Bad Monkeys
ist.«
Mehr hatte er mir nicht zu sagen, aber er blieb trotzdem da sitzen, sah mich an und lächelte. »Na los«, sagte er endlich. »Fragen Sie schon.«
»Okay. Warum sind Sie wie ein Cheerleader angezogen?«
»Wissen Sie, was eine Vertraulichkeitsvereinbarung ist, Jane? Diese Kluft erfüllt denselben Zweck. Denn was würde wohl passieren, wenn Sie dem Krankenhauspersonal von unserer Unterhaltung erzählen?«
»Die würden meine Schmerzmittel absetzen.«
»Sie haben’s erfasst«, sagte er und zwinkerte. Ein paar Minuten später kam eine Schwester ins Zimmer und gab mir eine Spritze; ich schlief ein, und als ich wieder aufwachte, war mein Besucher verschwunden. Meine Münze war aber noch da, sicher verwahrt unter meinem Kissen.
Am nächsten Abend vergewisserte ich mich, dass ich auch wirklich wach war. Um Viertel vor sieben stemmte ich mich aus dem Bett und rollte meinen Infusionsständer zum Lift. Ich fuhr zum dreizehnten Stock rauf, fand Untersuchung eins, und um 7.01 Uhr klopfte ich an.
»Herein«, sagte eine Stimme.
Der Raum sah so ziemlich wie dieser hier aus. Karg, meine ich, lediglich ein Tisch und zwei Stühle. Als ich hereinkam, stand da Robert True. Er trug einen grauen Flanellanzug, der irgendwann in den späten Fünfzigern modisch gewesen sein mochte; er war klein und breit und hatte nicht viel Haare auf dem Kopf.
»Willkommen, Jane«, begrüßte er mich. »Ich bin Bob True.«
»Hi«, sagte ich. » Omnes mundum facimus .«
»Schon gut. Ich brauche den Zaubersatz nicht. Aber da wir schon mal beim Thema sind, haben Sie das Rätsel inzwischen gelöst?«
Hatte ich, endlich. »Es ist eine Entgegnung«, sagte ich. »Auf das, was die Leute sagen, wenn sie für eine beschissene Situation nicht verantwortlich gemacht werden wollen: ›Ich hab die Welt nicht gemacht, ich leb da nur.‹«
»Sehr gut.«
»Das ist also das Ziel Ihrer Organisation? Die Welt zu einem besseren Ort machen?«
»Durch Bekämpfung des Bösen in all seinen Formen«, sagte True nickend.
»Sind Sie von der Regierung?«
Die Frage schien ihn zu überraschen. »Bekämpft die Regierung das Böse?«
Ich dachte darüber nach. Aus irgendeinem Grund war das Erste, was mir zu dem Thema einfiel, weder das FBI noch das Rechtssystem, sondern mein letzter Besuch beim Verkehrsamt. »Na ja«, sagte ich, »sie kann.«
»Alle möglichen Dinge können das Böse bekämpfen«, erwiderte True. »Zum Beispiel Backsteine – wenn ein Backstein in Stalins Wiege gefallen wäre, hätte sich das zwanzigste Jahrhundert möglicherweise ein bisschen erfreulicher gestaltet. Aber selbst wenn einer da reingefallen wäre, bezweifle ich, dass allzu viele Menschen sagen würden, der Zweck von Backsteinen ist, das Böse zu bekämpfen.«
»Dann sind Sie also nicht von der Regierung. Was sind Sie dann? Eine Bürgerwehr? Sie machen Jagd auf Schurken, richtig?«
»Die Organisation verfolgt ihr Ziel durch vielfältige, größtenteils konstruktive Mittel. Wir setzen Gute Samariter ein, Wahllose Gute Taten, Zweite und Dritte Chancen …« Er redete weiter und zählte mir mindestens ein Dutzend solcher – wie ich schließlich begriff –Abteilungen auf, tatsächlich existierender Abteilungen der Organisation, die das Böse auf positive, lebensbejahende Weise bekämpften. Ich muss mit der Zeit einen weggetretenen Eindruck gemacht haben, denn plötzlich unterbrach er sich und fragte: »Langweile ich Sie?«
»Ein bisschen«, gab ich zu. »Was davon sind Sie also, ein Guter Samariter oder ein Wahlloser Guttäter ?«
»Ich arbeite für die sogenannte Kosten-Nutzen-Abteilung.«
»Sie kümmern sich ums Geld.«
»Ich helfe mit, die Ressourcen der Organisation optimal einzusetzen. Ressourcen, die zwar beachtlich, aber dennoch begrenzt sind.«
»Schließt ›Ressourcen‹ auch Menschen ein?«
»Natürlich.«
»Na dann, wenn Sie auch nur eine Spur Menschenkenntnis haben, wissen Sie, dass ich keine gute Samariterin bin.«
»Nein«, sagte True. »Das sind Sie wohl nicht …« Er legte eine grüne NT-Pistole mitten auf den Tisch. »Die kommt Ihnen vermutlich bekannt vor.«
»Die, die ich das letzte Mal hatte, war orange.«
»Die eine, die Sie in Siesta Corta hatten, war das Standardmodell. Die hier ist eine Spezialanfertigung.«
»Was ist daran so speziell?«
»Darauf kommen wir noch. Zunächst möchte ich Ihnen eine hypothetische Frage stellen. Eine Testfrage.«
»Okay.«
»Da sind zwei Männer, beide böse. Der eine ist ein ehemaliger KZ-Kommandant, verantwortlich
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