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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Fenster und beobachtete mich.
    Was brachte Sie auf die Idee, er könnte nicht real sein?
    Wie er angezogen war. Er hatte ’ne Cheerleader-Uniform an: rosa kariertes Röckchen, rosa Sweater mit den Buchstaben OMF quer über der Brust, rosa Pompons und dazu die Perücke – eine Schnur perücke, wie ein rosa Mopp mit Rattenschwänzchen.
    Das klingt in der Tat etwas merkwürdig. Andererseits, in San Francisco …
    Ja, der Gedanke ist mir auch gekommen, aber die andere komische Sache an dem Typ war, dass niemand ihn zu sehen schien. Die Frau, die mit mir im Zimmer lag, hatte Hirnkrebs im Endstadium, zählte also nicht, aber Schwestern und Ärzte gingen ständig ein und aus, und die haben nicht mal hingesehen. Ich versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, ohne, Sie wissen schon, etwas Konkretes zu sagen – falls sich rausstellen sollte, dass er nicht real war, wollte ich nicht, dass die mich vom Morphintropf nahmen –, aber nix.
    Also hab ich schließlich nachgegeben und ihn probeweise angesprochen: »Was wollen Sie?«
    »Wie heißt der Zaubersatz?«, sagte er.
    »Was?«
    »Wie heißt der Zaubersatz?« Er nahm die Pompons runter und blähte mir die Brust entgegen.
    » Omnes mundum facimus «, sagte ich.
    »Richtig …Jetzt schauen Sie unter Ihr Kissen.«
    Es erforderte zwar etwas Akrobatik, aber zu guter Letzt bekam ich meinen heilen Arm unter das Kissen. Meine Hand schloss sich um eine Münze. Die Münze.
    Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich war, aber gleichzeitig war ich auch stinkig. »Jetzt kreuzen Sie auf? Wo waren Sie, als dieses Arschloch mich verprügelt hat?«
    »Das war ein Versehen«, sagte er stirnrunzelnd. »Nicht mein Ressort, Sie verstehen, aber es tut mir leid – es war viel los an dem Tag, und da hat man ein paar Details übersehen.« Seine Stirn glättete sich, und er lachte. »›Fick dich selbst, Killer …‹ Find ich gut. Das verrät Kampfgeist. Nicht gerade viel Grips, aber Kampfgeist.«
    »Also warum jetzt?«
    »Tja, ich weiß zwar, dass Sie einen Schlag auf den Kopf abbekommen haben, aber Sie wissen doch von den jüngsten Ereignissen, oder? Die Organisation, die ich repräsentiere – die diese Münze repräsentiert –, führt derzeit eine Anwerbungskampagne durch.«
    »Sie wollen, dass ich im Kampf gegen den Terrorismus mithelfe?«
    »Nein! Dafür stehen die Leute schon im ganzen Land Schlange.«
    »Schön, was dann?«
    »Tja, das Problem ist, wenn ein einzelnes großes Übel ins Rampenlicht rückt, dann lenkt es leicht von allen übrigen Übeln ab. Also muss jemand gegen den Strom schwimmen, um dafür zu sorgen, dass diese anderen Übel nicht vor lauter Vernachlässigung ins Kraut schießen. Sie könnten dabei mitmachen, wenn Sie interessiert sind.«
    »Aber warum jetzt?«, beharrte ich. »Diese anderen Übel, die waren schon immer da, warum haben Sie sich denn nicht früher an mich gewandt?«
    » Omnes mundum facimus « , sagte er. »Sie haben nachgeschlagen, was das bedeutet, stimmt’s? Sie wissen, es bedeutet nicht: ›Warten Sie auf weitere Anweisungen‹, oder: ›Drehen Sie ein paar Runden Däumchen.‹«
    »Nein, aber …«
    »Ich will Ihnen noch einen Spruch aufsagen: ›Viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt.‹ Normalerweise wird das so verstanden, dass die wenigen etwas Besonderes sind – tapfer genug, um dem Ruf zu folgen, oder gut genug, um auserwählt zu werden. Man kann es aber auch anders sehen. Wenn viele berufen sind und nur wenige auserwählt, liegt es vielleicht einfach daran, dass die meisten der vielen Besseres zu tun haben.« Er schüttelte mir einen Pompon vorwurfsvoll entgegen. »Sie hatten ein Leben. Man hatte gehofft, dass Sie etwas draus machen würden.«
    »Toll«, sagte ich. »Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie der Trostpreis sind?«
    Er lachte wieder. »Ich liebe diesen Geist. Ich – wir können diesen Geist brauchen. Stellt sich also die Frage: Sind Sie willens, ihn gebrauchen zu lassen? Sind Sie bereit, eine der wenigen zu sein?«
    »Das wissen Sie doch.«
    »Also gut … Morgen Abend, zwischen sieben und Viertel nach sieben, fahren Sie ins oberste Geschoss dieses Gebäudes hinauf. Wenn Sie aus dem Lift steigen, biegen Sie links ab und suchen nach einer Tür mit der Aufschrift ›Untersuchung eins‹. Wenn Sie zu früh kommen oder sich verspäten, ist dort einfach ein leerer Raum. Aber wenn Sie rechtzeitig kommen, werden Sie dort einen Mann namens Robert True antreffen, der Ihnen sagt, was der nächste Schritt

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