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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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umgedreht. Deeds hatte schon den Parkeingang erreicht und war gerade dabei, ein Kantholz von einem Schild am Tor loszureißen. Ich rannte weiter, und mein Gipsarm schlug mir im Takt gegen die Rippen; als ich mich umschaute, hatte Deeds den Abstand zwischen uns ungefähr halbiert, und er schwang das Kantholz in weiten Aufwärm-Kreisen.
    Ich legte einen letzten Sprint hangabwärts hin, an ein paar Schaukeln vorbei, und kam wieder aus dem Park raus, auf eine von Häusern gesäumte Straße. Ich lief zu einem bestimmten Haus fast am Ende des Blocks und holte den Schlüssel raus, noch während ich die Vortreppe hochrannte. Deeds war mir inzwischen direkt auf den Fersen – ich hatte die Tür kaum hinter mir zugeschlossen, als das Gehämmer auch schon losging. Beim dritten Schlag splitterte das Schloss aus dem Rahmen, beim vierten gab es vollends auf; die Türkette zerknallte, und dann war Deeds drin.
    Diesmal war ich es, die in einer dunklen Ecke des Wohnzimmers saß. Anstelle eines Baseballschlägers hatte ich allerdings eine doppelläufige Schrotflinte auf dem Schoß. Sie war schussbereit: Ich hatte beide Hähne gespannt, die Läufe stützte ich auf mein rechtes Handgelenk, die linke Hand lag an den Abzügen.
    »Du bist eine tote Frau«, verkündete Deeds . Dann bemerkte er die Flinte, blinzelte und fügte hinzu: »Du machst Witze, oder?«
    »Nein«, sagte ich, »mach ich nicht. Jetzt passiert Folgendes: Du lässt dieses Stück Holz da fallen, und wir gehen runter in den Keller …«
    »Nein«, knurrte Deeds . »Was jetzt passiert, ist, dass du mir diese Scheißknarre gibst. Du kannst sie freiwillig rausrücken, oder ich kann sie dir abnehmen – aber wenn du mich dazu zwingst, werde ich richtig sauer.«
    Ich zog den linken Abzug zurück. Die Schrotladung traf Deeds am Arm, warf ihn zurück und riss ihm einen großen Batzen Bizeps weg. Er stieß einen Knurrlaut aus und ließ das Kantholz fallen.
    »Ich sag dir was«, sagte ich. »Du solltest dir lieber Gedanken um meinen Gemütszustand machen.«
    Deeds hielt sich die Hand an den versauten Bizeps. »Du hast mich angeschossen!«, jammerte er. »Du bist verrückt …« Er warf einen Blick über die Schulter zur demolierten Haustür.
    »Du schaffst es doch nicht«, sagte ich. Ich stand auf und zeigte in die andere Richtung. »Da geht’s zur Kellertür. Beweg dich.«
    Er ging langsam, in der Hoffnung, ich würde zu dicht aufrücken und ihm die Chance geben, nach der Flinte zu greifen. Als wir die Kellertreppe erreichten, wurde er noch langsamer und versuchte, mich zu reizen: »Ich weiß nicht, wie du dir einbilden kannst, damit durchzukommen, Jane. Ich meine, ich weiß, dass du mich nicht töten wirst.«
    »Geh weiter.«
    »Ich weiß, dass du mich nicht töten wirst. Vielleicht hast du den Mut abzudrücken, mag von mir aus sein, aber du willst doch nicht in den Knast, oder?«
    »Geh weiter.«
    »Oder bist du so dämlich zu glauben, du könntest auf Notwehr plädieren? Ist das dein Plan? Den Bullen erzählen, du hättest nicht anders gekonnt, weil ich dich krankenhausreif geprügelt hab? Meinst du, das kümmert die?«
    Ich hatte mich auf keine Diskussionen mit ihm einlassen wollen, aber ich konnte nicht anders: »Diese drei Kids, die du verbrannt hast, die werden sie schon kümmern, denk ich.«
    »Diese Kids … Darum geht’s also?« Er lachte. »Dann will ich dir mal was über diese Kids erzählen, Jane. Ich wusste nicht mal, dass sie in der Nacht im Haus waren. Aber ihre Mutter – meine sogenannte Freundin –, die wusste das. Und ich wette, das egoistische Miststück hat sich nicht mal umgedreht, als sie um ihr Leben gerannt ist … Du willst unbedingt jemand verurteilen, Jane? Wie wär’s mit einer Mutter, die es zulässt, dass ihre eigenen Kids verkokeln ?«
    »Halt die Schnauze und geh weiter. Ich sag’s nicht noch einmal.«
    »Okay, okay … Aber ich sag dir, Jane, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das gut für dich ausgehen soll. Ich kann …«
    Er sprach die Drohung nicht zu Ende. Wir waren endlich unten.
    Der Keller wurde von Girlanden hängender Glühbirnen beleuchtet. Er hatte ursprünglich einen Holzfußboden, aber die Planken waren losgestemmt und beiseitegeräumt worden, so dass jetzt die nackte Erde zu sehen war. Hier und da – an insgesamt vier Stellen – waren lange schmale Löcher ausgehoben, wieder zugeschüttet und mit Kalk bestreut worden. Zwischen dem Heizkessel und dem Brenner war ein fünftes Loch, aber es war erst halb

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