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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Broschüre werden wir wieder zu den Akten nehmen und mit dem Vermerk versehen, dass kein Agent der Organisation jemals gegen die darin beschriebene Person gewaltsam vorgehen oder sie sonst wie behindern darf.«
    »Wenn ich mich also für Deeds entscheide, kriegt Loomis einen Persilschein? Das würden Sie wirklich tun?«
    »Es wäre andernfalls kaum ein ernstzunehmender Test.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Sie haben eine Minute Zeit, sich zu entscheiden.«
    »Scheiß drauf. Ich brauch keine Minute.« Ich griff nach einer der Broschüren. True nahm die andere an sich. »Verlieren Sie die Pistole nicht«, sagte er. »Wir sehen uns wieder, wenn der Job erledigt ist.«
    Ich blieb noch ein paar Wochen im Krankenhaus. Gegen Ende meines Aufenthalts stellten mich die Ärzte, obwohl ich kein Wort von der Organisation gesagt hatte, von Morphin auf Hydrocodon um. Davon wurde ich reizbar.
    Ich wurde direkt vor Thanksgiving entlassen. Ich feierte zu Hause in aller Stille – nur mit Phil, zwei Truthahnportionen aus der Mikrowelle und ein paar nicht verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln –, und dann, am 30. November, tötete ich Julius Deeds .
    Das lief so ab: Deeds ’ Stammlokal war ein Nachtclub im Mission District . Er kreuzte da fast jeden Abend gegen zehn auf, in einem roten Mustang Cabrio, das er in typischer Arschlochmanier vor einem Hydranten oder zumindest entgegengesetzt der Fahrtrichtung parkte – Sie wissen schon, wie um zu sagen: Ich bin der King des Urwalds, die normalen Regeln gelten für mich nicht. Wenn es nicht regnete, ließ er auch noch das Verdeck offen. Der Sinn der Übung war wahrscheinlich, zu zeigen, was für ein knallharter Typ er war, so knallhart, dass sich niemand trauen würde, sein Auto zu klauen. Oder vielleicht hoffte er sogar, dass jemand es klaute und ihm damit einen Vorwand gab, seinem Baseballschläger ein bisschen Bewegung zu verschaffen.
    Als er an dem Abend vorfuhr, stand ich versteckt in einer Seitengasse gegenüber dem Club. Ich sah, wie er hineinging, und ließ ihm noch eine halbe Stunde Zeit, es sich gemütlich zu machen. Dann steckte ich seinen Mustang in Brand.
    Benzin wäre poetisch gewesen, aber ein Benzinkanister ist nicht nur ziemlich auffällig, es ist auch schwierig, ihn mit einer Hand auszukippen, und mein rechter Arm war noch immer eingegipst. Also hab ich stattdessen Grillanzünder genommen – eine Halbliterflasche, die ich mir bequem in die Jackentasche stecken konnte. Ich wartete, bis sich der Verkehr zwischendurch lichtete, dann schlenderte ich zum Auto rüber, stellte mich unauffällig hin und pinkelte Zündflüssigkeit auf die Vordersitze. Als die Flasche leer war, holte ich ein Überall-Streichholz raus und riss es an meinem Gipsarm an.
    Bis der Rausschmeißer vom Nachtclub endlich Alarm schlug, brannte das Innere des Mustang schon hell und freundlich. Nach und nach kamen Leute aus dem Club raus. Die meisten von ihnen hielten Abstand, aber ein bestimmter Cro-Magnon galoppierte geradewegs auf das Auto zu. Einen Moment lang sah es so aus, als würde mir Deeds die Arbeit abnehmen und sich kopfüber ins Feuer stürzen.
    Wo waren Sie zu dem Zeitpunkt?
    Ein paar Blocks weiter, am Eingang von so einem Park. Er lag auf einem Hügel, dadurch hatte ich freie Sicht auf den Nachtclub, und umgekehrt. Ich stand unter einer Straßenlaterne, voll im Spotlight.
    Sie wollten, dass Deeds Sie sieht?
    Das war mein Plan. Dauerte allerdings eine Weile. Sie kennen doch den Ausdruck »blinde Wut«. Seit dem Abend weiß ich, was er bedeutet. Deeds hatte sich noch immer nicht entschieden, ob er sich auf die Flammen werfen sollte, als der Rausschmeißer mit einem Feuerlöscher ankam. Der Typ wollte nur behilflich sein, klar, aber kaum hatte er angefangen, Schaum auf den Mustang zu sprühen, ist Deeds völlig ausgerastet und hat ihm eine gescheuert. Der Typ hat sich hingelegt, und dann hat sich Deeds den Feuerlöscher geschnappt und eine geschlagene Minute lang versucht, ihn zum Laufen zu bringen. Dann ist er wieder ausgerastet und hat das Ding in ein Schaufenster geschmissen.
    Mitten in diesem Tobsuchtsanfall ist er plötzlich erstarrt, und da wusste ich, er hat endlich gespürt, dass ich ihn beobachte. »Hier drüben, Killer«, flüsterte ich. Er drehte sich langsam auf der Stelle, bis er mich direkt ansah; ich hob den heilen Arm und winkte ihm zu. Dann bin ich wie eine gesengte Sau losgerannt, in den Park hinein.
    Nach ungefähr hundert Metern bin ich stehengeblieben und hab mich

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