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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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rutschte auf den Fahrersitz. Ich drückte mir die Daumen, dass er noch eine Weile so rumsitzen würde und Carlotta vielleicht eine Chance hätte, den Bus mit Orangen zu bombardieren – aber nicht heute: Schneller, als man »Guadalupe!« sagen kann, waren wir auf der Straße. Der Hausmeister fuhr wieder in Richtung Norden, weg von Siesta Corta.
    Ich konnte nicht raussehen , also habe ich mir die Zeit damit vertrieben, den Werkzeugkasten anzustarren. Den Deckel hatte ich zwar wieder geschlossen, aber ich hatte vergessen, die Lasche einzuhängen, und jedes Mal, wenn wir über ein Schlagloch führen, drohte das Ding aufzugehen, und sein ganzer Inhalt würde rauskippen . Außerdem hatte ich das Vorhängeschloss prima sichtbar mitten auf der Decke liegenlassen; ich rechnete die ganze Zeit damit, dass der Hausmeister es im Rückspiegel sah und rechts ranfuhr, um sich die Sache näher zu betrachten.
    Nach vielleicht fünfundzwanzig Kilometern bog er tatsächlich rechts ab. Ich hob den Kopf, so weit ich mich traute, und versuchte zu erkennen, ob wir auf eine Tankstelle fuhren oder sonst wohin, wo mich Leute hören könnten, wenn ich schrie. Es sah aber nicht so aus. Es sah so aus, als wären wir auf einem x-beliebigen Highway-Parkplatz.
    Der Hausmeister stellte den Motor ab und zog die Handbremse an. Er kurbelte das Fenster runter, kramte kurz in seinen Taschen und steckte sich einen Joint an.
    Heute nahm ich’s ihm nicht übel. Er konnte so viel Dope verqualmen, wie er wollte; solange er nicht nach hinten kam und mich umbrachte, hatte ich nicht das Geringste dagegen einzuwenden.
    Ich hörte auf die Autos, die auf der Route 99 vorübersummten. Komm schon, Officer Friendly, dachte ich. Schalt deine Drogensensoren ein … Dann hörten die Verkehrsgeräusche auf, und ich hörte etwas Neues: Stimmen.
    Stimmen, die sich dem Lieferwagen näherten?
    Stimmen in der Ferne. Stimmen von Jungen, laut, aufgeregt, wie auf einem Spielplatz. Dann hörte ich einen hölzernen Knall, und ich dachte, Baseballplatz, und ich dachte, o Scheiße.
    Ich hatte echt keine Lust zu sterben, okay? Aber ich dachte nicht, dass ich es schaffen würde, da ruhig sitzen zu bleiben, wenn der Hausmeister wieder mit seinen Affengeräuschen anfangen würde. Wenn es dazu kam, dachte ich, würde ich ihm wohl mit dem Werkzeugkasten eins über den Schädel geben müssen.
    Aber er ließ seinen Hosenstall zu. Vielleicht fühlte er sich zu sehr auf dem Präsentierteller, oder vielleicht speicherte er auch bloß Bilder für später ab. Was es auch sein mochte, er saß einfach so da und schaute zu und rauchte – erst den Joint, dann ein halbes Dutzend Zigaretten.
    Endlich hatte er genug und ließ den Motor wieder an. Er fuhr noch so fünf, sechs Kilometer den Highway lang weiter und bog dann in eine Querstraße ein. Die Straße war in einem miesen Zustand, und der Deckel des Werkzeugkastens fing wieder an zu hüpfen – und um die Sache spannender zu machen, ging’s bergauf, so dass ich mitsamt der Decke nach hinten zu rutschen begann. Ich musste mich an die Unterseite des Fahrersitzes krallen, um mich festzuhalten.
    Wir bogen ein letztes Mal ab, auf einen Kiesweg, und fuhren in eine Garage. Der Hausmeister parkte und stieg aus. Mein Adrenalinspiegel machte einen Satz, als er zum Heck des Lieferwagens kam, aber dann ging er, ohne stehenzubleiben, weiter auf die Beifahrerseite und klimperte dabei mit seinen Schlüsseln. Ich hörte das Summen eines Elektromotors, während die Garagentür sich rasselnd schloss, dann weiteres Schlüsselgeklimper und das Quietschen einer anderen Tür, die sich öffnete und schloss. Und dann war ich wirklich und wahrhaftig allein. Er war nicht einmal kurz davor gewesen, mich zu entdecken.
    Ich kroch wieder zum Werkzeugkasten und holte das Messer raus. Ich spielte mit dem Gedanken, alles mitzunehmen, aber ich wollte mir nicht zu viel aufladen, da ich nicht wusste, wie weit ich zu laufen hätte. Ich sagte mir, dass das Messer wohl das wichtigste Beweisstück war – und hätte er mich erwischt, auch das nützlichste.
    Ich stieg durch die Beifahrertür aus und suchte nach dem Schalter, mit dem sich die Garagentür öffnen ließ. Ich fand ihn nicht, aber genau da an der Wand, wo man den Schalter erwartet hätte, sah ich eine kleine quadratische Metallplatte mit einem Schlüsselloch darin. Ich zückte eine meiner Büroklammern und schaffte es mit ein paar geschickten Bewegungen, die Spitze im Schlüsselloch abzubrechen.
    Shit. Eine rasche

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