Bad Monkeys
Bescheid.
»Die State Police hat ihn gegen zwei Uhr früh gefunden«, sagte Carlotta. »Mrs. Zapatero vom Motel hatte ihre Schwester besucht und kam spät zurück, und da hat sie gesehen, wie die gerade den Tatort absperrten. Sie sagte, der Junge hätte auf einem der Picknicktische gelegen wie so ein Menschenopfer.«
Als wir uns dem Parkplatz näherten, haben Carlotta und ich unsere Fenster runtergekurbelt und gehofft, dass wir die Leiche zu sehen kriegen. Señor Diaz hat uns zurückgezerrt und uns beiden einen Klaps auf den Kopf gegeben. »Zeigt etwas Respekt!«, befahl er, und dann hat er, an Carlottas Adresse, hinzugefügt: »Siehst du jetzt, warum ich nicht will, dass du zu Fuß gehst?«
Haben Sie Señor Diaz vom Hausmeister erzählt?
Nein. Ich wusste, dass ich das hätte tun sollen, aber ich war stinkig auf ihn, weil er mir eine gescheuert hatte. Außerdem – zu erzählen, was ich gesehen hatte, dann hätte ich ja auch erklären müssen, wie es gekommen war, dass ich’s gesehen hatte, und ich glaube, den Teil, in dem ich versuchte, an Dope ranzukommen, hätte er nicht so toll gefunden. Ich brauchte Zeit, um mir eine entschärfte Fassung meiner Story zurechtzulegen – eine, die auch Rückfragen standhalten würde.
Bis dahin wollte ich selbst ein paar Fragen stellen. Als wir an dem Morgen endlich in der Schule ankamen, horchte ich die Bibliothekarin über den Hausmeister aus. Viel wusste sie nicht. Er hieß Whitmer – Marvin oder vielleicht auch Martin –, und wie ich war er neu an der Schule; sie hatte gehört, er hätte vor dieser an einer anderen gearbeitet, konnte mir aber nicht sagen, an welcher.
»Dann wissen Sie also auch nicht, ob diese andere Schule auch am Highway lag?«
»Nein, meine Liebe.«
Ich dankte ihr und setzte mich. Dann fing Carlotta an, mich auszuquetschen: »Was interessierst du dich denn für den Hausmeister?«
»Einfach so«, sagte ich.
»Von wegen einfach so! Hey, ich bin nicht so blöd wie Felipe.«
»Okay, es ist nicht einfach so. Aber ich kann noch nicht darüber reden.« Ich nahm nicht an, dass Carlotta sich wegen dem Dope groß aufregen würde – jedenfalls nicht so sehr, dass sie mich deswegen zur Sau gemacht hätte –, aber dass ich ohne sie in den abgesperrten Flügel gegangen war, das würde sie gewaltig aufregen.
Natürlich war sie jetzt sowieso sauer: »Was soll das heißen, du kannst noch nicht darüber reden? Seit wann haben wir Geheimnisse voreinander?«
»Carlotta … Das ist nicht direkt ein Geheimnis, es –«
»Du hast nach dem Highway gefragt«, sagte sie. »Glaubst du, der Hausmeister hat was mit dem ermordeten Jungen zu tun?«
Gut geraten; vielleicht waren die Bobsey Twins ja doch nicht so ohne. »Ja, tu ich.«
»Aber wie kommst du darauf? Was ist passiert? Hast du irgendwas gesehen?«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich noch nicht darüber reden kann … Hör zu, Carlotta, ich versprech dir, dass ich’s dir noch erzähle, okay? Später. Aber erst … brauch ich deine Hilfe bei einer Sache. Ich will heute nach der Schule den Lieferwagen des Hausmeisters durchsuchen, und du musst dabei Schmiere stehen.«
Das hatte ich mir zwar in dem Moment erst ausgedacht, als pure Hinhaltetaktik, aber wie ich mir das so durch den Kopf gehen ließ, schien’s gar kein so schlechter Plan zu sein. Wenn ich tatsächlich belastendes Material im Bus fand, konnte ich damit zu den Bullen gehen und die andere Geschichte vergessen.
Aber dann hätten Sie doch immer noch erklären müssen, wie Sie auf die Idee gekommen waren, den Lieferwagen zu durchsuchen.
Nee, das war ja das Schöne: Wenn ich Beweise dafür fand, dass der Hausmeister ein Serienmörder war, dann würden die Leute so begeistert sein, dass sie so ziemlich jede Erklärung geschluckt hätten. Dann hätte ich einfach sagen können, ich hätte so eine Ahnung gehabt, und wahrscheinlich hätte mir das sogar Carlotta abgenommen.
Also sind wir an dem Tag nach Schulschluss statt wieder rauf in die Bibliothek in die Eingangshalle gegangen und haben gewartet, bis alle anderen Schüler draußen waren. Nicht lange nachdem sich der letzte verzogen hatte, kam der Hausmeister mit einer Wagenladung Müllsäcke vorbeigeschlurft und entfernte sich damit in Richtung Hinterausgang.
»Was meinst du?«, fragte ich Carlotta, sobald er außer Hörweite war.
»Ich meine, dass das vielleicht keine so geniale Idee ist, Jane. Was, wenn er wirklich der Würgengel ist? Wenn er dich erwischt –«
»Tut er schon nicht. Du bleibst
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