Bad Monkeys
Wollen Sie damit sagen, dass Deeds kein Vorstrafenregister hatte?«
»Doch, sicher, er war ein Krimineller, aber kein gewalttätiger. Er hatte eine ganze Latte von Vorstrafen wegen kleinerer Drogendelikte, darunter den lange zurückliegenden Diebstahl eines Rezeptblocks. Der Diebstahl fand statt, während er im Rahmen seines Onkologie-Studiums ein praktisches Jahr im Saint Francis Memorial Hospital absolvierte.«
»Nein, da bringen Sie was durcheinander. Der Onkologie-Student, das war –«
»Ihr dealender Freund Ganesh, ja. Über den ebenso wenig Unterlagen existieren. Oder zumindest habe ich keine finden können: Ich wusste nicht, ob Ganesh sein Vor- oder Nachname war, oder überhaupt nur eine Art Pseudonym.«
»Weiß ich auch nicht«, sagt sie, »aber ich hab ihn mir nicht einfach ausgedacht. Hey, von dem Typ hab ich jahrelang Dope gekauft!«
»Tja, wenn Ganesh ein realer Mensch ist, Jane, können Sie mir dann erklären, wie Julius Deeds dessen Biographie übergestülpt bekommen konnte? Oder ist das ebenfalls ein › Nod -Problem‹?«
»Nein, das ist kein Nod -Problem.« Sie runzelt die Stirn. »Das ist Catering.«
»Catering?«
»Die Abteilung für Gegenspionage der Organisation. Die wissen offenbar, dass ich mit Ihnen rede.«
»Die Organisation hat die Polizeiakten gefälscht?«
»Irgendjemand hat das getan. Und mir ist klar, wie das klingt, aber wenn es Catering war … dann können Sie es sich sparen, meine Story weiter zu überprüfen.«
»Ich verstehe. Das ist eine ziemlich praktische Entwicklung, nicht?«
»Ja, klar, äußerst praktisch, dass Sie glauben, ich würde Ihnen totalen Scheiß erzählen …«
»Warum ›Catering‹? Das ist doch ein ziemlich merkwürdiger Name für eine Abteilung, die sich mit Gegenspionage befasst.«
»Die haben jede Menge logistische Aufgaben«, erklärt sie. »Eine der Methoden, wie es der Organisation gelingt, auf keinem Radarschirm aufzutauchen, besteht darin, kein festes Hauptquartier zu haben. Kosten-Nutzen, der ganze Verwaltungsapparat zieht ständig um, und die Catering-Leute sind sozusagen die Umzugsfirma. Sie kundschaften neue mögliche Standorte aus, transportieren und installieren das Equipment und kümmern sich um den Personentransport. Und als eine natürliche Fortsetzung dieser Aufgaben sind sie auch für Meetings und Veranstaltungen aller Art verantwortlich: für Planung, Sicherung, kalte Platten, was auch immer.«
»Wenn Sie also ein Treffen mit einem anderen Agenten verabreden wollen, wenden Sie sich an Catering.«
»Genau.«
»Und wie funktioniert das? Gibt es eine bestimmte Nummer, die man anruft?«
»Keine Nummer. Man nimmt nur den Hörer ab und redet.«
»Und die Zentrale ist rund um die Uhr abrufbereit?«
»Es sei denn, das Telefon steht an einem unsicheren Ort. Dann bekommt man bloß ein Freizeichen und guckt dumm aus der Wäsche.«
»Na gut«, sagt der Arzt. »Kehren wir zu Ihrer Geschichte zurück. Nachdem Sie in die Organisation aufgenommen wurden, haben Sie vermutlich eine Art Grundausbildung absolviert, ein Trainingsprogramm …«
»Die nennen es Bewährung. Training gehört auch dazu, aber die testen einen auch laufend weiter, um sich zu vergewissern, dass es kein Fehler war, einem den Job anzubieten. Man bekommt einen erfahrenen Agenten zugeteilt, einen sogenannten Bewährungs-Officer, und man erhält einen Bewährungsauftrag – im Prinzip etwas wie eine Standardoperation, bloß komplizierter, mit mehr Möglichkeiten, die Sache zu verbocken.«
»Was war Ihr Bewährungsauftrag?«
»Ein Typ namens Arlo Dexter.«
»Auch ein Serienmörder?«
»Eher ein Serien- Verstümmler. Seine Masche waren versteckte Sprengsätze: Er nahm, sagen wir, einen Zahnpastaspender , füllte ihn mit Schießpulver, Stahlkugeln und einem Bewegungszünder und legte ihn dann in ein Supermarktregal, damit ihn irgendjemand nahm. Direkt getötet hatte er bislang noch niemand, aber er war auf dem besten Weg dazu – und dann, direkt bevor sich die Organisation eingeschaltet hat, lernte er irgendwelche Leute kennen, die ihn mit einem Schlag zum Massenmörder befördern wollten.«
»Und Sie haben ihn aufgehalten?«
»Nein.« Wieder runzelt sie die Stirn. »Das wäre meine Aufgabe gewesen, aber es ist schiefgegangen.«
»Was ist passiert?«
»Er hat mich kommen sehen.«
Nach links und rechts schauen
Die Stimme am Telefon sagte: »Jane Charlotte.«
»Ja, ich soll einen Termin für ein Treffen mit meinem Bewährungs-Officer bekommen.«
»Kreuzung
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