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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Gedächtnis gestrichen.
    Ich schluckte noch ein paar Valium und machte einen langen Spaziergang. Gegen Mittag erreichte ich den Coit Tower, oben auf dem Telegraph Hill. Inzwischen war der gesamte Luftraum gesperrt, und die Stadt war so leise, wie ich sie noch nie erlebt hatte – das Einzige, was man hörte, waren der Wind und ein paar weinende Leute. Ich sah mich gerade nach einer ruhigen Ecke um, wo ich mir einen Joint reinziehen konnte, als ich Phil sah. Wir sagten beide nichts, gingen einfach zusammen weiter und setzten uns irgendwo hin und sahen zu, wie der Tag verging.
    Es war schon dunkel, als ich endlich nach Haus ging. Die Wirkung der Drogen hatte so weit nachgelassen, dass ich wieder anfangen konnte, mir wegen Deeds Sorgen zu machen, aber inzwischen wusste ich nicht mehr, ob dieses Telefongespräch am frühen Morgen überhaupt stattgefunden hatte oder bloße Einbildung gewesen war. Wie ich ins Haus ging, war ich ziemlich nervös, aber als ich dann feststellte, dass meine Wohnungstür abgeschlossen und nicht aus den Angeln getreten war, dachte ich, ich wäre in Sicherheit.
    Ich schloss auf. Der Fernseher lief, und das kam mir merkwürdig vor, aber dann sagte ich mir: Sei nicht paranoid. Ich hab angefangen, im Wohnzimmer nach der Fernbedienung zu kramen, und dann geht die Glotze von selbst aus, und Deeds sagt: »Hallo, Jane.«
    Er saß in der dunkelsten Ecke des Zimmers, einen Baseballschläger quer auf den Oberschenkeln. Ich sah ihn an, dann den Schläger, dann die Tür, durch die ich gerade hereingekommen war, und er sagte: »Du schaffst es doch nicht.«
    »Okay«, sagte ich und stand ganz ruhig da. Und er sagte: »Du hattest recht damit, dass mich jemand überboten hat. Heute Morgen, als wir telefoniert haben, hatte ich noch keine Ahnung. Hast du gehört, dass es bis zu fünftausend Opfer geben soll?«
    »Fünftausend …«
    »Ja. Da kriegt auf einmal alles ganz andere Dimensionen, nicht? Trotzdem, hat auch sein Gutes. Meine Verhandlung zum Beispiel ist verschoben worden.«
    »Verschoben?«
    »Ja. Das Gericht war heute geschlossen, und so, wie die Dinge liegen, meint mein Anwalt, kann es Monate dauern, bis ich einen neuen Termin kriege.«
    »Freut mich für dich«, sagte ich.
    »Ah, das ist nicht nur für mich gut. Du kannst dir dazu auch gratulieren.«
    »Ach ja?«
    »Ja.« Er stand auf. »Da hast du genügend Zeit, wieder auf die Beine zu kommen.«
    Das ist meine letzte klare Erinnerung an diesen Abend. Ich weiß, dass ich doch noch versucht hab, die Tür zu erreichen, und ich muss es schließlich auch geschafft haben – denn als mich die Nachbarn gefunden haben, lag ich blutend auf dem Treppenabsatz. Aber da war er längst mit mir fertig. Er hat mir das Schlüsselbein gebrochen und den rechten Arm an zwei verschiedenen Stellen und mir die Hälfte der Rippen angeknackst oder richtig gebrochen. Er hat auch einen erstklassigen Treffer an meinem Schädel gelandet – die Ärzte haben mir später gesagt, es wär ein Wunder, dass nicht nur ich, sondern auch mein Verstand das überlebt hätten.
    Ich lag zehn Tage im Koma. Aufgewacht bin ich in einem verdunkelten Krankenhauszimmer, und irgendwo in der Nähe lief ein Fernseher. Tom Cruise erzählte von einem Priester, der gestorben war, während er einem Feuerwehrmann in Ground Zero die Letzte Ölung gab. Dann fing Mariah Carey zu singen an, in uns allen würde ein Held stecken, und ich dachte, vielleicht bin ich ja doch gestorben und das ist die Hölle. Aber dann ging die Sendung weiter, andere Promis haben sich zu Wort gemeldet und gesungen und Storys erzählt, und es gab Spendenaufrufe, und da habe ich schließlich kapiert, dass ich nicht in der Hölle war, ich war bloß in Amerika.
    Die Bullen kamen vorbei. Ich sagte denen, ich wüsste nicht, wer mich überfallen hätte. Dann kam Phil mich besuchen, und ich hab ihm das Gleiche erzählt, aber er wusste, dass ich log. Ich hab ihm gesagt, er soll sich um seinen eigenen Kram kümmern.
    Ich hatte dann noch einen Besucher. Zum ersten Mal bemerkt habe ich ihn ungefähr eine Woche nachdem ich aufgewacht war, und ich war mir lange nicht sicher, ob er real war. Ich hatte üble Schmerzen, aber wegen des Komas hatten die Ärzte Bedenken, mir Betäubungsmittel zu geben. Ich hab nicht lockergelassen, und schließlich haben die mich an den Morphintropf gehängt. Und ich schwebte gerade in den entsprechenden Wolken, als dieser Typ aufkreuzte.
    Er war schwarz, hatte ein rundes Gesicht. Er saß auf einem Stuhl drüben am

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