal was, bloß nicht meinen Namen.«
    Die Lehrer waren mittlerweile auch schon alle weg, und so stand außer dem VW der Bibliothekarin nur noch der Bus des Hausmeisters auf dem Parkplatz. Es war ein richtiger Lieferwagen, ohne Seitenfenster im hinteren Teil; und die in der Hecktür waren klein und getönt, so dass man nicht reinsehen konnte. Noch ein bisschen Dämmmaterial, dachte ich, und es wäre ideal für Entführungen.
    Die Türen waren alle abgeschlossen, aber wie Nancy Drew hatte ich mich vorbereitet: Während der Mittagspause hatte ich aus dem Wandschrank im Lehrerzimmer einen Kleiderbügel geklaut. Ich steckte den Haken unter der Scheibe auf der Fahrerseite durch und stocherte in der Tür herum, bis der Verriegelungsknopf hochklickte.
    Innen roch es nach Putzmittel. Mir fiel gleich auf, wie sauber und ordentlich der ganze Innenraum war. Ich meine, es ist vielleicht ganz normal, wenn ein Hausmeister einen Putzfimmel hat, aber trotzdem: Das Armaturenbrett war makellos, ohne eine Spur von dem Gerümpel, das sich da sonst normalerweise ansammelt, und auf den Fußmatten und unter den Sitzen lag nicht ein Fitzelchen Müll. Sogar die Aschenbecher waren leer. Im Handschuhfach lagen bloß die Zulassungspapiere des Van.
    Hinten im Laderaum die gleiche Geschichte. Auf dem Boden war eine Decke ausgebreitet, die so aussah, als käme sie direkt aus der Waschmaschine, und in einer der hinteren Ecken stand, säuberlich verstaut, ein grauer Metallwerkzeugkasten. Ansonsten war nicht mal ein Kaugummipapierchen zu sehen.
    Haben Sie in den Werkzeugkasten hineingesehen?
    Ja. Um ein Haar hätt ich’s mir gespart – mittlerweile war es offensichtlich, dass der Hausmeister nicht der Typ war, der Leichenteile rumliegen ließ –, aber dann sagte ich mir, dass ich besser gründlich vorgehen sollte.
    Als ich hinten eingestiegen bin, knisterte die Decke. Ich habe mich hingehockt und eine Ecke hochgehoben; darunter lag eine doppelt gefaltete Plastikplane. Dann hab ich die hochgehoben, und da lag ein Satz Spanngurte, schon säuberlich zum Verschnüren zurechtgelegt.
    Ich hab die Decke wieder glattgestrichen und mir den Werkzeugkasten vorgenommen. Da war ein Vorhängeschloss dran; mein Kleiderbügel nützte da nichts, aber ich hatte ein paar unterschiedlich große Büroklammern dabei, und eine davon passte. Ich zog das Vorhängeschloss ab und hob den Deckel.
    Und? Was war drinnen?
    Werkzeug. Zunächst mal Handschellen; eine dicke Rolle Isolierband; Handschuhe. Außerdem vier Zangen, drei Eispickel und eine Schlinge aus Klavierdraht.
    Ach ja, und noch was: ein Jagdmesser. Es war dreißig Zentimeter lang, mit gezahnter Klinge. Wie die Zangen und die Eispickel war es blitzblank geputzt und roch so, als hätte es stundenlang in Putzmittel gelegen, aber als ich es mir genauer ansah, hab ich bemerkt, dass am Griff ein Haar klebte. Ein goldenes Haar. Ich konnte nicht erkennen, ob es ein Menschen- oder ein Hundehaar war, aber ich war ziemlich sicher, dass die Polizei das schon rauskriegen würde.
    »Erwischt«, sagte ich, und da habe ich draußen Schritte gehört.
    Einen Moment lang hab ich gehofft, das wär vielleicht bloß Carlotta, der’s beim Wacheschieben langweilig geworden war und die mir jetzt bei der Durchsuchung helfen wollte, aber dann hörte ich Schlüssel klimpern und wusste, dass ich in der Bredouille steckte. Den Müll raustragen war für den Hausmeister offenbar die letzte Aufgabe des Tages gewesen; anstatt danach wieder durchs Gebäude zurückzukommen, wie ich erwartet hatte, war er außen rum gelaufen und hatte meinen Wachposten umgangen.
    Während er mit seinen Schlüsseln hantierte, packte ich das Messer wieder in den Werkzeugkasten und bereitete mich auf einen fliegenden Abgang vor. Aber als ich nach dem Griff der Hecktür suchte, war keiner da.
    Der Hausmeister schloss die Fahrertür auf. Ich erstarrte. Ich war völlig ungedeckt; es bestand nicht die leiseste Hoffnung, dass er mich nicht sehen würde.
    Da rief Carlotta von der Außentreppe der Schule her: »Guadalupe!«
    Der Hausmeister blieb mit einem Fuß auf dem Trittbrett stehen und sah sich um, nach wem sie wohl rief. Dadurch gewann ich ein paar Sekunden extra. Ich tat das Einzige, was ich tun konnte: schlich mich in den toten Winkel hinter dem Fahrersitz und machte mich so klein wie möglich.
    Der Hausmeister

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