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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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ist dann passiert?«, fragte Dixon.
    »Geben Sie mir den Gnadenschuss«, flehte ich ihn an, »bitte!«
    »Wenn’s Ihnen lieber ist, können wir es uns auch gemeinsam ansehen …«
    Falls Sie diesbezüglich Zweifel haben sollten – es gibt Schlimmeres als den Tod.
    Okay, ich hab also den Jungen ins Schlafzimmer gekriegt und hab angefangen, ihn auszuziehen, und selbst in meinem damaligen Zustand hab ich gemerkt, dass was mit ihm nicht stimmte. Er war einfach zu passiv – nicht aus Nervosität passiv, sondern eher wie ein Katatoniker . Und wie ich ihm die Hose ausgezogen und ihn auf den Futon gedrückt habe, da war er plötzlich gar nicht mehr passiv, plötzlich war ich diejenige, die Schiss hatte, denn dieser Junge mochte zwar jünger sein, aber er war auch ein paar Nummern größer als ich, und plötzlich lag er auf mir drauf, das Gesicht zwei Fingerbreit von meinem entfernt, und da war so ein Fieber in seinen Augen, und jetzt hatte auf einmal er die Kontrolle, und es machte keinen Spaß, es fing an weh zu tun …
    Und dann … O Mann, das war übel …
    Was?
    Er hat mich »Schwester« genannt.
    Schwester im Sinne von »Nonne« oder …?
    Was denn, weil das eine weniger für den Arsch war als das andere? Ich hab keine Ahnung, aber in dem Moment bin ich einfach ausgerastet. Ich hab angefangen, auf ihn einzuschlagen – vielleicht hab ich ihn zuerst aufgefordert aufzuhören, aber wahrscheinlich hab ich gleich losgedroschen. Ich hab ihm vier-, fünfmal ins Gesichtgehauen , richtig reingeboxt , und dann hat er sich endlich von mir runtergerollt , und ich hab mich aufgesetzt, und er lag einfach so da auf dem Rücken und zitterte und weinte.
    Und ich denk nur noch: Das krieg ich nicht auf die Reihe, das kriege ich nicht auf die Reihe, also bin ich los und hab mich im Bad eingeschlossen und hab gewartet, bis er verschwindet. Und nach einer Weile hör ich so ’nen Rums und denke, Haustür, Gott sei Dank, obwohl das Geräusch eigentlich nicht ganz passte. Also hab ich zur Sicherheit noch zehn Minuten gewartet und bin dann rausgekommen, mit einem Pömpel bewaffnet wie mit einer Keule.
    Ich bin die Wohnung abgegangen. Küche: leer. Gut. Wohnzimmer: leer. Gut. Schlafzimmer: leer? Der Futon war leer; aber die Bettdecken lagen dahinter auf dem Boden, und dann hab ich einen Fuß gesehen, der unter dem Haufen rausragte . »O Scheiße.«
    Instinktiv stürzte ich rüber zur Kommode. Meine Drogenbunkerschachtel war offen. Marihuana lag überall auf der Kommode verstreut, und die Pillentüte war umgestülpt worden. »O Scheiße.«
    Ich rannte zu ihm hin und grub ihn unter den Laken und Decken aus. Er lag auf dem Bauch, bewusstlos, und er hatte sich wenigstens einmal übergeben, aber Gott sei Dank war er nicht daran erstickt – er atmete, er hatte noch einen Puls. Während ich ihn ohrfeigte, damit er wieder zu sich kam, machte ich in Gedanken rasch Inventur dessen, was in der Pillentüte gewesen war: hauptsächlich Upper und Downer – die sich hoffentlich gegenseitig neutralisieren würden –, aber auch ein paar Meskalintabletten , die ich mir für meinen letzten Tag in der Stadt aufgespart hatte. Nicht die gesündeste Mischung.
    Die Backen des Jungen waren ganz rot von den Ohrfeigen, aber er wachte einfach nicht auf. Er atmete allmählich immer flacher, und mir wurde klar, dass ich einen Rettungswagen rufen musste. Ich schwankte, versuchte, mir eine Alternative auszudenken.
    Wie lange?
    Drei, vier Minuten Maximum – ich schwör’s –, aber dem Jungen wuchsen in der Zwischenzeit keine neuen Gehirnzellen nach, wenn Sie verstehen, was ich meine. Zumindest hab ich nicht versucht, ihn unter die Dusche zu schleppen – ich wusste aus eigener Erfahrung, dass das sowieso nichts bringt –, aber trotzdem …
    Wie auch immer, zu guter Letzt hab ich die 911 angerufen. Die Zentrale meldete sich: »Was kann ich für Sie tun?« Und ich: »Unbeabsichtigte Drogen-Überdosis …« Die Frau ratterte den ganzen Fragenkatalog runter – »Was für Drogen?«
    »Ist er bei Bewusstsein?«
    »Sind seine Atemwege frei?« –, und dann wollte sie meine Adresse wissen. Damals gab’s noch keine Rufnummernanzeige, okay? Also wollte ich’s ihr grad sagen, aber dann hab ich noch einen Blick auf meine Kommode geworfen, auf das ganze verstreute Dope.
    Und die Frau sagte: »Miss? Sind Sie noch da?« Und ich sag: »Ja, ich bin noch da«, und geb ihr die Adresse vom Haus gegenüber. Und sie: »Ist das ein Mietshaus?«, und ich: »Ja, ich denk schon«, und sie:

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